Der FC Basel startet mit einer Niederlage in die Meisterschaft – der Captain Xherdan Shaqiri kritisiert seine Teamkollegen


Gian Ehrenzeller / Keystone
Als der Fussballer Willem Geubbels in der 83. Minute den Platz verlässt, huldigt ihm das St. Galler Publikum. Es skandiert seinen Namen, verabschiedet den Stürmer mit stehenden Ovationen. Vielleicht hat es Geubbels am Samstagabend zum letzten Mal gesehen, der 23-jährige Franzose will den Klub verlassen; ein Transfer dürfte dem FC St. Gallen ein paar Millionen einbringen.
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Das Publikum beklatscht Geubbels für seine herausragende Darbietung. Kurz zuvor, in der 75. Minute, hat er mit einem Kopfball das erlösende 2:1 für die St. Galler erzielt. Und dem FC Basel damit gehörig den Saisonstart vermiest. Denn nach Geubbels’ Auswechslung gibt es im Kybunpark nicht mehr viel zu sehen. Ausser: jubelnde St. Galler hier, verärgerte Basler da.
Der Frust der Basler ist nachvollziehbar, denn sie hätten dieses «intensive, enge 50:50-Spiel», wie es der neue FCB-Coach Ludovic Magnin hinterher bezeichnet, durchaus für sich entscheiden können, ja müssen. Top-Chancen dazu hatten sie, doch sowohl Philip Otele (3.) als auch Albian Ajeti (49.) und der eingewechselte Kevin Carlos (73.) vergaben völlig freistehend vor dem Tor. Sie haben eben keinen Geubbels im Sturm.
Schon wieder Görtler und GeubbelsUnd so misslingt dem FC Basel der Start in die Super League zum dritten Mal nacheinander. Wobei die Partie am Samstag wie eine Kopie des Saisonstarts vor zwei Jahren wirkte. Auch damals unterlag Basel in St. Gallen 1:2, auch damals erzielten Lukas Görtler und Geubbels die Tore für die Ostschweizer.
Dieses Mal trifft Görtler zunächst zwar zum 0:1 ins eigene Tor (40.). Doch der St. Galler Captain ist es auch, der nach der Pause den Ausgleich schiesst (56.). Und die Energie ins Stadion zurückbringt: mit hart geführten Zweikämpfen, mitreissenden Gesten, Nicklichkeiten gegen den zunehmend genervten Xherdan Shaqiri.
Gian Ehrenzeller / Keystone
Beim FC Basel wirkt es hingegen so, als seien noch nicht alle Spieler wieder im Wettkampfmodus. Der Basler Captain Shaqiri verwirft schon früh mehrmals die Hände, kritisiert seine Mitspieler. Nach der Partie sagt der 33-Jährige: «Klar, wir haben junge Spieler im Team, aber auch die müssen mit dem Druck umgehen können.»
Insbesondere von den Einwechselspielern kommt – anders als bei den St. Gallern – viel zu wenig. Shaqiri sagt: «Heute waren nicht alle zu hundert Prozent da. Wenn man reinkommt, dann muss man parat sein. Einige Spieler waren nicht bereit, um der Mannschaft zu helfen.» Das sind harte, ehrliche Worte. Shaqiri wählt sie, weil er weiss, dass die Ansprüche in Basel nach dem Double-Gewinn gestiegen sind, der Druck sofort gross ist.
Folgen weitere Niederlagen, dürfte den auch Magnin schon bald zu spüren bekommen. Der Romand sagt nach seinem misslungenen Pflichtspiel-Debüt als FCB-Coach: «Ich kann mich nicht erinnern, in St. Gallen je so viele Chancen gehabt zu haben, ohne Punkte zu holen.» Am nächsten Samstag im Heimspiel gegen GC müsse sein Team sofort eine Reaktion zeigen.
Der Fokus des FCB gilt der Champions-League-QualifikationDie Saisonvorbereitung haben Magnin und der Klub aber vor allem auf Ende August ausgerichtet. Dann spielt der FCB um den Einzug in die Königsklasse des europäischen Klubfussballs. Setzt er sich im Play-off aus Hin- und Rückspiel durch, ist im St.-Jakob-Park erstmals seit acht Jahren wieder Champions League zu sehen.
Die Teilnahme an der Königsklasse ist für den FC Basel auch aus finanziellen Gründen wichtig. Trotz Sparmassnahmen beträgt das strukturelle Defizit der Basler weiterhin rund 15 Millionen Franken, Millionen aus der Champions League kämen da gelegen. Zumal es viele wären: Allein die Startgage beträgt 18,62 Millionen Euro. In den acht Spielen der Ligaphase würde der FCB zusätzlich pro Sieg 2,1 Millionen Euro, für jedes Unentschieden 700 000 Euro erhalten. Verlieren die Basler das Play-off hingegen und spielen ab September in der Europa League, betragen die Einnahmen nur rund einen Fünftel davon.
Dass der FC Basel unbedingt in die Champions League will, verdeutlicht die Kaderzusammenstellung: Die starke Offensive um Shaqiri, Otele und Bénie Traoré konnte er zusammenhalten, die bisherigen Transfers wirken klug. Mit Verpflichtungen wie Keigo Tsunemoto (Servette) und Koba Koindredi, den Magnin aus Lausanne mitbrachte, hat der FCB zudem geschickt die Liga-Konkurrenten geschwächt.
Doch eine Schwachstelle haben die Basler weiterhin: die Innenverteidigung. Auf dieser Position benötigt der Klub dringend Alternativen zu den fehlerhaften Jonas Adjetey und Nicolas Vouilloz sowie dem oft verletzten Leon Barisic. Zumal, wenn er auf europäischer Bühne bestehen will. Kaum zufällig sagte Shaqiri nach dem Fehlstart in St. Gallen: «Wir bekommen die beiden Tore viel zu einfach. Das müssen wir besser verteidigen.» Beim 2:1 von Geubbels war Adjetey durch den Strafraum geirrt.
nzz.ch