Trumps Hindernislauf zur Verteidigung der Weltraumtechnologie

Präsident Trump will dort erfolgreich sein, wo Ronald Reagan in den 1980er Jahren scheiterte: Er will die USA mit einem Raketenabwehrsystem, dem Golden Dome, ausstatten, um sie vor Angriffen aus dem All zu schützen. Im Wesentlichen handelt es sich dabei um ein hochmodernes Verteidigungssystem, das zu Land, zu Wasser, in der Luft und im Weltraum stationiert ist und feindliche Angriffswaffen zerstört, bevor sie Schaden anrichten können.
Laut Trump wird es zwar viel kosten, aber nicht so viel, wie die für die Berechnungen zuständigen Stellen angeben, und es soll innerhalb der verbleibenden drei Jahre seiner Amtszeit fertiggestellt werden. Obwohl es viele Zweifel an den Aussagen des Präsidenten gibt, ist die Notwendigkeit eines solchen Systems heute größer denn je. Viele glauben, dass die Verteidigung der Vereinigten Staaten, insbesondere ihres Heimatlandes, überholt, wenn nicht gar überholt ist.
Zwar hat sich nicht alles geändert, aber vieles hat sich in diesem Bereich geändert. Vor allem haben wir es heute mit neuen Angriffsmitteln zu tun, allen voran den unaufhaltsamen Hyperschallraketen, aber auch mit Atomsprengköpfen, die aus einer sehr niedrigen Umlaufbahn – beispielsweise 200 Kilometer über dem Boden – abgefeuert werden, oder mit Atombomben, die in 100 Kilometern oder mehr Höhe explodieren, und schließlich mit den gefürchteten FOBs (Fractional Orbital Bombardment Systems), die durch die SALT-Verträge theoretisch verboten sind. Dabei handelt es sich um mit Atomwaffen beladene Raumfahrzeuge im Orbit, die jederzeit aktiviert und abgefeuert werden können. Alles Waffen, die es bis vor kurzem schlichtweg nicht gab.
Beispielsweise würde eine nukleare Sprengladung, die in 100 oder 200 Kilometern Höhe detoniert, einen elektromagnetischen Impuls mit apokalyptischen Folgen auslösen und die Flugzeugelektronik sowie sämtliche Steuerungs- und Verwaltungsgeräte lahmlegen. Praktisch alles, was von Computern oder Elektronik jeglicher Art angetrieben oder gesteuert wird, würde seinen Dienst versagen – von automatischen Haustoren über Krankenhausausrüstung bis hin zu Kommunikationssystemen.
Donald Trumps Idee, die er im Januar dieses Jahres verkündete und kürzlich mit Nachdruck bekräftigte, hat eine Grundlage. Nachdem die amerikanische Presse, allen voran die Washington Post, Simulationen einer möglichen US-Reaktion auf einen Atomangriff beschrieben hat, ist das Thema aktuell und öffentlich. Möglicherweise auf Anregung des Pentagons beschreibt die amerikanische Presse ein düsteres Szenario: Sollte eine Atommacht die USA angreifen, hätte der Präsident ab dem Zeitpunkt, an dem das Infrarot-Satellitenüberwachungssystem Alarm schlägt, nur 45 Minuten Zeit, um zu entscheiden, ob und wie er reagieren soll.
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