Fliegen ohne Bordkarte: Wie ein „Journey Pass“ alles verändern soll

In den letzten Jahren hat sich für Reisende an den Flughäfen einiges getan. Den Check-in am Schalter machen immer weniger Menschen – auch, weil er bei einigen Airlines viel Geld kostet. Der ausgedruckte Boardingpass wird meist durch den digitalen auf dem Handy ersetzt und trotzdem ist der Prozess von der Ankunft am Flughafen bis zum Platznehmen im Flugzeug immer noch lange und teilweise nervenaufreibend.
Wenn es nach dem Plan der Internationalen Zivilluftfahrtorganisation (ICAO) geht, soll sich das in Zukunft jedoch ändern. Unter anderem mit einem sogenannten „Journey Pass“. Was das Ausweisdokument alles verändern soll und warum es auch Kritik gibt.
Die Pläne der ICAO, der für die Ausarbeitung der Luftfahrtpolitik zuständigen UN-Behörde, bezeichnet Valérie Viale vom Reisetechnologie-Unternehmen Amadeus gegenüber der „Times“ als die größte Veränderung seit 50 Jahren. „Die letzte große Umstellung war die Einführung des E-Ticketing in den frühen 2000er-Jahren“, so Viale weiter. Es hätte in den letzten Jahren wenig Veränderungen bei den Technologien am Flughafen gegeben, da es im internationalen Flugverkehr wichtig sei, dass alles einheitlich ablaufe.
Nun soll es mit einem digitalen „Journey Pass“ ein neues einheitliches System geben, das das Fliegen für viele Reisenden leichter machen wird.
Im Grunde soll er ein digitales Reisedokument sein, das alle wichtigen Informationen in sich vereint und vollautomatisch funktioniert. Wer einen Flug bucht, lädt diesen direkt bei der Buchung auf seinen „Journey Pass“, hinzu kommen die eigenen Reisepassdaten sowie ein biometrisches Foto. Mit diesen Daten ausgestattet, ersetzt der „Journey Pass“ das Ticket, den Reisepass und macht außerdem den Check-in überflüssig.
Denn Fluggesellschaften sollen über Überwachungskameras und die auf dem Dokument gespeicherten Daten automatisch informiert werden, sobald Passagierinnen oder Passagiere den Airport betreten. Falls sich am Flug beziehungsweise an der gesamten gebuchten Verbindung des Reisenden etwas ändert, sollen die aktualisierten Informationen direkt auf den „Journey Pass“ und das entsprechende Handy geschickt werden.

Lange Warteschlangen am Check-in sollten mit dem neuen System der Vergangenheit angehören.
Quelle: IMAGO/Rupert Oberhäuser
Einerseits sollen Flugreisende so schneller und unkomplizierter über Veränderungen auf ihren Flügen informiert werden. Wenn man zum Beispiel unverschuldet den Anschlussflug verpasst, soll die neue Verbindung direkt in den Pass geladen werden. Andererseits soll der gesamte Ablauf am Flughafen schneller werden und Warteschlangen kürzer.
Wie genau das System für den digitalen „Journey Pass“ von Reisenden auf ihrem Handy genutzt wird, ist noch nicht bekannt.
Ein zentraler Bestandteil des „Journey Pass“ soll das Einchecken über eine automatische Gesichtserkennung sein. Diese wird sowieso an immer mehr Flughäfen auf der Welt eingeführt. Singapur, Thailand, Dubai, aber auch manche Flughäfen in den USA und in Deutschland (Frankfurt und München) nutzen diese schon teilweise. Ein System, das einer Statistik der International Air Transport Association (IATA) zufolge immer mehr Reisende für mehr Komfort gerne nutzen würden.
Obwohl die nötige Technik also teilweise schon vorhanden ist, dürfte die Einführung des Systems für einen „Journey Pass“ aber noch etwas auf sich warten lassen. Laut ICAO sei ein Zeitraum von rund drei Jahren realistisch, um Flughäfen und Fluggesellschaften Zeit zu geben, sich umzustellen. Trotzdem könnte der Zeitraum für kleinere Regionalflughäfen auch noch mal erweitert werden, denn die Umstellung dürfte mancherorts einige Investitionen nötig machen.
Die fortschreitende Digitalisierung des Flugerlebnisses geht jedoch auch mit Kritik von Datenschutzorganisationen einher. Die Speicherung biometrischer Daten und die Überprüfung des Standortes sind sensible Daten, die freigegeben werden müssten, ohne wirkliche Kontrolle darüber zu haben.
Um das zu verhindern, sollen die Passagierdaten jeweils 15 Sekunden, nachdem sie im Flughafen verwendet wurden, automatisch gelöscht werden, heißt es. Weitere Datenschutzmaßnahmen seien geplant.
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