Frauenfußball-EM 2025: Atmosphäre begeistert in der Schweiz - ein Kommentar

Zürich. Es wirkte so, als fehlte nur der Aha-Moment. Als die Schweizer Fußballerinnen im letzten Gruppenspiel das Weiterkommen bei der Heim-Europameisterschaft bejubelten, stieg im Land der Lärmpegel. Die Dramaturgie passte: erst der Rückstand, dann fehlte ein Tor, das in der Nachspielzeit gegen Finnland gelang.
Das Remis der Eidgenossinnen, die erstmals bei einer EM das Viertelfinale erreicht haben, bedeutet nicht nur für sie und die gesamte deutsche Nachbarnation sportlich eine Menge. Der Schritt in die K.-o.-Runde zündete auch mit Blick auf die Stimmung aller Fans von Genf bis St. Gallen, von Sion bis Basel eine neue Stufe.
Die Begeisterung beschränkte sich in den Anfangstagen des Turniers auf die Städte, die Austragungsorte eines Spiels waren. Das Public Viewing, das Treffen zum gemeinsamen Mitfiebern, benötigte ein wenig Anlauf. Dabei zeigten sich die Gastgeberinnen und Gastgeber von ihrer „Nati“, also ihrem Nationalteam, früh begeistert, sobald der Ball rollte.
Im Stadtbild beispielsweise von Zürich, wo Deutschland sein Quartier bezogen hat, ging die EM abseits davon hingegen weitgehend unter. Bis zum Abend, als etwa am Stadtrand, am Fuße des Uetlibergs in der Vereinshalle des 1. FC Wiedikon, die rauschende Party begann. Dort wie an vielen anderen Orten in der zugleich größten als auch internationalsten Stadt der Schweiz feierte man das Weiterkommen.
Bei den Begegnungen der DFB-Frauen entwickelte sich die Stimmung im Laufe des Turniers. In St. Gallen gegen Polen noch überschaubar, in Basel gegen Dänemark vor mehr als 15.000 deutschen Fans inklusive XXL-Fanmarsch, in Zürich mit etwas weniger, dafür aber mindestens genauso stimmungsvoller Unterstützung.

Enttäuschung: Bundestrainer Christian Wück klatscht die Spielerin Sara Däbritz ab, nachdem Deutschland das Spiel gegen Schweden verloren hat.
Quelle: IMAGO/HMB-Media
Die Ergebnisse des deutschen Teams von Bundestrainer Christian Wück hielten da nur bedingt mit, die Vorfreude auf das Viertelfinale wurde nach zwei Siegen mit der Niederlage gegen Schweden getrübt. Auf eine beeindruckende Kulisse bei der erneuten Reise in den St. Jakob-Park nach Basel an die heimische Grenze wird sich die Wück-Elf wieder freuen können.
Eines ist bei allen Viertelfinalspielen und darüber hinaus – sieben Partien stehen inklusive des Endspiels am 27. Juli in Basel noch an – weiter zu erwarten: Bei den Tausenden Fans, die friedlich zusammen feiern, so wie beim gemeinsamen Marsch zum Stadion von Deutschen und Dänen, herrscht keinerlei Konfliktpotenzial. Von zertrümmerten Flaschen und unkontrollierten Alkoholexzessen: keine Spur.
Das dürfte niemanden überraschen, steht der Fußball der Frauen doch beim Publikum wie auf dem Rasen besonders für Fairness und einen respektvollen Umgang. Allmählich steigt die Begeisterung für ein sportliches Event, das ihr Potenzial gerade erst entfaltet. Erst recht, sobald die (in der Schweiz rund um das Fifa-Museum durchaus präsente) Klub-WM in den weit entfernten USA vorbei ist.
rnd