VAR lässt Eintracht Frankfurt beim 1. FC Heidenheim im Stich

Eintracht Frankfurt kommt weiter nicht in Tritt - das hat aber auch mit Pech beim Videobeweis zu tun. Selbst ein Spieler des 1. FC Heidenheim war beim 1:1 (1:0) seines Teams am Samstag über einen nicht gegebenen SGE-Treffer durch Elye Wahi in der 23. Minute verwundert. Kurz danach brachte Budu Zivzivadze die Gastgeber in Führung (32.), Rasmus Kristensen dämpfte den Frankfurter Frust mit dem Ausgleich wenigstens etwas (55.).
"Natürlich haben wir uns vorgenommen, drei Punkte mitzunehmen, aber wir wussten auch, dass es kein Selbstläufer wird. Wir hätten in der ersten Halbzeit mehr Punch Richtung Tor entwickeln müssen, trotzdem schießen wir ein klares Tor, das leider aberkannt wird - aus welchen Gründen auch immer", sagte Frankfurts Trainer Dino Toppmöller im Sportschau-Interview. "Ich habe mich schon auf der Bank gefragt, was da abgepfiffen wurde."
Eintrachts Coach weiter: "Wenn man die Bilder anschaut, verstehe ich es nicht, weil wir heutzutage die Möglichkeit haben, mit dem Videoschiedsrichter nochmal draufzuschauen. Ich erkenne kein Foul und weiß nicht, was er da gesehen hat - das zieht sich auch so ein bisschen durch die vergangenen Wochen, dass wir immer wieder von der ein oder anderen Entscheidung nicht gerade profitieren."
Müder Start der FrankfurterNach dem Sieg gegen den FC St. Pauli (2:0) hatte es danach ausgesehen, als hätte sich die Situation in Frankfurt wieder deutlich entspannt. Doch vor der Partie in Heidenheim war die Gefahr groß, dass der Blick auf das große Ganze zurück ins Negative rutscht. Schließlich war die vorherige Bundesliga-Partie das einzige erfolgreiche Pflichtspiel von den vergangenen sechs, weil es auch im DFB-Pokal das Aus nach Elfmeterschießen gegen Borussia Dortmund gab.
Diese Niederlage hat ganz offensichtlich Spuren hinterlassen. Die Eintracht wirkte zu Beginn des Spiels kraft- und ideenlos, die Beine und Köpfe schienen sehr schwer. Es ging nichts nach vorne, allerdings zeigte auch Heidenheim, warum es erst vier Punkte in den ersten acht Ligapartien gesammelt hatte. Es gab nichts Ansehnliches - aber dann den ganz großen Aufreger.
Wahi trifft, Dingert pfeift - und es gibt keinen VAR-CheckIn der 23. Minute traf Wahi zur vermeintlichen Führung für die Frankfurter, der Treffer wurde aber nicht gegeben - und die Umstände darum sind kurios. Schiedsrichter Christian Dingert ahndete ein vermeintliches Foul von Arthur Theate, als sich zwei Heidenheimer gegenseitig über den Haufen liefen. Eine mehr als strittige Entscheidung - die aber gar nicht erst gecheckt wurde.
Das lag daran, dass Dingert die Aktion schon abgepfiffen hatte, bevor der Ball im Tor landete. So war die Möglichkeit eines Eingreifens durch den VAR dahin. Obwohl eine Überprüfung durchaus angesagt gewesen wäre. "Ganz klar, das Tor hätte gegeben werden müssen. Da hatten wir Glück", sagte sogar Heidenheims verletzter Angreifer Sirlord Conteh in der Halbzeitpause bei "Sky".
Im Pokal hatte Frankfurt schon Schiedsrichter-Pech, da es den Videobeweis in der 2. Runde nicht gab, hatte der BVB-Ausgleich trotz einer Abseitsstellung gezählt. Nun war die theoretische Möglichkeit der Überprüfung zwar da, die Eintracht wartete darauf aber erfolglos.
Zivzivadze vollendet Schulbuch-Konter von HeidenheimDass Conteh so frei von der Seele sprechen konnte, hatte auch etwas damit zu tun, dass sein Team zum Zeitpunkt des Interviews in einer komfortablen Situation war. Denn Zivzivadze hatte Heidenheim nach einem tollen Konter und einer noch besseren Vorlage von Arijon Ibrahimovic in Führung gebracht (32.) und trotz guter Chancen der Frankfurter in der Folge hatte das 1:0 auch zur Pause Bestand.
Kurz danach rettete nämlich Tim Siersleben im letzten Moment vor Wahi (34.), der seinen großen Auftritt - im negativen Sinne - kurz vor dem Halbzeitpfiff hatte. Theate setzte sich über die linke Seite durch, flankte mit viel Tempo und Wahi kam aus vier Metern vor dem leeren Tor zum Abschluss - sein Schuss ging aber parallel zum Gehäuse wieder zurück nach Außen (45.).
Frankfurt wieder im Pech, doch dann kommt KristensenBesser machte es zu Beginn des zweiten Durchgangs Ellyes Skhiri, doch das Glück war weiter auf Heidenheimer Seite, denn sein Kopfball nach einem Eckball knallte an die Latte (46.). Danach war die Pechsträhne der Eintracht aber doch kurzzeitig beendet, Kristensen sorgte nach einer starken Vorarbeit von Nathaniel Brown per Kopf für den hochverdienten Ausgleich (55.).
Im Anschluss machte Frankfurt richtig Druck, arbeitete mit aller Macht am zweiten Ligasieg in Folge. Toppmöller brachte dafür Jonathan Burkardt, der nach den vorherigen Strapazen erst einaml geschont worden war - und der sorgte für den zweiten Frankfurter Treffer, allerdings nur für den zweiten Lattentreffer. Sein Kopfball wurde zur abgefälschten Bogenlampe, die auf das Gebälk fiel (69.). Bei seiner nächsten Gelegenheit traf Burkardt das Außennetz (78.).
Eintracht klar überlegen - Heidenheim trotz des Punktgewinns LetzterIn den ersten 45 Minuten hatte Frankfurt weitgehend enttäuscht, in der zweiten Halbzeit war der Eintracht kein Vorwurf mehr zu machen - aber sowohl das letzte Quäntchen Glück als auch Durchschlagskraft fehlten, um noch für die Entscheidung zu sorgen. Das lag auch daran, dass Heidenheims Schlussmann Diant Ramaj einen fulminanten Fernschuss von Theate herausragend hielt (86.). Mit 15:4 Torschüssen, 65 Prozent Ballbesitz und 8:2 Ecken waren die Kräfteverhältnisse klar pro Frankfurt - Heidenheim war aber das glücklichere Team und punktete.
"Ich bin mit meiner Mannschaft zufrieden. Gegen Frankfurt so ein Spiel zu machen, da kann man Komplimente verteilen", sagte Heidenheims Trainer Schmidt nach der Partie gegenüber der Sportschau.
Trotz des Punktgewinns rutschte Heidenheim auf den letzten Tabellenplatz ab und muss als Schlusslicht zum überaus schweren Auswärtsspiel am nächsten Spieltag nach Bayer Leverkusen (Samstag, 15.30 Uhr) reisen. Für Frankfurt geht es in der Champions League am Dienstag bei SSC Neapel (18.45 Uhr) weiter, in der Bundesliga steht am Sonntag das emotionale Duell gegen Mainz 05 (19.30 Uhr) an.
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