Warum sich die europäischen Aktienmärkte trotz Trump weiterhin gut entwickeln


Während die Aktienmärkte in den USA in diesem Jahr überwiegend im Minus liegen, entwickeln sich europäische Aktien besser. Laut RTL Z-Börsenanalyst Jacob Schoenmaker sorgt der von Donald Trump entfesselte Handelskrieg in Europa für eine „Renaissance“. Laut Schoenmaker und dem Börsenexperten Stan Westerterp sind Trumps Handlungen jedoch nicht die einzige Erklärung.
Wer einen Rundgang durch die großen europäischen Börsen macht, sieht fast überall grüne Zahlen. Während der niederländische AEX-Index zum Zeitpunkt des Schreibens dieses Artikels nur geringfügig besser dasteht, steht der deutsche DAX-Index deutlich besser da. Darüber hinaus schneiden auch der französische CAC 40 und der britische FTSE 100 in diesem Jahr nicht schlecht ab. Und das gilt auch für den STOXX Europe 600, einen Aktienindex der größten europäischen Unternehmen.
Aufholen„Amerika ist seit Jahren führend, während Europa hinterherhinkt“, beginnt Westerterp seine Erklärung des europäischen Vormarsches. „Die Schmerzen sind nun auch in Amerika spürbar, was europäische Aktien wieder beliebter macht“, sagte der Vermögensverwalter.
Mit anderen Worten, so Westerterp, läuft es darauf hinaus, dass amerikanische Aktien in den vergangenen Jahren deutlich besser performt haben als europäische Aktien und die Rollen nun vertauscht sind. „Europa holt auf“, sagte Schoenmaker letzte Woche.
Laut Schoenmaker gehen Investoren davon aus, dass insbesondere amerikanische Unternehmen vom Handelskrieg hart getroffen werden. „Aber das ist nur die eine Seite der Geschichte. Auch bestimmte amerikanische Unternehmen waren in den letzten Jahren sehr teuer. Priced for Perfection, wie man so schön sagt.“ Dies bedeutet, dass der Preis einer Aktie mehr wert ist, als Experten für angemessen halten.
Diese Überbewertung bedeute, dass man „erwartet“ habe, dass die US-Aktien irgendwann einbrechen würden, so Westerterp. Der Handelskrieg hat alles beschleunigt. Und davon profitieren die europäischen Aktienmärkte, denn die Aktien hiesiger Unternehmen waren vergleichsweise günstig.
Nachfolgend finden Sie eine Übersicht über die Performance der 600 größten europäischen Unternehmen in diesem Jahr (gelb), den Kurs des amerikanischen S&P 500 in Dollar (blau) und den gleichen Kurs in Euro (orange). Dieses Diagramm wurde am 1. Mai erstellt.

Auch an den Aktienmärkten hierzulande waren Trumps Mätzchen bezüglich der Einfuhrzölle sichtbar. Die Aktienmärkte erholten sich jedoch recht schnell.
Dies bedeutet allerdings nicht, dass europäische Investoren unbedingt von der Erholung profitieren; im Gegenteil. Viele Europäer, darunter auch die Niederländer, investieren in amerikanische Aktien.
„Dollar-Effekt“Hinzu komme, so die Herren, der Dollareffekt. Der Wertverlust des Dollars macht die Verluste noch größer.
Bei genauerer Betrachtung der Unternehmen hinter den Aktien seien die Rückschläge in Amerika laut Westerterp vor allem bei den sogenannten High-Beta- Aktien spürbar. Der Aktienkurs dieser Unternehmen schwankt stärker als der anderer Unternehmen. Dazu zählen beispielsweise Tech-Giganten wie Apple und Amazon oder der Chiphersteller Nvidia.
Auch europäische Aktien mit höherer Volatilität, also dem Grad der Mobilität von Aktien, schnitten in diesem Zeitraum insgesamt weniger gut ab. So schnitten beispielsweise der niederländische Chiphersteller ASML und der Ozempic-Hersteller Novo Nordisk (eines der wertvollsten Unternehmen Europas) schlechter ab.
„Langweilig läuft es jetzt gut“Den „traditionellen“ und „langweiligen“ Unternehmen gehe es hier derzeit im Allgemeinen gut, sagt Westerterp. „Man sieht auch, dass diese Art von Unternehmen, wie etwa Versicherer und Telekommunikationsunternehmen, von den Schlägen in Amerika relativ verschont bleiben.“
Dennoch seien Technologieaktien seiner Meinung nach langfristig gute Investitionen. „Es ist ein relatives Spiel. Sie haben in den letzten Jahren viel geleistet und werden in den nächsten zehn Jahren viel leisten.“
Blick in die ZukunftDarüber hinaus ist er der Ansicht, dass es für Anleger sinnvoll sei, mit Blick auf die Zukunft ein Auge auf die USA zu werfen. „Es gibt große Unternehmen mit einzigartigen Geschäftsmodellen, für die es in Europa kein Pendant gibt.“
Die Geschichte hat gezeigt, dass Anleger sich nicht nur um die Zukunft kümmern. Dies liegt natürlich auch daran, dass die Zukunft nicht vorhersehbar ist. Das Jahr 2025 zeigt also, wie unberechenbar die Aktienmärkte sind. Oder wie Schoenmaker sagt: „Es war ein ereignisreiches Jahr.“
Die Unruhe an der Börse hat wieder jede Menge Börsenklischees hervorgebracht. Nachfolgend sind die fünf größten aufgeführt:
RTL Nieuws