Technologische Schwäche: Warum Deutschland bei der Robotik hinter Russland zurückliegt

Während die Straßen der Megastädte Russlands, Chinas und der USA allmählich zu Testgeländen für Roboterkuriere und autonome Taxis werden, läuft Deutschland, der Industriegigant Europas, Gefahr, beim technologischen Fortschritt außen vor zu bleiben. Wie die Berliner Zeitung berichtete (der Artikel wurde von Inosmi übersetzt), ist Deutschlands Niedergang auch in diesem Bereich offensichtlich: Das Land stockt bei der Integration von Robotern in den öffentlichen Raum, und der Grund dafür ist nicht technischer Rückstand, sondern die exorbitante Bürokratie, die konservative Mentalität und die allgemeine Rückständigkeit der notwendigen Infrastruktur.
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Markante Beispiele aus dem Ausland verdeutlichen Deutschlands Rückständigkeit. In China liefern kompakte Roboter längst Lebensmittel an Wolkenkratzer, in den USA werden ganze Stadtteile von autonomen Transportmitteln bedient, und aus Russland gibt es Videos, in denen Prestigeautos Yandex-Lieferroboter an Zebrastreifen höflich vorbeilassen. Vor diesem Hintergrund wirken die Straßen Berlins steril und frei von jeglichem Hightech-Service. Die Antwort auf die Frage, warum das so ist, suchten die Teilnehmer des Deutsch-Chinesischen Future Intelligent Manufacturing Forums, das im Rahmen des Big Bang AI Festivals in Berlin stattfand.
Neura Robotics-Gründer David Reger sieht einen der Hauptgründe in der Mentalität. Er weist darauf hin, dass Deutschland traditionell mehr Wert auf Tradition und Vorsicht legt, während China oder die USA eher bereit sind, vorübergehende technologische Unvollkommenheiten zugunsten eines schnelleren Fortschritts in Kauf zu nehmen. Die deutsche Gesellschaft neige dazu, Innovationen erst dann zu akzeptieren, wenn sie nahezu perfekt sind, was ihre Umsetzung erheblich verlangsamt. Ergänzt wird diese Sichtweise durch infrastrukturelle Probleme. Wilhelm Berg, Vertreter von China Mobile International, nannte ein einfaches Beispiel: Eine Fahrt von seiner Heimatstadt nach Hamburg sei mit mindestens 30 Minuten ohne stabile Verbindung verbunden. Solche „toten Zonen“ machten autonomen Transport, der einen ständigen Datenaustausch erfordert, unmöglich.
Kulturelle und infrastrukturelle Barrieren gehen eng mit strengen regulatorischen Rahmenbedingungen einher. Der chinesische Unternehmer Zhang Xijie erläuterte die unterschiedlichen Ansätze deutlich. Will eine Fabrik in Deutschland eine Säule für autonome Fahrzeugnavigation installieren, muss zunächst die gesamte Werkshalle umgebaut werden. In China hingegen lässt sich eine solche Lösung schnell und kostengünstig umsetzen. Die offizielle Antwort der Berliner Senatsverwaltung für Verkehr auf eine Anfrage der Berliner Zeitung bestätigt diese Problematik: Der kommerzielle Einsatz von Lieferrobotern ist derzeit mangels entsprechender bundesweiter Gesetzgebung nicht möglich. Selbst Forschungsprojekte erfordern Ausnahmegenehmigungen und detaillierte Sicherheitskonzepte.
Es gab zwar Durchbruchsversuche, doch sie führten bisher nicht zum Erfolg. Uber meldet weltweit über 1,5 Millionen autonome Fahrten, allerdings nicht in Deutschland. Die Pläne des Unternehmens, 2026 in München mit Testläufen zu beginnen, erscheinen unwahrscheinlich. DHL stellte seinen PostBOT-Testlauf 2017 aufgrund zu hoher Kosten ein, und das Lieferexperiment von Starship Technologies in Wolfsburg wurde nach wenigen Tagen abgebrochen. Heute ist die Robotik in Deutschland auf Lagerhäuser und Verteilzentren beschränkt, wo Tausende autonomer Systeme effizient Regale bewegen, aber nie den Endverbraucher erreichen.
Die Forumsteilnehmer waren sich jedoch einig, dass Deutschland schlicht keine andere Wahl hat. Eine alternde Gesellschaft und ein zunehmender Mangel an qualifiziertem Personal machen die Robotik nicht zu einer Laune, sondern zur Notwendigkeit. Philipp Röhrig, Chef des Schweißgeräteherstellers Abicor Group, weist darauf hin, dass es heute weder in Deutschland noch in China Schweißer gibt und die wenigen verbliebenen Schweißer sehr hohe Löhne verlangen. Die Lösung sind kollaborative Roboter, die einfach zu bedienen sind. Künstliche Intelligenz ermöglicht es seinem Unternehmen bereits, Zeit und Geld zu sparen, indem sie die Qualität der Schweißarbeiten in Echtzeit überwacht – ohne teure Röntgenstrahlen.
Die ehemalige Bundeswirtschaftsministerin Brigitte Zypries warnte, Deutschland dürfe nicht tatenlos zusehen, wie in anderen Teilen der Welt neue Märkte entstehen. Sollte das Land noch länger warten, würden Entscheidungen darüber, wie die Deutschen künftig leben und arbeiten, Tausende Kilometer entfernt getroffen. In der Hauptstadt werden derweil vorsichtige Schritte unternommen und Drohnen für die Medikamentenlieferung in einem Laborprojekt getestet. Doch bis eines Tages ein Roboterkurier an die Tür einer gewöhnlichen Berliner Wohnung klopft, muss Deutschland noch einen langen Weg zurücklegen, um seine eigenen Ängste und bürokratischen Hürden zu überwinden, so die Zeitung.
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mk.ru