Kinder in Frankreich erkranken an mysteriösem Infekt, eins stirbt - was wir wissen

In Frankreich erkranken mehrere Kinder an einem schwerem Magen-Darm-Infekt, einige von ihnen erleiden zusätzlich eine seltene Form von Nierenversagen. Ein Kind stirbt. Die Behörden suchen fieberhaft nach der Ursache.
Sieben Kinder sind in Nordfrankreich binnen weniger Tage mit schweren Durchfallerkrankungen auf die Intensivstation der Klinik in Saint-Quentin (nahe Belgien) gekommen. Bei vier von ihnen trat eine seltene Form von akutem Nierenversagen auf, an dem ein zwölfjähriges Kind inzwischen gestorben ist, teilte die Präfektur mit.
Die Behörden suchen fieberhaft nach der Ursache der Erkrankungen und möglichen Zusammenhängen. Auslöser könnte eine Lebensmittelvergiftung sein, wobei die Kinder den Ermittlungen zufolge aber nicht am selben Ort gegessen haben und unterschiedliche Einrichtungen besuchen.
Die Kinder im Alter von einem bis zwölf Jahren wurden zwischen dem 13. und 18. Juni in die Klinik eingeliefert und stammen aus der 53.000-Einwohnerstadt Saint-Quentin oder der Umgebung.
Vier von ihnen entwickelten das hämolytisch-urämische Syndrom (HUS). Dabei handelt es sich um eine seltene, schwere Blut- und Nierenerkrankung, bei der sich schlagartig viele kleine Blutgerinnsel im Körper bilden. Diese blockieren laut Medizinportal "MSD Manual" die Blutversorgung lebenswichtiger Organe wie Gehirn, Herz und Nieren. Außerdem kommt es zu einem Zerfall der roten Blutplättchen und einer Blutarmut, in deren Folge die Nieren versagen können.
Das HUS tritt meistens infolge einer Darminfektion auf. Betroffene haben zuvor Lebensmittel zu sich genommen, die mit Kolibakterien oder anderen giftstoffbildenden Bakterien verseucht waren. Die Krankheit kommt insbesondere bei Kindern vor, doch auch Erwachsene können betroffen sein.
Kennzeichnend für das HUS ist die plötzliche Entwicklung der Symptome. Zu den ersten Beschwerden zählen:
- Erbrechen
- Durchfall (häufig blutig)
Aufgrund der Blutgerinnsel, die sich in den Nieren bilden, kommt es zu schweren Nierenschäden, die zur Niereninsuffizienz fortschreiten können. Neurologische Beschwerden sind hingegen selten.
Festgestellt wird das HUS meist durch Blutuntersuchungen sowie Urintests zur Messung der Nierenfunktion. Etwa die Hälfte der Betroffenen benötigt eine Nierendialyse, um die Abfallprodukte aus dem Blut zu entfernen. In den meisten Fällen gesunden die Nieren wieder, einige Betroffene tragen jedoch permanente Nierenschäden davon.
Jährlich werden in Frankreich nur 100 bis 165 Erkrankungen von Kindern mit dem HU-Syndrom dokumentiert.
Die Behörden in Nordfrankreich riefen Eltern auf, die Rettungskräfte zu alarmieren, wenn sie bei ihren Kindern schwere Durchfallerkrankungen feststellen. Diese seien ansteckend, weshalb Hygiene wichtig sei.
Außerdem sollten kleine Kinder keine Lebensmittel aus Rohmilch verzehren oder Wasser trinken, das nicht aus einer Flasche oder der Trinkwasserleitung stammt. Auch das Verschlucken von Wasser beim Schwimmen in einem Fluss oder Teich könne ungesund sein.
FOCUS