Jedes vierte Mädchen ist Opfer sexueller Gewalt

Zahlen belegen, dass jedes vierte Mädchen und jeder sechste Junge Opfer sexueller Gewalt geworden ist und dass es sich bei dem Angreifer in 85 Prozent der Fälle um eine dem Opfer nahestehende Person handelt, wie zivilgesellschaftliche Organisationen berichten.
In diesem Zusammenhang kündigten mehrere NGOs die Veröffentlichung eines kostenlosen Katalogs mit Bildungs-, Lehr- und Schulungsmaterialien an, der sich an Schulleiter, Lehrer, Familien und Betreuer richtet. Damit soll die vom Bildungsministerium (SEP) für den 8. September in Schulen im ganzen Land geplante Sensibilisierungskampagne zum Thema sexueller Missbrauch und Kindesmissbrauch verstärkt werden.
Zu den gesammelten Daten gehören unter anderem: Jeden Tag werden 98 Ermittlungsakten wegen sexueller Gewalt gegen Kinder und Jugendliche eröffnet; zwischen 2019 und 2023 benötigten 9.822 Minderjährige wegen sexueller Gewalt ärztliche Hilfe; durchschnittlich 27 pro Tag; das Büro des Ombudsmanns für Kinderrechte (ODI) dokumentierte Fälle schwerer sexueller Übergriffe in öffentlichen und privaten Vorschulen: Bis Juni 2024 wurden 27 Fälle in 12 Bundesstaaten registriert; von 2012 bis 2023 wurden 3.534 Fälle sexueller Gewalt durch Schulpersonal registriert, d. h. ein Fall pro Tag in mexikanischen Klassenzimmern.
„Wir sprechen hier von sehr kleinen Kindern, viele von ihnen zwischen fünf und neun Jahren, die nicht wissen, was mit ihnen passiert“, warnt Valeria González, Spezialistin des Alumbra-Netzwerks. Sie betont außerdem, dass sieben von zehn Tätern Familienmitglieder seien, was die Meldung und Erkennung zusätzlich erschwere.
Die Rolle der Schulen
Die Aktivistin betonte die Bedeutung des Bildungssektors als Ort der Früherkennung, betonte aber auch die Notwendigkeit, die Kinder- und Jugendschutzämter zu stärken, die Opfer bei der Anzeige und der Wiederherstellung ihrer Rechte unterstützen. „Das Bildungspersonal weiß oft nicht, wie es handeln soll. Es ist nicht ihre Aufgabe, Ermittlungen anzustellen, sondern Protokolle zu aktivieren und die zuständigen Behörden unverzüglich zu benachrichtigen“, erklärte sie.
Organisationen wie Alumbra, Fundación Freedom, Guardianes, ODI, Te Protejo México und Unión Mujer sind sich dieser Realität bewusst und haben einen kostenlosen Katalog entwickelt, der Bildungsgemeinschaften praktische und wirksame Instrumente an die Hand geben soll.
Zu den Materialien gehören: das Lobo-Programm für umfassende Sexualerziehung und friedliche Konfliktlösung; ein Handbuch zur Prävention von sexuellem Kindesmissbrauch; ein Handbuch zu Staatsbürgerkunde und digitaler Kultur; Freizeittools für Lehrer, Familien und Schüler; das Escáner-Programm, das auf Sexualerziehung, selbstbewusste Kommunikation und aktives Zuhören für Eltern und Betreuer spezialisiert ist; und Leitfäden für den sicheren Umgang mit sozialen Medien; das kostenlos online verfügbar ist.
Eleconomista