Fußball-EM in der Schweiz: Italien stürmt als erstes Team ins Halbfinale

Der Traum vom Titel lebt: Italien ist auch dank der zweifachen Torschützin Cristiana Girelli bei der Fußball-EM überraschend als erstes Team ins Halbfinale gestürmt. Die Kapitänin schoss die Azzurre im Viertelfinale in Genf gegen die favorisierten Norwegerinnen zu einem verdienten 2:1 (0:0), Italien steht nach einer entschlossenen Vorstellung damit erstmals seit 28 Jahren wieder in einem EM-Halbfinale.Norwegens Führungsspielerin Ada Hegerberg verlässt die Schweiz trotz ihres Treffers zum zwischenzeitlichen 1:1 (66.) enttäuscht; Girelli ließ Italien mit ihren Toren in der 50. und 90. Minute jubeln.

Kaum Werbung, wenige Medienberichte, leere Ränge: Im Land des Calcio müssen die Fußballerinnen um Aufmerksamkeit kämpfen. Strukturell hat die Liga der deutschen trotzdem etwas voraus.
Im Kampf um das Finalticket treffen Girelli und Co. auf den Sieger der Partie Schweden gegen England (Donnerstag, 21.00 Uhr/ARD und DAZN). Die deutsche Mannschaft bekommt es in ihrem Viertelfinale am Samstag mit Frankreich zu tun (21.00 Uhr/ZDF und DAZN).
Kapitänin Hegerberg verschießt einen ElfmeterNorwegen war mit drei Siegen durch die Gruppenphase marschiert, doch in Genf gab dann plötzlich Italien den Ton an. Mehr Tempo, mehr Ideen, mehr Aggressivität – die Mannschaft von Trainer Andrea Soncin hatte durch Arianna Caruso (8.) vom FC Bayern und Emma Severini (22.) schon früh richtig gute Möglichkeiten. Norwegen wirkte lange Zeit ungewohnt gehemmt und behäbig, wie aus dem Nichts vergab Kapitänin Hegerberg dann aber die Chance auf die Führung (37.). Und später noch einen schwach geschossenen Elfmeter zum möglichen Ausgleich (60.).
Bezeichnende Szenen, schließlich rumorte es in der Heimat schon zuletzt gewaltig um das Idol. Trotz der makellosen Gruppenphase stand Hegerberg vor der Partie in der Kritik, Experten und Medien forderten sogar, die 30-Jährige aus der Startelf zu nehmen – doch Trainerin Gemma Grainger schenkte der Mittelstürmerin von Olympique Lyon erneut das Vertrauen. Nach dem Turnier-Aus dürfte sich die Debatte nun noch verschärfen, wie Hegerberg enttäuschten aber auch ihre Kolleginnen. Italien wollte den Sieg einfach mehr – und die ganz starke Girelli stach im entscheidenden Moment eiskalt zu.
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