Prof. Kuna: Neue Medikamente machen Nasenpolypenoperationen überflüssig

Bei der Behandlung der sog. eosinophilen Erkrankungen seien neue Therapieoptionen entstanden, sagt Prof. Piotr Kuna. Der Einsatz von Steroiden ist nicht erforderlich und bei Nasenpolypen ist nicht einmal eine Operation notwendig.
Eosinophile Erkrankungen sind mit einer übermäßigen Aktivität von Eosinophilen verbunden – eosinophilen Zellen des Immunsystems, die im Knochenmark aus Stammzellen produziert werden. Als Folge können Erkrankungen wie Asthma bronchiale, eosinophile Granulomatose mit Polyangiitis (EGPA), hypereosinophiles Syndrom (HES) sowie Rhinosinusitis mit Nasenpolypen und Ösophagitis und Gastritis (eosinophilen Ursprungs) auftreten.
Der Mechanismus dieser Erkrankungen besteht darin, dass reife Eosinophile ins Blut freigesetzt werden und dann in die Gewebe wandern. „Sie enthalten starke Entzündungsmediatoren. Eosinophile sammeln sich im Gewebe an und setzen diese Substanzen frei, was zu Zellzerstörung, Schwellungen, Hyperämie und Funktionsstörungen führt, was wiederum zur Entwicklung schwerer Formen von Asthma und anderen entzündlichen Erkrankungen führt“, erklärt Prof. Piotr Kuna, Leiter der Abteilung für Innere Medizin, Asthma und Allergien an der Medizinischen Universität Lodz.
Beim eosinophilen Asthma ist das häufigste Symptom ein Hustenanfall, vor allem nachts oder morgens sowie bei Anstrengung, Veränderungen der Lufttemperatur oder Stress. Hinzu kommen ein Schweregefühl in der Brust und Atemnot – insbesondere bei Anstrengung, nachts oder bei Belastung mit Allergenen oder Luftverschmutzung. Darüber hinaus leiden die Patienten häufig an wiederkehrenden Entzündungen der Atemwege sowie chronischer Rhinitis und Sinusitis. Bluttests weisen erhöhte Eosinophilenwerte nach, normalerweise über 300 Zellen pro Mikroliter. Normalerweise beträgt das Verhältnis der Eosinophilen im Blut zu denen im Gewebe 1:100.
Eine Sinusitis mit Nasenpolypen äußert sich vor allem durch eine chronische Nasenverstopfung, verstopfte Nase, Verlust des Geruchs- und Geschmackssinns und häufig wiederkehrende Schübe. „Diese Krankheit hat eine entzündliche Ursache und ist sehr oft mit einer übermäßigen Eosinophilenaktivität verbunden, weshalb sie als eosinophile Erkrankung eingestuft wird“, bemerkte Prof. Kuna, Vizepräsident der Polnischen Gesellschaft für Zivilisationskrankheiten.
Eosinophile Erkrankungen können durch morphologische Untersuchungen im Rahmen der Basisprävention erkannt werden. „Ein Blutbild gibt nicht nur Aufschluss über den Eosinophilenspiegel, sondern auch über Dutzende anderer Krankheiten, die Veränderungen hervorrufen können, die bei diesem einfachen und günstigen Test – der nur etwa ein Dutzend Zloty kostet – sichtbar sind“, bemerkte der Spezialist. Wichtig ist jedoch die Durchführung eines Blutbildes mit Abstrich, da sich durch eine solche Untersuchung feststellen lässt, welche Blutzellentypen im Blut vorhanden sind.
Bei einer Nasennebenhöhlenentzündung bestand die Grundbehandlung bis vor kurzem aus der intranasalen oder oralen Verabreichung von Steroiden und einer Operation zur Entfernung der Polypen. Leider traten die Polypen sehr häufig wieder auf. Die vom Spezialisten vorgelegten Daten zeigen, dass es in 40 Prozent der Fälle zu einem erneuten Auftreten von Polypen kommt. Patienten innerhalb von 18 Monaten nach der Operation. „Heute können wir dank moderner biologischer Therapien nicht nur die Symptome, sondern auch die Ursache der Krankheit behandeln“, versicherte Prof. Marten.
Er erklärte, dass die traditionelle Behandlung eosinophiler Erkrankungen auf Steroiden basiere, die jedoch schwere Nebenwirkungen mit sich brächten. Dann kamen Immunsuppressiva auf den Markt, die vor allem aus der Krebs- und Rheumatherapie bekannt sind, leider aber auch oft mit erheblichen Nebenwirkungen verbunden sind.
„Heute stehen uns moderne biologische Therapien zur Verfügung, sogenannte zielgerichtete Therapien, die ein ganz bestimmtes Zytokin blockieren – Interleukin 5. Genau dieses Interleukin ist für die beschleunigte Vermehrung der Eosinophilen, ihre schnellere Reifung, Stimulation und auch die Verlängerung ihrer Lebensdauer verantwortlich. Infolgedessen sammeln sich zu viele Eosinophile im Körper an. Blockieren wir Interleukin 5, sinkt die Zahl der Eosinophilen schnell – diese Zellen sind nicht mehr in der Lage, ihre toxischen Granula freizusetzen und Gewebe zu schädigen. Das bedeutet, dass die Krankheitssymptome abklingen und in die sogenannte Phase guter Kontrolle oder sogar Remission eintritt“, erklärte der Vizepräsident der Polnischen Gesellschaft für Zivilisationskrankheiten.
Interleukin-5-blockierende Antikörper behandeln außerdem wirksam das hypereosinophile Syndrom (HES) und die Granulomatose mit Polyangiitis (EGPA) sowie schweres eosinophiles Asthma, allesamt Krankheiten, bei denen Eosinophile eine Schlüsselrolle spielen. „Wichtig ist, dass diese Behandlung wirklich sicher ist. Bisher sind im Zusammenhang mit diesen Medikamenten keine schwerwiegenden Nebenwirkungen aufgetreten, und die Patienten erfahren eine verbesserte Gesundheit, eine höhere Lebensqualität und weniger häufige Verschlimmerungen von Krankheiten, die mit hohen Eosinophilenwerten in Zusammenhang stehen“, versicherte Prof. Marten.
Er fügte hinzu, dass diese Art der modernen Behandlung in unserem Land verfügbar sei. Ab Oktober 2024 kann bei Nasenpolypen eine biologische Therapie eingesetzt werden. Ab dem 1. April 2025 ist die Behandlung der EGPA im Rahmen eines Medikamentenprogramms möglich, das in das bestehende Programm für Gefäßerkrankungen integriert wurde.
Darüber hinaus wurde ein neues, separates Medikamentenprogramm zur Behandlung des hypereosinophilen Syndroms (HES) geschaffen. „Derzeit sind die Krankenhäuser dabei, Verträge mit dem Nationalen Gesundheitsfonds zu unterzeichnen. Alles deutet darauf hin, dass die ersten Patienten diese modernen Medikamente bereits im Juni im Rahmen der vom Nationalen Gesundheitsfonds finanzierten Medikamentenprogramme kostenlos erhalten können“, sagte Prof. Piotr Kuna. (BREI)
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