Naturpark Usedom – die unbekannte Seite der Ostseeinsel

Die Ostseeinsel Usedom ist eins der beliebtesten Reiseziele in Deutschland in Sachen Strandurlaub. Gerade in den Sommerferien füllen sich die langen Sandstrände zwischen Peenemünde, Zinnowitz und Swinemünde auf der polnischen Seite Usedoms mit Familien.
Doch die „Sonneninsel Usedom“ hat auch eine ganz andere Seite zu bieten, die viel weniger Besucherinnen und Besucher erkunden: Der Naturpark Usedom bietet ein Mosaik verschiedenster Landschaften. Neben Steilküsten warten auch dichte Buchenwälder, uralte Moore und Seen.
Wir verraten, was du über den Naturpark Usedom wissen solltest – und welche Naturwunder du fernab des sommerlichen Trubels am Strand erleben kannst.
Die meisten Reisenden wissen nicht, dass sich fast über die gesamte Insel Usedoms ein Naturpark erstreckt, und das bereits seit dem Jahr 1999. Dieses Großschutzgebiet von stolzen 59.000 Hektar umfasst eine der abwechslungsreichsten Natur- und Kulturlandschaften Mecklenburg-Vorpommerns. Zum Park gehören auch angrenzende Wasserflächen wie der Peenestrom, das Achterwasser und Teile des Stettiner Haffs.

Usedom bietet abseits der überfüllten Strände vielfältige Naturerlebnisse in seinem Naturpark.
Quelle: Imago
Ein guter Startpunkt für eine Erkundungstour in Usedoms Natur ist das Naturparkhaus Usedom im alten Bahnhof der Stadt Usedom. Dort bekommst du aktuelle Infos zu den Highlights und Aktivitäten im Naturpark Usedom, ebenso wie zu der umfassenden Flora und Fauna.
Rund 5500 Hektar des Naturparks stehen unter strengem Naturschutz. Sie sind Lebensraum für viele seltene oder bedrohte Arten wie Seeadler, Fischotter oder Kreuzotter. Insgesamt wurden schon mehr als 280 Vogelarten in dem Gebiet beobachtet.
Wer gerne wandert, findet auf Usedom rund 400 Kilometer an Rund- und Streckenwegen. Viele dieser Pfade führen dich mitten durch den Naturpark, darunter auch ein Teil des insgesamt 900 Kilometer langen Fernwanderweges Naturparkweg Mecklenburg-Vorpommern. Dieser verbindet alle sieben Naturparks des Bundeslandes, das Unesco-Biosphärenreservat Schaalsee und den Nationalpark Müritz miteinander.

Wer in Usedoms Naturpark wandert, wird immer wieder mit idyllischen Rastplätzen belohnt.
Quelle: IMAGO/Zoonar
Der Abschnitt dieses Fernwanderweges aus Usedom führt dich durch Wälder, vorbei an mehreren Seen und über Hügel mit Weitblick auf Peenestrom, Achterwasser oder Stettiner Haff. Dank der Informationstafeln entlang des Weges erfahren Wanderer mehr über die Natur- und Kulturmerkmale vor Ort.
Darüber hinaus gibt es zahlreiche kleine Pfade. Zu den Highlights gehört der Rundweg zwischen Bansin Dorf und Neu Sallenthin, der durch die hügelige Waldlandschaft der sogenannten Usedomer Schweiz verläuft. Den schönsten Blick genießt du vom Aussichtsturm Sieben-Seen-Blick, von wo aus sich unter anderem der Schmollensee und der Gothensee zeigen. Letzterer gilt als streng geschütztes Naturschutzgebiet mit seltenen Vögeln und Orchideenwiesen.
Auch eine Tour zum Aussichtsturm Kückelsberg bei Benz lohnt sich. Der kleine „Berg“ erhebt sich auf gut 58 Metern Höhe. Vom Turm aus eröffnet sich eine Aussicht über Südost-Usedom bis hin zum Stettiner Haff.
Abseits der Ostseeküste liegt das Achterland, das sich zum Achterwasser, Peenestrom und Stettiner Haff hin öffnet. Dort gibt es alte Fischerdörfer mit Reetdachkaten, idyllische Wege und stille Buchten zu entdecken. Unser Favorit im Achterland: der Aussichtsturm Zierowberg bei Korswandt, der sich ganz im Osten Usedoms, nahe der Grenze zu Polen, erhebt. Vom Turm eröffnet sich ein Panoramablick auf das Seebad Ahlbeck und über die Ostsee. Der Weg dorthin ist ein Highlight für Naturfans, denn er führt durch Wälder und eine malerische Moorlandschaft.
Ganz große Natur erlebst du auf der Halbinsel Gnitz, wo du auf etwa zwölf Kilometern Naturrundweg wandern kannst – vorbei an Wacholder‑Kiefern und Steilklippen. Dazu zählt die Südspitze Gnitz, auch „Weißer Berg“ genannt. Beim Wandern erspäht man mit etwas Glück seltene Knabenkraut‑Orchideen, Uferschwalben und Haubentaucher sowie weitere Tiere wie Fischotter, Moor‑ und Springfrösche.
Der Naturpark Usedom lädt nicht nur zu vielseitigen Wanderungen ein, sondern auch zu Fahrradtouren für jedes Niveau. Sämtliche Touren sind gut ausgeschildert, und falls du kein eigenes Rad dabeihast, lässt sich problemlos eins vor Ort leihen, zum Beispiel bei UsedomRad. Insgesamt bietet Usedom 200 Kilometer Radwegenetz.
Zu den schönsten Fahrradtouren im Naturpark Usedom zählt die Kleine Feininger‑Tour von 15 Kilometern, ein Rundweg auf der Halbinsel Gnitz und im Achterland. Die Highlights dieser Strecke sind neben der Natur selbst etwa 45 künstlerische Stationen des Malers Lyonel Feininger.
Die Große Feininger‑Tour umfasst dagegen 41 Kilometer und führt über Bansin nach Swinemünde, Korswandt, Gothen und Heringsdorf. Neben historischen Strandpromenaden kommst du zu einzigartigen Aussichtspunkten und ebenfalls Kunstwerken.

