Mysteriöses Saatgut im Briefkasten: Warnung vor Gefahr aus China

Immer mehr Menschen in Deutschland finden plötzlich kleine Tütchen mit Saatgut in ihrem Briefkasten – ohne jemals etwas bestellt zu haben. Besonders in Hessen häufen sich solche rätselhaften Postsendungen. Woher genau sie kommen, scheint inzwischen klar. Was genau dahintersteckt und warum Experten davor warnen.
Die Sendungen stammen überwiegend aus China und bergen nach Einschätzung von Experten erhebliche Risiken für Natur und Landwirtschaft. Fachleute vom Julius Kühn-Institut (JKI) in Braunschweig warnen, dass die unbekannten Samen invasive Arten enthalten könnten.
Diese Pflanzen breiten sich oft unkontrolliert aus und verdrängen heimische Arten. Zusätzlich besteht das Risiko, dass Krankheiten oder Schädlinge eingeschleppt werden – mit Folgen für Wälder, Gärten, Parks und die Landwirtschaft.
Das JKI rät deshalb dringend: Nicht aussäen, sondern sofort im Hausmüll entsorgen. Auf keinen Fall sollten die Tütchen auf dem Kompost oder in der Biotonne landen, da sich die Samen von dort aus weiterverbreiten könnten.
In Frankfurt tritt das Phänomen deshalb so gehäuft auf, weil sich am Frankfurter Flughafen das DHL-Postzentrum befindet, von dem aus Päckchen aus China nach ganz Deutschland weiterverschickt werden. Andere Bundesländer seien von der „neuen Masche“ kaum betroffen, so die Behörden.
In Hessen kontrollierte die Pflanzengesundheitsinspektion allein in den ersten Monaten dieses Jahres rund 65.000 illegale Sendungen. 2020 wurden vom zuständigen Regierungspräsidium Gießen mehr als 126.000 solcher Sendungen gezählt. Die Päckchen sind oft falsch deklariert – etwa als „Ohrschmuck“ oder „Grußkarten“. Fehlen die vorgeschriebenen Pflanzengesundheitszeugnisse, werden die Sendungen zurückgeschickt.
Die genauen Motive sind bislang unklar. Behörden und Experten vermuten jedoch folgendes:
- „Brushing Scam“: Mit der Methode sollen Verkaufszahlen künstlich gesteigert und gefälschte Bewertungen erzeugt werden.
- Test von Schwachstellen: Möglich sei auch, dass die Sendungen genutzt werden, um die Einfuhrkontrollen an EU-Grenzen zu prüfen.
Laut Experten steht fest: Verbraucherinnen und Verbraucher sollten keinesfalls unbestelltes Saatgut anpflanzen oder weitergeben.
Nicht nur unbestellte Sendungen bergen Risiken. Auch Saatgut-Bestellungen über das Internet aus Nicht-EU-Ländern gelten als problematisch. Selbst wenn Papiere und Zertifikate beiliegen, sei Vorsicht geboten, betonen die Behörden. Auch das JKI warnt ausdrücklich vor privaten Saatgutkäufen im Ausland, insbesondere aus China.
Hintergrund: In Deutschland und der EU sind zahlreiche invasive Pflanzenarten verboten, weil sie sich unkontrolliert ausbreiten und heimische Arten verdrängen können. Dazu zählen etwa der Götterbaum, die Gewöhnliche Seidenpflanze oder die Wasserhyazinthe. Wer solche Arten dennoch anbaut, muss mit empfindlichen Bußgeldern rechnen – im schlimmsten Fall drohen Strafen von bis zu 50.000 Euro.
Wer Saatgut im Briefkasten findet, das er nicht bestellt hat, sollte folgende Punkte beachten:
- Nicht aussäen – Gefahr durch invasive Arten und Krankheiten.
- Im Hausmüll entsorgen – nicht über Kompost oder Biotonne.
Mit Material der DPA
rnd