Börse: Partystimmung an US-Börsen – ist Trump schon vergessen?

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Börse: Partystimmung an US-Börsen – ist Trump schon vergessen?

Börse: Partystimmung an US-Börsen – ist Trump schon vergessen?

Handelskonflikte? Welche Handelskonflikte? An den US-Börsen geht es steil aufwärts. Nur europäische Anleger haben bislang wenig davon – aus einem simplen Grund

Das Comeback ist beeindruckend. Nach dem Amtsantritt Donald Trumps lief es zunächst schlecht am US-Aktienmarkt - vor allem angesichts der erratischen Zollpolitik des US-Präsidenten. Dagegen entwickelten sich die Kurse anderswo - etwa in Europa - so prächtig, dass bereits das Ende der US-Vormachtstellung an den Börsen ausgerufen wurde. Offenbar zu früh.

Der US-Aktienmarkt hat in den vergangenen Wochen eine beeindruckende Aufholjagd hingelegt und den Abstand zu Europa deutlich verringert. In Zahlen ausgedrückt: Im zweiten Quartal ist der US-Standardindex S&P 500 um rund zehn Prozent nach oben geschossen, während der europäische Stoxx 600 nicht einmal zwei Prozent geschafft hat. Europäische Aktien haben seit Jahresbeginn damit um etwa neun Prozent zugelegt, während es die Wall Street auf sechs Prozent bringt – jeweils in der Heimatwährung gerechnet. Europäische Anleger in den S&P haben aufgrund des schwachen Dollars sogar sechs Prozent verloren. Der amerikanische Markt hat damit zwar ein wenig seiner Außergewöhnlichkeit eingebüßt – aber nur, weil im Rest der Welt die Kurse noch stärker steigen, und nicht etwa, weil sich die US-Börsen im Niedergang befänden.

Die Kursgewinne in Europa sind wenig überraschend - vor allem die von der Bundesregierung angekündigte Investitionsoffensive hat dazu beigetragen. Die Hoffnung ist, dass Europas wichtigste Volkswirtschaft damit wieder in Schwung kommt.

Unerwartet sind dagegen die jüngsten Kursgewinne in den USA. Denn die große Befürchtung war, dass Trumps Zölle dort die Inflation in die Höhe treiben und das Wirtschaftswachstum dauerhaft einbrechen lassen. Doch der Preisauftrieb ist bislang moderat. Und das Bruttoinlandsprodukt ist im ersten Quartal zwar aufs Jahr hochgerechnet gesunken - doch das war hauptsächlich auf ungewöhnlich hohe Einfuhren zurückzuführen. Viele Importeure hatten die Zeit vor dem von Trump im April ausgelösten Zollgewitter genutzt, um noch rechtzeitig Waren in die Vereinigten Staaten zu bringen.

US-Börsen auf Rekordniveau

Trumps Politik hat offenbar bislang keine nennenswerten Auswirkungen auf Inflation und Wachstum. Der Arbeitsmarkt ist robust, die Konsumstimmung auch. US-Unternehmen haben bislang noch keine größeren Gewinneinbußen hinnehmen müssen. Vor diesem Hintergrund bewegen sich die US-Börsen wieder auf Rekordniveau. Vergangene Woche erreichte der S&P 500 seinen Höchststand, den er zuletzt im Februar markiert hatte. Daran ändert auch nichts, dass Trump lange undenkbare Verwerfungen ausgelöst und Grundfeste der US-Demokratie erschüttert hat.

Präsident Donald Trump spricht im Presseraum des Weißen Hauses in Washington D.C.
Die rechtspopulistische Politik von Donald Trump und der AfD läuft auf mehr Inflation und weniger Wirtschaftswachstum hinaus. Wie lässt sich ökonomisch dagegen argumentieren?

Der US-Aktienmarkt verhält sich so, als habe sich nichts verändert. Wie vor dem Amtsantritt Trumps wetten Anleger auf den Erfolg von Künstlicher Intelligenz und darauf, dass sich die riesigen Investitionen irgendwann auszahlen. Der „Financial Times“ zufolge machen die fünf größten US-Technologiekonzerne nach wie vor fast 30 Prozent des Wertes des US-Aktienmarktes aus. Gestützt wird die Wall Street zudem durch Privatanleger, die Kursrücksetzer als Kaufgelegenheiten sehen.

Prognosen werden ignoriert

Hinzu kommt, dass Unternehmen eigene Aktien in Rekordmengen zurückkaufen. „Dazu hilft den US-Unternehmen der schwache Dollar“, sagt Chris-Oliver Schickentanz, Chef-Anlagestratege Capitell Vermögens-Management, im Gespräch mit ntv. Außerdem gebe es die Hoffnung, „dass sich die Trumpsche Agenda langsam von der Zoll- und Handelspolitik in Richtung Steuererleichterungen und damit positiven Impulsen für die Wirtschaft entwickelt.“

Viele Analysten sind zwar skeptisch und sagen sinkende Unternehmensgewinne, steigende Inflation und schwächeres Wirtschaftswachstum voraus. An der Börse werden diese Prognosen ignoriert. Womöglich kippt die Stimmung aber bald: Die Aussetzung vieler der von Trump verhängten Zölle läuft nächste Woche aus - dann könnte es an der Wall Street wieder turbulent werden.

Der Beitrag ist zuerst bei ntv.de erschienen. Das Nachrichtenportal gehört wie Capital zu RTL Deutschland.

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