M-Dax: Auf- und Abstieg dank Trump

Es läppert sich langsam zusammen. Mehr als 1000 Punkte hat der Dax seit seinem Hoch Anfang Juni verloren, die zweite Verlustwoche in Folge ist beendet. Daran konnte auch ein Erholungsversuch am Freitag nichts ändern, der wohl nicht zuletzt dem großen Verfallstermin an den Terminbörsen geschuldet war.
„Hexensabbat“ wird das auch genannt, was ein bisschen dramatischer klingt, als es ist. Große Investoren versuchen dann, Kurse in die Richtung zu schieben, die zu ihren vorher eingegangenen Wetten passt. Der Handel an solchen Tagen sagt deshalb wenig über den Zustand des Marktes. Mit 23.326 Punkten ging der Xetra-Dax gut ein Prozent höher und an einer charttechnisch interessanten Marke ins Wochenende - man darf auf den Montag gespannt sein.
Der Sinkflug der Kurse begann als sommerliche Korrektur eines sehr steilen Anstiegs. Dann kam der Angriff Israels auf den Iran hinzu, mit der Folge eines deutlich gestiegenen Ölpreises. Das ist noch lange nicht ausgestanden, zumal Donald Trump sich erst einmal zwei Wochen Bedenkzeit für einen eigenen Militärschlag ausbedungen hat.
Diese Frist wird übrigens eine Woche vor einer anderen enden, die wir schon fast verdrängt hatten: Am 9. Juli läuft das Zollmoratorium aus, und bis dahin wird es zumindest zwischen den USA und der EU wohl keine Einigung geben. Die Spannung steigt also.
Zu den wenigen größeren Unternehmen, die kaum unter diesen globalen Verwerfungen leiden, gehört Ionos. Im Gegenteil: Seit Donald Trump regiert, hat die Werbung als „Deutsche Cloud“ ganz neue Zugkraft entwickelt – auch an der Börse. Innerhalb von drei Monaten hat sich der Kurs des Internetdienstleisters nahezu verdoppelt, in der Spitze Anfang Juni auf fast 43 Euro.
Das Gegenteil gilt für Jenoptik. Der Technologiekonzern leidet schwer unter den Folgen der Zölle, denn bei den Kunden in der Halbleiterindustrie liegen viele Projekte auf Eis. Auch das bleibt nicht ohne Folgen für den Aktienwert, und so tauschen die Unternehmen am Montag die Plätze: Ionos steigt in den M-Dax auf, Jenoptik in den S-Dax ab.
Stefan Winter ist leitender Wirtschaftsredakteur des RND. Er schreibt an dieser Stelle wöchentlich über Börse, Finanzmarkt, Aufstieg und Fall der Kurse – und über die Unternehmen dahinter.
rnd