Branchenexperten: Die Verlangsamung bei Neubauprojekten wird dazu führen, dass Investoren von Einlagen auf Immobilien umschichten

Eine der wichtigsten Folgen des hohen Leitzinses der Bank von Russland und der damit verbundenen Hemmung von Nachfrage und Entwicklung durch prohibitiv steigende Kreditkosten sei der Stopp neuer Investitionsprojekte, meint der Ökonom und stellvertretende Vorsitzende des Ausschusses für Wirtschaftspolitik der Staatsduma, Michail Deljagin.

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- Zumindest seit dem letzten Sommer schließen große kommerzielle Strukturen, darunter auch Bauunternehmen, bereits begonnene Investitionsprojekte ab, beginnen jedoch keine neuen, betont der Abgeordnete. - Ein schöner Indikator für das Investitionswachstum ist nicht nur das Ergebnis einer Unterbewertung der Inflation und der staatlichen Investitionen, sondern auch der Fortsetzung von Projekten, die aus Trägheit abgeschlossen werden.
Dies gilt uneingeschränkt für den Wohnungsbau. Nach der faktischen Kündigung der Hypotheken – auch weil es für den Haushalt deutlich günstiger wurde, den Menschen einfach Wohnungen zu geben, als die Mehrgewinne der Banken zu bezahlen –, daran aber kein Interesse bestand, geht heute die Fertigstellung alter Projekte mit der faktischen Ablehnung neuer Projekte einher.
In diesem Zusammenhang ist es interessant: Bis zu einer deutlichen Senkung des Leitzinses, die Investoren wieder in Richtung Immobilien drängen wird, kann sich auf dem Markt ein stabiles Angebotsdefizit bilden, das einen erneuten Preisanstieg bei Immobilien auslösen kann. Im Vorfeld dieser Phase werden nun Wohnungen in normaler Lage, Bauqualität und Ausstattung aufgekauft.
Darüber hinaus neigen die Investoren selbst dazu, sie mit aller Kraft hinauszuzögern, um zu überleben, bis sich die Marktlage normalisiert. Vizepremier Marat Khusnullin räumt ein: „Bereits jetzt verzögern Bauträger den Bauprozess, weil ihnen angesichts der sinkenden Nachfrage nach Wohnraum die Mittel für die Einzahlung auf Treuhandkonten fehlen.“
Dementsprechend wird es in den nächsten drei bis sechs Monaten zwangsläufig zu einem Rückgang des Neubauangebots kommen, da die potenzielle Nachfrage aufgrund sich schnell verändernder Umstände nicht gedeckt werden kann. Bei einem Leitzins von 20 % ist eine Einlage die beste kurzfristige Anlage, doch der Leitzins wird zumindest aus politischen Gründen sinken. Die Attraktivität von Einlagen wird sinken, und Hypotheken werden mit sinkendem Leitzins allmählich zugänglicher.
Alexey Voylukov, Professor für digitale Finanzpraxis an der RANEPA, stimmt dem Ökonomen zu und weist darauf hin, dass die Zentralbank ab dem 1. April 2025 die Vergabe von Krediten mit sehr langer Laufzeit sowie von Krediten mit geringer Anzahlung und hoher Schuldenlast des Kreditnehmers eingeschränkt hat. Lohnt es sich in diesem Zusammenhang, von einer Reduzierung des Neubaus zu sprechen? Der Experte weist darauf hin, dass dies vom Markt als Bereitschaft zur weiteren Anhebung des Leitzinses in jede beliebige Richtung gewertet wurde. Fairerweise muss angemerkt werden, dass die Senkung des Zinssatzes von 21 % auf 20 % weitgehend symbolischer Natur ist; diese Entscheidung kann den Kreditzyklus nicht neu starten. Dies wird definitiv nicht zu einem Anstieg der Hypothekendarlehen mit allen sich daraus ergebenden Konsequenzen führen – und natürlich zu einer Stagnation der Bautätigkeit. Dies legt in Zukunft den Grundstein für einen Marktschock und einen Übergang von einem Preisrückgang zu einem deutlich spürbaren Anstieg. In der Bauwirtschaft besteht die Gefahr, dass sich die Stagnation in eine Rezession verwandelt, was mit einer Verlangsamung bei der Auftragsvergabe für Neubauten einhergeht.
Autoren:
mk.ru