Was passiert, wenn die KI einkaufen geht? Die Revolution im Online-Handel namens Agentic Shopping

Wir haben uns gefragt, was eigentlich im E-Commerce-Markt in Deutschland so los ist. Und was KI damit zu tun hat. Hier sprechen Expertinnen und Experten, Gründerinnen und Player der Branche über aktuelle und zukünftige Entwicklungen und Herausforderungen im E-Commerce. Dieser Artikel ist Teil der Serie.
Bisher: Frau braucht Kleid für eine Hochzeit. Sie öffnet die Zalando App, sucht. Sie öffnet die About You App, sucht. Sie geht auf die Webseiten von Mango, Marc O’Polo, Zara. Schaut bei Shein und Amazon.
Sie googelt „Kleid für Hochzeit“ und klickt sich von Anbieter zu Anbieter. Als sie ein Kleid findet, ist ihre Größe nicht verfügbar. Als sie schließlich eines bestellt, schickt sie es drei Tage später zurück, weil es nicht passt. Noch immer hat die Frau kein Kleid für diese Hochzeit.
In der nahen Zukunft könnte es so laufen: Frau öffnet ihren persönlichen Shopping-AI-Agent und schreibt: „Such mir Kleider für eine Hochzeit“. Sekunden später schlägt die KI ihr fünf Kleider vor. Alle sind in der ihr tatsächlich passende Größe verfügbar, alle entsprechen genau ihrem Geschmack. Der Agent weiß, was ihr steht, was ihr gefällt – und welche Größe ihr in der Kollektion eines bestimmten Herstellers am besten passt.
Svenja Tegtmeier meint, diese Vision könnte schon in sechs, vielleicht in zwölf Monaten in einiger Breite Wirklichkeit sein. Und, dass das sogenannte „Agentic Shopping“ den E-Commerce, wie wir ihn kennen, komplett verändern wird.
Agentic Shopping bzw. Agentic E-Commerce nennt man es, wenn autonome KI-Agenten den Einkauf im Auftrag der Nutzer übernehmen. Der Mensch definiert die Rahmenbedingungen: Budget, Stil oder Größe. Die KI analysiert dann individuelle Präferenzen, suchen nach passenden Produkten, vergleichen Preise und trifft – wenn gewünscht – auch eigenständig Kaufentscheidungen.
Im Unterschied zum klassischen E-Commerce, der auf manuelle Suche, Filterung und Vergleich basiert, nutzt Agentic Shopping kontextuelle, multimodale KI-Systeme, die natürliche Sprache, Bilder, historische Daten und situative Faktoren verstehen.
Heißt: Die Agenten agieren nicht nur auf Basis von Keywords, sondern interpretieren Absichten – beispielsweise „ein elegantes Outfit für ein Abendessen in Rom“ – und beantworten sie mit kuratierten Vorschlägen aus unterschiedlichen Quellen.
Im E-Commerce spricht man von einem neuartigen, dialogbasierten Einkaufserlebnis, das zugleich personalisiert, assistiv und kuratorisch funktioniert.
Für Unternehmen bedeutet dieser Wandel eine tiefgreifende Veränderung der digitalen Vertriebslogik. Künftig werden viele Kaufentscheidungen nicht mehr von Menschen im Webshop, sondern über Agenten-Schnittstellen wie Chatbots, Sprachassistenten oder generative Plattformen initiiert. Marken müssen ihre Produktdaten, Inhalte und Services so aufbereiten, dass sie maschinenlesbar und „agent ready“ sind.
Agentic Commerce verschiebt den Wettbewerb von SEO und Performance-Marketing hin zu Vertrauens- und Datenqualität – entscheidend ist nicht mehr, wer online sichtbar ist, sondern wessen Produkte die Agenten als beste Lösung erkennen
businessinsider