Mit KI das Herzrisiko frühzeitig erkennen

Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind die häufigste Todesursache weltweit. Die Früherkennung ist daher entscheidend. Longevity-Expertin Nina Ruge erläutert wie künstliche Intelligenz überraschende Einblicke in die Gesundheit unseres Herzens liefern kann.
Kardiovaskuläre Erkrankungen stellen weltweit die häufigste Todesursache dar. Daher ist es von entscheidender Bedeutung, Risikofaktoren frühzeitig zu erkennen und präzise zu messen, wie es um die eigene Herzgesundheit steht. Eine zentrale Rolle spielt dabei das Elektrokardiogramm (EKG). Aktuelle Forschungen zeigen jedoch, dass das EKG weit mehr enthüllen kann als nur akute Herzprobleme.
Nina Ruge ist studierte Biologin. Sie startete 1987 bei RIAS TV in Berlin ihre über 30-jährige Fernsehkarriere. Stationen: "heute journal", "heute Nacht" und "Leute heute" im ZDF, Talkshows und Magazine in ARD, Phoenix und 3sat kamen hinzu. Heute ist sie Fachautorin für das Gebiet der "Zellbiologie des Alterns". Seit 2020 verfasste sie vier populärwissenschaftliche Bücher zu diesem Thema, alle fünf wurden Bestseller. Außerdem schreibt sie Kolumnen, produziert Podcasts wie "Der kurze Podcast für ein langes Leben - Zwäg hoch zwei", hält Vorträge und entwickelt eigene Kanäle zum gigantischen Forschungsfeld "Healthy Longevity".
Durch die Kombination mit künstlicher Intelligenz (KI) liefert das EKG Hinweise auf das epigenetische Alter – den Verschleiß unseres Herzens. Ein Forscherteam des Deutschen Zentrums für Herz-Kreislauf-Forschung hat gezeigt, dass sich mithilfe von KI subtile Veränderungen in den EKG-Daten erkennen lassen. Daraus kann erstaunlich präzise abgeleitet werden, wie stark das Herz bereits gealtert ist.
Aus diesen Informationen lässt sich das Risiko für zukünftige kardiovaskuläre Erkrankungen ableiten. Das sogenannte EKG-Alter könnte somit künftig ein wertvoller Marker sein, um das individuelle Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen frühzeitig abzuschätzen und eine personalisierte Prävention gezielt zu steuern.
Die Grundlage dieser Analyse bilden Langzeitdaten aus der „Study of Health in Pomerania“, einer großen Bevölkerungsstudie in Norddeutschland. Die Ergebnisse zeigen: Weicht das EKG-Alter um mehr als acht Jahre vom tatsächlichen Alter nach oben ab, erhöht sich das Risiko für Herzrhythmusstörungen, Herzinsuffizienz und eine frühzeitige Sterblichkeit deutlich.
Besonders aussagekräftig wird die Analyse, wenn mehrere EKGs über einen längeren Zeitraum ausgewertet werden. Dies ist vor allem für Menschen mittleren Alters ohne auffällige Vorerkrankungen, aber mit einem frühzeitig gealterten Herzprofil von großem Interesse. Nicht erst handeln, wenn der Infarkt da ist, sondern rechtzeitig intervenieren – durch mehr Bewegung, gezielte Ernährungsumstellung, Schlafoptimierung oder, bei entsprechender Indikation, auch mit einer medikamentösen Senkung des Blutdrucks – noch bevor klinische Symptome auftreten.
Welche Rolle spielen Ernährung, Bewegung und Hormone bei der Zellverjüngung? Kann uns ein konsequent "verjüngender Lebensstil" tatsächlich gesünder altern lassen? Nina Ruge und Dr. Dominik Duscher machen sich in ihrem neuen Buch „Verjüngung ist möglich: Wissenschaftlich erforscht - was wirklich hilft“ auf die Suche nach diesem – wissenschaftlich abgesicherten – Lebensstil.
Dieser Beitrag stammt aus dem EXPERTS Circle – einem Netzwerk ausgewählter Fachleute mit fundiertem Wissen und langjähriger Erfahrung. Die Inhalte basieren auf individuellen Einschätzungen und orientieren sich am aktuellen Stand von Wissenschaft und Praxis.
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