Messungen rund um die Uhr: Das Hilo-Band erkennt gefährliche Blutdruckwerte frühzeitig

Das Gerät wiegt mit Armband gerade mal 16 Gramm.
(Foto: kwe)
Das medizinisch zertifizierte Hilo-Band misst den Blutdruck am Handgelenk mehrmals rund um die Uhr und kann so in Kombination mit einer Manschette helfen, Bluthochdruck frühzeitig zu erkennen. Man muss es allerdings richtig verwenden und ärztliche Untersuchungen kann es nicht ersetzen.
Bluthochdruck (Hypertonie) wird oft als "stiller Killer" bezeichnet, da er ohne auffällige Symptome oft jahrelang unerkannt bleibt, aber lebenswichtige Organe schädigt. Das kann zu Herzinfarkten, Schlaganfällen und anderen schweren Erkrankungen führen. Laut Deutscher Hochdruckliga sind in Deutschland 9,8 Millionen Menschen zwischen 30 und 79 Jahren betroffen, doch etwa 30 Prozent von ihnen wissen nichts von ihrer Erkrankung.

Die Manschette dient zur Kalibrierung.
(Foto: kwe)
Regelmäßige Blutdruckmessungen können chronischen Hochdruck erkennen. Mit klassischen Armmanschetten, die sich aufpumpen, ist dies allerdings höchst unangenehm oder schlicht im Alltag nicht durchführbar.
Beim Hilo-Band ist dies nicht der Fall. Es ist kleiner und leichter als ein Fitness-Armband und kann problemlos tagsüber und nachts getragen werden. ntv.de hat ausprobiert, wie präzise das smarte Armband wirklich misst und wie alltagstauglich es ist.
Bewährte Schweizer Technik

Hier sieht man die Sensoren des Geräts.
(Foto: kwe)
Eine komplette Neuheit ist das Hilo-Band nicht, es wurde bereits 2021 vom Schweizer Unternehmen Aktiia auf den Markt gebracht. Firma und Gerät wurden im vergangenen April in Hilo umbenannt. Seitdem hat sich lediglich die Wasserfestigkeit entscheidend verbessert. Jetzt kann man mit dem nach IP68 staub- und wasserdichten Gerät auch duschen, 2021 war es mit IP33 kaum geschützt.
Dass es sich ansonsten grundsätzlich um die gleiche Hardware wie vor viereinhalb Jahren handelt, sieht man unter anderem an den Ladekabeln, die mit USB-A- und Micro-USB-Steckern etwas altmodisch wirken. Auf die Funktionalität wirkt sich das aber nicht aus. Im Gegenteil: Die Hardware hat sich bewährt, getestet in sechs Studien, wie der Hersteller betont.
Ein Lifestyle-Gadget ist das Hilo-Band jedenfalls nicht, das Gerät ist als Medizinprodukt der Klasse IIa lizenziert. Das heißt, es wurde von einer unabhängigen Stelle geprüft und gemäß EU-Medizinprodukteverordnung zugelassen, um Sicherheit und Wirksamkeit für Patienten und Anwender zu gewährleisten.
Das Band ersetzt keine ärztliche DiagnoseDas Band wurde allerdings nicht von einer Behörde zugelassen, ist also kein klinisches Diagnosetool für die Arztpraxis, sondern ein medizinisch validiertes Messgerät für den Endverbraucher. Egal, welche Ergebnisse das Hilo-Band also liefert, nur eine Ärztin oder ein Arzt kann eine medizinisch valide Diagnose stellen.
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Zum Angebot bei amazon.deDas soll die Qualität des Hilo-Bands nicht schmälern. Wie der Praxistest gezeigt hat, kann es rund um die Uhr korrekte Messwerte liefern, die Auffälligkeiten oder Trends beim Blutdruck sichtbar machen können. Es kommt aber sehr darauf an, dass das Gerät korrekt eingesetzt wird – auch das hat der Praxistest ergeben.
Korrekte Kalibrierung ist das A und OEssenziell ist die Kalibrierung des Bands, das nicht wie ein herkömmliches Blutdruckmessgerät funktioniert. Es misst den Blutdruck 20 bis 30 Mal pro Tag optisch über Photoplethysmographie (PPG) – immer nur in Ruhephasen. Dabei erfassen Lichtsensoren winzige Veränderungen des Blutflusses unter der Haut, woraus mithilfe eines Algorithmus Blutdruckwerte berechnet werden.
Damit die Messungen möglichst akkurat sind, muss das Halo-Band kalibriert werden. Dafür kommt im Prinzip eine ganz gewöhnliche Pump-Manschette zum Einsatz, die den Oberarm kurzzeitig zusammendrückt, den Blutfluss stoppt und dann beim langsamen Ablassen des Drucks die Strömungsgeräusche oder Druckveränderungen misst. Wie das Band ist die sogenannte Hilo-Cuff dabei über Bluetooth mit dem Smartphone verbunden, auf dem die zugehörige App die gemessenen Werte abgleicht.
Fehler sind schnell passiert, aber vermeidbarDas ist der kritischste Punkt der Hilo-Nutzung. Denn wenn man die Anweisungen nicht genau befolgt oder zu einem falschen Zeitpunkt misst, ist die Kalibrierung nicht korrekt. Das kann durch eine falsche Körperhaltung oder eine schlecht sitzende Manschette passieren, oder man hat gerade gegessen, Kaffee getrunken oder sonst etwas getan, das den Blutdruck beeinflusst.

