EU geht wegen Trumps Zöllen vor die WTO, Gegenzölle bereit


Die Europäische Union geht bei der Welthandelsorganisation (WTO) gerichtlich gegen die von US-Präsident Trump verhängten Einfuhrzölle vor. Europa verfügt zudem über eine Liste amerikanischer Produkte, auf die es seinerseits Zölle erheben will, falls die USA ihre Abgaben nicht aufheben.
Grund für diesen Schritt der EU sind die pauschal erhobenen US-Einfuhrzölle von zehn Prozent und 25 Prozent auf Stahl und Aluminium. Zuvor hatten sich auch China und Kanada an die WTO gewandt, um die neuen US-Handelszölle anzufechten.
„Die EU ist eindeutig davon überzeugt, dass diese Zölle eklatante Verstöße gegen grundlegende WTO-Regeln darstellen“, schrieb die Europäische Kommission.
Trump hat die WTO bereits lahmgelegtDie Beschwerden Chinas und Kanadas werden voraussichtlich im Sande verlaufen. Obwohl die WTO eine Art Schiedsrichter in Sachen globalem Freihandel ist, legte Trump die Organisation 2019 praktisch lahm. Er tat dies, indem er sich weigerte, neue Mitglieder für den wichtigsten Streitbeilegungsausschuss zu ernennen.
Dass die EU dennoch vor die WTO trete, liege daran, dass sie die Handelszölle nicht völlig unbeantwortet lassen wolle, sagte eine Quelle in der Kommission gegenüber der Nachrichtenagentur ANP. „Das Ziel der EU besteht vor allem darin, zu bestätigen, dass international vereinbarte Regeln wichtig sind“, erklärt die Kommission.
Bevor eine offizielle Beschwerde eingereicht wird, werden die USA und die EU zunächst Gespräche über die Angelegenheit aufnehmen. Diese Gespräche werden irgendwann in den kommenden Wochen stattfinden.
EU-Gegenzölle: 95 Milliarden EuroDie Europäische Kommission hat bereits eine Liste mit US-Produkten veröffentlicht, auf die Gegenzölle erhoben werden könnten, falls die Verhandlungen mit den USA über die Abschaffung der Zölle scheitern. Dabei handelt es sich um 218 Seiten amerikanischer Produkte im Wert von 95 Milliarden Euro.
Auf der Liste stehen vor allem landwirtschaftliche und industrielle Produkte wie Whisky, Motorrad- und Flugzeugteile. Auch der amerikanische Luftfahrtkonzern Boeing könnte betroffen sein. Die Kommission möchte außerdem die EU-Exporte von Stahlschrott und chemischen Produkten im Wert von 4,4 Milliarden Euro begrenzen.
Auf der Liste stünden keine pharmazeutischen Produkte oder Produkte, deren Einfuhr anderswo schwierig sei, hieß es aus einer Kommissionsquelle. Auch Hersteller oder andere Interessenvertreter können bis zum 10. Juni Einwände gegen die Liste einreichen.
Andere Liste als letzten MonatDie Liste unterscheidet sich von der Liste, die die Kommission letzten Monat als Vergeltungsmaßnahme veröffentlicht hat. Die EU beschloss, diese Gegenmaßnahmen für 90 Tage auszusetzen, nachdem US-Präsident Donald Trump dasselbe mit einem pauschalen Importzoll von 20 Prozent getan hatte. Die Pause dauert bis Juli.
Unten können Sie sehen, dass Trumps Abgaben laut dem Ökonomen Steven Brakman direkte Auswirkungen haben:
RTL Nieuws