Diese Badeseen und Flüsse sind besonders sauber: Wo man unbesorgt schwimmen kann

Kopenhagen. Die Sonne und die hohen Temperaturen laden wieder zum Baden ein. Die einen zieht es dafür ins chlorhaltige Schwimmbad, die anderen bevorzugen eher öffentliche Badeseen. Doch wie steht es bei Letzteren um die Wasserqualität? Kann man ohne Sorge in natürlichen Gewässern schwimmen gehen? Die Europäische Umweltagentur EEA hat ihren neuen Badegewässerbericht veröffentlicht – mit erfreulichen Ergebnissen.
Deutsche Badestellen weisen fast allesamt eine hervorragende Wasserqualität auf, wie aus dem Report der EEA hervorgeht. Demnach überzeugten fast 91 Prozent der im Jahr 2024 analysierten Gewässer in der Bundesrepublik mit „ausgezeichneten“ Wasserbedingungen. 98 Prozent erfüllten zumindest die EU-Standards. Nur neun der knapp 2300 Badestellen wurden als mangelhaft eingestuft.
In 148 Fällen wurden Badegewässer temporär oder die gesamte Saison über für Badende geschlossen, weil sie gesundheitsschädliche Bedingungen aufwiesen. 72 Mal waren Cyanobakterien („Blaualgen“) der Grund. Aber auch Sturm- und Starkregenereignisse, die Schmutzwasser in die Gewässer spülten, sorgten für Badeverbote.
Unter den als mangelhaft bewerteten Gewässern befanden sich unter anderem der Scharmützelsee (Brandenburg), der Sunthauser See (Baden-Württemberg), der Achterdieksee (Bremen) und der Grüntensee (Bayern).
Eine mangelhafte Wasserqualität bedeutet, dass in den entsprechenden Gewässern eine hohe Konzentration an Fäkalbakterien wie intestinale Enterokokken und Escherichia coli nachgewiesen werden konnte. Wie hoch die Bakterienkonzentration ist, entscheidet darüber, ob ein Badesee eine „ausgezeichnete“ oder nur „mangelhafte“ Wasserqualität hat.
Um die Belastung der Gewässer durch die Krankheitserreger zu bewerten, haben Forschende Wasserproben genommen und im Labor untersucht. Während der Badesaison finden diese Kontrollen regelmäßig mindestens einmal im Monat durch die zuständigen Länderbehörden statt, wie das Umweltbundesamt auf seiner Internetseite schreibt.
Fäkalbakterien wie intestinale Enterokokken und Escherichia coli stammen vor allem von Abwässern und aus der Landwirtschaft.
Starkregen kann Flüsse beispielsweise in echte Keimschleudern verwandeln: Stehen mit Gülle übersäte landwirtschaftliche Flächen unter Wasser, kann es passieren, dass der Dünger in die Gewässer gespült wird. Genauso ist es möglich, dass starker Regen das Abwassersystem überflutet und unzureichend geklärtes Abwasser in die Flüsse gelangt. Zudem können Wasservögel wie Enten und Gänse die Gewässer mit Bakterien verschmutzen, wenn sie ins Wasser koten.
In einigen Badegewässern konnten Forschende bei früheren Untersuchungen zudem eine geringe Konzentration antibiotikaresistenter Keime nachweisen. Ihr Ursprung ist der gleiche wie bei den Fäkalbakterien.