Die App gibt einen guten Überblick über die Entwicklung.
(Foto: Hilo)
Im Praxistest hat ntv.de offenbar zu kurz nach dem Mittagessen plus Kaffee und vermutlich in einer falschen Körperhaltung gemessen. Jedenfalls ergaben die Werte der Manschette einen leicht erhöhten Blutdruck, was sich in den folgenden zwei Wochen in den Ergebnissen des Bands fortsetzte.
App gibt genaue AnweisungenMan muss kein Hypochonder sein, um sich dann Sorgen zu machen. Da aber bisher Blutdruckprobleme zum Glück kein Thema waren, ging es nicht gleich zum Arzt. Stattdessen wurde eine erneute Kalibrierung vorgenommen – dieses Mal streng nach Vorschrift. Das ist eigentlich nicht kompliziert, denn die App gibt dabei einfache, aber genaue Hinweise – man muss sie halt auch lesen und anschauen ...

Videos zeigen, wie man die Manschette korrekt anlegt und richtig sitzt.
(Foto: kwe)
Bei der zweiten Manschettenmessung war alles im normalen Bereich, was die Resultate des Hilo-Bands in den folgenden Tagen auch bestätigten. Um irreführende Ergebnisse zu vermeiden, sollte man also lieber öfter kalibrieren als vom Hersteller empfohlen, mindestens alle vier Wochen. Man kann dies beispielsweise mit der Aufladung des Hilo-Bands verbinden, das etwa alle 15 Tage auf seinem Dock auftanken muss.
Top aufbereitete Werte, Berichte für ÄrzteDie aufgezeichneten Werte sowie die Auswertungen pro Tag, Woche und Monat sieht man gut aufbereitet in der Hilo-App. Wichtig ist dabei, dass sie möglichst immer im Zielbereich liegen. Da dieser auch von Alter, Körpergröße und Gewicht abhängig ist, sollte man bei den Angaben auf keinen Fall schummeln.

Ein leerer Akku ist in 90 Minuten wieder voll aufgeladen.
(Foto: kwe)
Für sich selbst oder den Arzt kann man auch wöchentliche oder monatliche Berichte mit allen ermittelten Werten erstellen und als PDF-Dokument verschicken. Die Messungen lassen sich zudem mit Apple Health synchronisieren, andere Dienste werden bisher nicht unterstützt. Die Synchronisierung ist außerdem nur alle vier Wochen gratis möglich. Soll dies wöchentlich geschehen, muss man für rund 6 Euro monatlich ein Abo abschließen.
Zu den kostenpflichtigen Funktionen gehören zudem detaillierte Zeitachsenvergleiche, die verbrachte Zeit im Zielbereich, Notizen sowie ein Medikations-Tracking.
FazitRichtig angewandt, ist das Hilo-Band eine relativ unkomplizierte und bequeme, aber effektive Möglichkeit, den Blutdruck im Auge zu behalten und problematische Veränderungen rasch zu erkennen. Unter Umständen kann das sogar lebensrettend sein. Knapp 230 Euro sind dafür kein zu hoher Preis, zumal alle wichtigen Funktionen auch ohne kostenpflichtiges Abo zur Verfügung stehen.
Quelle: ntv.de
n-tv.de