Usedoms Naturpark ist nicht nur ideal zum Wandern, sondern auch für Fahrradtouren.
Quelle: imago images/Shotshop
Falls du dich sowohl für Natur als auch Kunst begeisterst, empfehlen wir darüber hinaus Usedoms Galerien‑Tour von 29 Kilometern, von Kunsthaus zu Kunsthaus, inklusive der bekannten Villa Meyer. Naturerlebnisse pur verspricht die Thurbruch-Kückelsberg‑Tour von maximal 20 Kilometern durch eine flache Landschaft aus Feldern und Wiesen. Auch ein Abstecher zum Kückelsberg mit Panoramablick lohnt sich, neben dem Rastplatz am Windkraftschöpfwerk Kachlin.
Als offizielles Angebot des Naturparks kannst du unter anderem eine geführte Radtour zur Halbinsel Gnitz von rund 20 Kilometern mitmachen. Dies ist die beste Art, mithilfe von kundigen Rangerinnen und Rangern viel über die Flora und Fauna auf dem Weg zur Südspitze Gnitz zu erfahren, ebenso wie über den Wockninsee und Peenemünder Haken.
Mit dem Begriff „Safari“ verbinden viele eine weite und teure Reise in einen afrikanischen Nationalpark, bestenfalls mit möglicher Sichtung der „Big Five“. Doch auf Safari kannst du auch im Naturpark Usedom gehen.
Dort erwarten dich zwar keine Löwen, Elefanten und Co., dafür aber eine abwechslungsreiche Vogelwelt mit Seeadlern, Milanen, Kranichen, Kormoranen, Kiebitzen und Spechten – um nur einige wenige zu nennen. Die Peene-Auen sind gar als Deutschlands „Amazonas“ bekannt und ein Paradies für alle Vogel-Begeisterten.

In Usedoms Naturpark sichtet man mit etwas Glück Otter und viele andere Tiere.
Quelle: IMAGO/imagebroker
Daneben sind in den Feuchtgebieten und an den Flussufern des Naturparks Usedom unter anderem Bisams, Biber und Fischotter zu Hause, die du mit etwas Glück erspähen kannst. Zu den rund 50 weiteren Säugetierarten im Naturpark zählen Damhirsche, Rot- und Schwarzwild und Mufflons.
Um Besucherinnen und Besuchern die größtmögliche Chance auf Tiersichtungen zu geben und ihnen die Natur näherzubringen, gibt es im Naturpark Usedom mehrere Safari-Angebote.

Bei der Inselsafari entdeckst du, begleitet von einem Naturführer, abseits der Touristenströme unbekannte Ecken von Usedom.
Quelle: Jessica Salo
Besonders beliebt, auch bei Familien, ist die ganzjährig angebotene Tagestour „Natur hautnah“, die sechs Stunden umfasst und ideal für alle zwischen fünf bis 95 Jahren ist. In einer kleinen Gruppe von maximal acht Personen geht es mit einem Geländefahrzeug und zu Fuß hinein in die Auenwälder der Peene, zu Schilfgürteln an Binnenseen sowie zu Mooren mit Sonnentau und Wollgras.
Noch umfassender ist die Tagestour „Die Insel anders erleben“, die neun bis zehn Stunden dauert und von April bis September angeboten wird. Dabei erlebst du die Highlights aus „Natur hautnah“ mit noch mehr Muße und abends ein Grillfest am Lagerfeuer mit Fisch oder Fleisch aus der Region.
Falls es dich in der kalten Jahreszeit in den Naturpark Usedom verschlägt, gibt es sogar eine Winter-Safari von fünf Stunden, und zwar von November bis März. Innerhalb der wenigen Stunden mit Tageslicht geht es zu Mooren und hinein in die winterliche Fauna mit ihrer einzigartigen Magie.
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