EU hat Boeing im Visier: „Kommission arbeitet an Einfuhrzöllen auf US-Flugzeuge“


Es ist ein Ball. Die Europäische Kommission hat Boeing mit neuen Einfuhrzöllen belegt, falls die Gespräche mit den USA über ein Handelsabkommen scheitern. Die Flugzeuge des US-Herstellers stehen auf einer Warenliste, die die USA jährlich im Wert von 100 Milliarden Euro importieren.
Der Plan werde nur dann in Kraft treten, wenn es der Europäischen Kommission nicht gelinge, eine Senkung der derzeitigen US-Zölle auszuhandeln, berichtet die Wirtschaftszeitung Financial Times .
„Wir bereiten uns auf die Möglichkeit vor, dass es zu keiner Einigung mit den USA kommt“, bestätigte ein Sprecher von EU-Kommissar Maroš Šefčovič gegenüber RTL Z. „Alle Optionen liegen auf dem Tisch.“ Zu Details möchte der Sprecher allerdings nicht näher eingehen. „Wir ziehen es vor, eine Einigung zu erzielen“, betonte er weiter.
Mehrere AbgabenDerzeit gibt es zwei Abgaben auf Importe aus der EU in die USA. Erstens wird auf Stahl und Aluminium von außerhalb der USA ein Einfuhrzoll von 25 Prozent erhoben. Zudem wird auf fast alle EU-Exporte in die USA ein allgemeiner Einfuhrzoll von 10 Prozent erhoben. Diese jüngste Abgabe ist Teil von Trumps Paket globaler Zölle. Der amerikanische Präsident hatte sich dies Anfang April als Vergeltung für seiner Ansicht nach unfaire Handelspraktiken gegenüber den USA ausgedacht.
Zunächst wurde die EU mit einer Abgabe von 20 Prozent belastet. Nachdem die Aktienmärkte weltweit aufgrund der Angst vor den Folgen des Handelskriegs tief ins Minus gerutscht waren, senkte Trump die Zölle für die EU auf zehn Prozent. Lediglich die Zölle gegenüber dem Erzfeind China blieben hoch und wurden sogar noch erhöht.
VerhandlungenDie EU verhandelt derzeit – wie auch andere US-Handelspartner – mit der US-Regierung über ein Handelsabkommen. Für den Fall, dass dies nicht gelingt, werden auch hinter den Kulissen neue Maßnahmen entwickelt. Wie etwa eine Abgabe auf Flugzeuge eines der größten amerikanischen Unternehmen: Boeing.
Laut Eurostat-Zahlen importierte die EU im vergangenen Jahr US-Flugzeuge und Luft- und Raumfahrtteile im Wert von 18,3 Milliarden Euro. Darüber hinaus soll die Liste, deren Veröffentlichung morgen erwartet wird, auch chemische Produkte enthalten.
Bis die Abgaben tatsächlich in Kraft treten, wird es noch einige Zeit dauern. So muss dem Plan beispielsweise noch eine qualifizierte Mehrheit der EU-Mitgliedsstaaten zustimmen. Dies bedeutet, dass 55 Prozent der Mitgliedstaaten zustimmen müssen und diese zusammen 65 Prozent der europäischen Bevölkerung repräsentieren müssen.
Beliebtes ZielBoeing ist ein beliebtes Ziel im globalen Handelskrieg. China habe seiner nationalen Fluggesellschaft bereits befohlen, keine neuen Flugzeuge mehr aus Seattle zu kaufen, berichtete Bloomberg unter Berufung auf Insider.
Die Zölle sind ein bemerkenswerter Erfolg Trumps in seinen ersten 100 Tagen im Weißen Haus. Die Amerikaner sind darüber nicht glücklich, sagt Korrespondent Erik Mouthaan.
RTL Nieuws