Neue Einnahmen für die EU aus Zigaretten, Abfällen und Unternehmen

Eine drastische Erhöhung der Verbrauchsteuern auf „blonde“ Zigaretten, neue Verbrauchsteuern auf E-Zigaretten, auf große Unternehmen mit einem Nettoumsatz von über 50 Millionen Euro und auf Elektroschrott, europäische Mittel für die Kernspaltung und eine öffentliche Plattform zur Echtzeitüberwachung der Verwendung europäischer Ressourcen. Dies sind einige der neuen Entwicklungen, die im Rahmen des Vorschlags für den neuen EU-Haushalt 2028–2035 diskutiert werden , der dem Kollegium der Kommissare am Mittwoch, dem 16. Juli, vorgelegt wird. Dieses umfassende und ehrgeizige Paket wurde der ANSA teils durch mit der Situation vertraute Quellen und teils durch Einsicht in den Verordnungsentwurf zugänglich gemacht, der eine Ausgabenüberwachung durch verstärkte Kontrollen bestimmter Posten wie den grünen Wandel, aber auch die Einhaltung sozialer Rechte und internationaler Konventionen einführt.
Unter den Vorschlägen für die neuen Eigenmittel der Union stechen zwei äußerst wirkungsvolle Maßnahmen hervor: eine spezifische Verbrauchsteuer auf Elektroschrott, um das Recycling zu fördern, und ein Paket neuer Steuern auf Tabakprodukte – sowohl traditionelle als auch alternative. Die Besteuerung großer Unternehmen soll laut Financial Times für alle in Europa tätigen Unternehmen unabhängig von ihrem Standort gelten und auch Steuerklassen umfassen, um größere Unternehmen stärker zu besteuern.
Was Tabak betrifft, so wurden in einem seit langem zirkulierenden internen technischen Dokument der Kommission zur möglichen Überarbeitung der Tabakrichtlinie bereits erhebliche Erhöhungen vorgeschlagen: +139 % für die Mindestverbrauchsteuer auf Zigaretten, +258 % für Drehtabak und satte +1.090 % für Zigarren und Zigarillos. Für italienische Verbraucher (nicht alle Tabaksteuern fließen in den EU-Haushalt) könnte dies eine Preiserhöhung von 5 € pro Packung auf 6,20 € bedeuten.
Die lang erwartete Überarbeitung der TED-Verbrauchsteuerrichtlinie (TED) soll nicht nur die Einnahmen erhöhen, sondern auch den Tabakkonsum einschränken. Sie schließt neue, bisher ausgeschlossene Kategorien wie E-Zigaretten und erhitzten Tabak ein. Die neuen Steuersätze für diese Produkte liegen zwischen 0,12 und 0,36 Euro pro Milliliter für E-Zigaretten und 108 Euro pro 1.000 Stück für erhitzten Tabak – etwa die Hälfte des Steuersatzes für herkömmliche Zigaretten. Alle Änderungen bedürfen der einstimmigen Zustimmung der 27 Mitgliedstaaten.
Neben den Einnahmen führt der neue Haushalt auch auf der Ausgabenseite innovative Elemente ein. Der Verordnungsentwurf zur Leistungsüberwachung sieht ein echtes „Single Gateway“ vor, ein einheitliches Transparenzportal, über das Bürger, Unternehmen und Journalisten in Echtzeit die finanzielle Leistung von EU-Programmen, die Liste der Begünstigten, offene Ausschreibungen sowie die Auswirkungen der Ausgaben auf Klima, Geschlechtergleichstellung und soziale Rechte einsehen können. Jede Maßnahme wird zudem mit einem spezifischen Score (Gender Score) von 0 bis 2 bewertet. Um Zugang zu den Mitteln zu erhalten, müssen die Programme die Einhaltung internationaler Sozialkonventionen nachweisen.
Ziel der Kommission ist es, das derzeit fragmentierte Überwachungssystem mit über 5.000 heterogenen Indikatoren zu vereinfachen und einen harmonisierten Rahmen mit rund 700 gemeinsamen Indikatoren zu schaffen. Dies soll die Bewertung der Wirksamkeit der Ausgaben erleichtern und die öffentliche Kontrolle stärken.
Auch an kontroversen Prioritätensetzungen mangelt es nicht. Unter den über 200 in der neuen Verordnung vorgesehenen Politikbereichen sticht, wie erwähnt, die Kernspaltung hervor, obwohl sie bisher in den politischen Dokumenten der EU kaum Erwähnung fand. Als Indikatoren für diesen Bereich sind „neu installierte Kapazität“ und „vermiedene jährliche Treibhausgasemissionen“ vorgesehen. Dies deutet auf einen möglichen Wandel in der EU-Energiepolitik hin, die sich zunehmend auf Technologien konzentriert, die bislang als kontrovers galten.
ansa