Generation X: Was die heute 45-60-Jährigen so cool macht

Bei der Frage, welche Generation am coolsten ist, wurde die Generation X oft vergessen – und das zu Unrecht.
Ich war neun Jahre alt, und meine Mutter – damals Mitte 20 – saugt das Wohnzimmer, während "My Favourite Game" von The Cardigans aus den Lautsprechern schallt. Mit tief sitzenden Jeans geht sie zum Takt auf dem Teppich auf und ab, während ich vom Sofa aus zusehe. Diese Erinnerung wird für mich immer mit diesem Song verbunden sein.
Obwohl ich in den 90er-Jahren geboren wurde – und damit Millennial bin – stamme ich aus einem Gen-X-Haushalt und bin daher schon von klein auf mit der Kultur aufgewachsen. In unserem CD-Regal fand sich vor allem Musik von Bands aus den 90ern: Pixies, PJ Harvey, Placebo. Das Gleiche gilt für meine Lieblingsfilme: "Durchgeknallt" zum Beispiel oder "Fallen Angels", "Lola rennt", "Hackers".
Als ich mich später mit Autor:innen aus der Generation X wie Bret Easton Ellis, Elizabeth Wurtzels "Prozac Nation" und Irvine Welsh beschäftigte, wurde mir etwas klar: Ich bin einfach 15 Jahre zu spät geboren worden. Statt à la Gen X also in den Neunzigern Mixtapes aufzunehmen und meinen Corporate Job zu hassen, muss ich mich mit Instagram und ASOS-Paketen herumschlagen.
Der Kampf der Generationen ist in den letzten Jahren so allgegenwärtig geworden, dass es fast schon langweilig ist, das Thema anzuschneiden. Gen Z gegen Millennials, Millennials gegen Gen Z und alle gegen die Boomer. Vor diesem Hintergrund ist die Generation X, also alle, die zwischen 1965 und 1980 geboren wurden, irgendwie in Vergessenheit geraten. Bei den Streitereien steht neben gegenseitigen Schuldzuweisungen vor allem die Frage im Mittelpunkt, wer denn jetzt wirklich die Coolen waren. Kann es vielleicht sein, dass das doch die Generation ist, über die nie jemand spricht?
Kate Moss und Alexander McQueen
Die Generation X steht außerdem dafür, im gesellschaftlichen Kontext oft unbeteiligt zu sein – ein Luxus, der durch Privilegien entsteht, derer sie sich oft nicht bewusst sind. Aber trotzdem gehören einige der coolsten Menschen überhaupt zu dieser Generation: Kate Moss, Naomi Campbell, Alexander McQueen, Winona Ryder. Ein Großteil der Kunst, die Millennials und Zillennials geschaffen haben, basiert auf dem Fundament der Gen X, wie Riot Grrrl, David Lynch oder MTV. Dafür, dass die Generation oft unerwähnt bleibt, ist sie erstaunlich oft zu finden.
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