Wenn sich giftige Blaualgen verbreiten, gilt Badeverbote. Die Bakterien sind Störenfriede an vielen Badestellen. Was sie so schädlich macht.
Escherichia coli und intestinale Enterokokken sind sogenannte Indikatorkeime. Sie sind ein brauchbarer Anzeiger für fäkale Verunreinigungen in Gewässern, mit dem bloßen Auge aber nicht erkennbar. Andererseits können sie verschiedene Erkrankungen hervorrufen.
Der Keim Escherichia coli ist Bestandteil der Darmflora des Menschen und kommt auch im Darm von Vögeln und anderen warmblütigen Säugetieren vor. Er gilt als Verursacher für bakterielle Harnwegsinfektionen und Magen-Darm-Erkrankungen wie starker Durchfall, der unbehandelt teilweise sogar lebensbedrohlich sein kann.
Auch intestinale Enterokokken sind menschliche Darmbakterien. Sie können in der Umwelt in der Regel länger überdauern als Escherichia coli, sorgen aber für ähnliche Beschwerden – darunter Wundinfektionen, Harnwegsinfektionen und Herzklappenentzündungen. Wie gefährlich beide Bakterienarten für den Menschen sind, hängt unter anderem von der Konzentration ab, in der sie in den Gewässern vorhanden sind.
Gewässer mit einer mangelhaften Wasserqualität sollten Schwimmerinnen und Schwimmer grundsätzlich meiden. Denn dort ist das Risiko, sich mit krank machenden Keimen zu infizieren, besonders hoch. Die EEA schreibt hierzu in ihrem Bericht: „Badegewässer, die als mangelhaft eingestuft werden, müssen während der gesamten folgenden Badesaison geschlossen werden und es müssen Maßnahmen zur Verringerung der Verschmutzung und zur Beseitigung von Gefahren für die Gesundheit der Badenden ergriffen werden.“ Ein Badeverbot wird erst dann aufgehoben, wenn sich die Wasserqualität deutlich gebessert hat.

Vor dem Baden in fremden Gewässern sollte man auf Badeverbots- oder Hinweisschilder wie hier wegen eines Blaualgenteppichs achten.
Quelle: Julian Stratenschulte/dpa
Ein allgemeiner Tipp zum Baden in natürlichen Gewässern: möglichst wenig Wasser verschlucken. So kann verhindert werden, dass die Bakterien über den Mund in den Körper gelangen. Vorsicht ist auch bei offenen Wunden und Hauterkrankungen geboten. Mit diesen sollte man am besten nicht ins Wasser gehen, da sie eine Eintrittspforte für Keime darstellen.
Die in Kopenhagen ansässige EEA analysierte für den Badegewässerbericht Daten zu mehr als 22.000 Badestellen in Europa. Mit dabei sind Gewässer in den 27 EU-Mitgliedsstaaten, Albanien und der Schweiz. Insgesamt stufte die Umweltagentur im Jahr 2024 rund 85 Prozent der europäischen Badegebiete als exzellent ein. An 96 Prozent der Standorte wurden die EU-Mindeststandards für die Wasserqualität eingehalten.
Europaweit sind Deutschlands Seen, Flüsse und Küstengewässer in der Top 10. Die Spitzenposition belegte im vergangenen Jahr Zypern mit rund 99 Prozent an Badestellen mit exzellenter Wasserqualität, gefolgt von Bulgarien, Griechenland und Österreich. Die Schlusslichter waren Estland, Polen und Albanien.
Dem Bericht zufolge ist der Anteil der Badegewässer mit ausgezeichneter Qualität seit 2010 jährlich gestiegen und in den vergangenen drei Jahren auf einem konstant hohen Niveau geblieben. Bei Küstenbadegewässern liegt er nun bei knapp 89 Prozent, bei Binnengewässern bei rund 78 Prozent. Badegewässer mit schlechter Wasserqualität machten in der EU im vergangenen Jahr nur 1,5 Prozent aus.
Am 24. März 2006 ist die novellierte Badegewässerrichtlinie in Kraft getreten. Darin sind konkrete, einzuhaltende Grenzwerte für ausgezeichnete, gute und ausreichende hygienische Qualität für Badegewässer festgelegt. Die Richtlinie wird seit 2008 in Deutschland angewendet. Sie sieht zudem vor, dass die zuständigen Länderbehörden für jedes Badegewässer regelmäßig ein Badegewässerprofil erstellen müssen. Dieses soll Verschmutzungsquellen aufzeigen, um Gesundheitsgefahren frühzeitig zu erkennen und entsprechende Gegenmaßnahmen zu ergreifen.
„Wir alle können froh sein, dass die überwiegende Mehrheit unserer Badegewässer sauber genug zum Schwimmen ist“, sagte EEA-Exekutivdirektorin Leena Ylä-Mononen. „Dies ist der systematischen Arbeit im Rahmen der EU-Vorschriften zu verdanken, die die Gesundheit unserer Gewässer stetig verbessert hat. Dies zeigt, dass die Überwachung und Koordinierung auf europäischer Ebene jedem von uns zugutekommt.“
Wir haben diesen Artikel am 20. Juni 2025 auf Basis des neuen EEA-Berichts aktualisiert.
RND mit Material der dpa
rnd