Milliarden und Beton: In zehn Jahren wurde in Mailand, im Piemont und in der Toskana gemeinsam gebaut.

MAILAND – Ein Regen aus Beton und Milliarden überrollt die Stadt. Mit der Expo im Rücken erlebte Mailand in den vergangenen zehn Jahren einen beispiellosen Immobilienboom. Dieser Aufschwung ist nun ins Visier der Richter geraten , die auch die Verwaltung von Beppe Sala erreichen.
Mehr Kubikmeter neuer Wohnungen in Mailand als im Piemont und der Toskana zusammenDoch was sagen die Zahlen über Mailands goldenes Jahrzehnt des Immobilienmarkts? Als Erstes sollten wir uns die Zahlen zum Bauvolumen ansehen, die vom ISTAT erfasst werden. Das Institut erfasst alle Neubauten in der Region, sowohl die von Grund auf neu errichteten als auch die aus bestehenden Gebäuden umgebauten. Laut den von Repubblica zusammengestellten Daten des Statistikinstituts wurden in der lombardischen Hauptstadt zwischen 2015 und 2024 17 Millionen Kubikmeter neue Wohngebäude – also Eigenheime – und 29 Millionen Nichtwohngebäude errichtet. Zum Vergleich: Auf der gesamten Halbinsel beträgt die Zahl 189 Millionen für Wohngebäude und 455 Millionen für Nichtwohngebäude. Mit anderen Worten: In den letzten zehn Jahren wurde ein Zehntel des gesamten Bauvolumens Italiens in Mailand errichtet. In der Stadt allein wurden mehr Kubikmeter gebaut als im Piemont und der Toskana zusammen.
Die Milliarden auf der StadtDurch Neubauten fließen jährlich Milliardeninvestitionen in die Stadt. Einer Schätzung von Reuters zufolge belief sich der Gesamtbetrag von 2015 bis heute auf fast 30 Milliarden Euro. CBRE , das jährlich die Immobilieninvestitionen in Italien beobachtet, weist für die letzten Jahre völlig konstante Zahlen aus: 3,5 Milliarden im Jahr 2024, 1,75 Milliarden im Jahr 2023 und 5 Milliarden im Jahr 2022. Allein Mailand absorbiert etwa ein Drittel der gesamten Investitionen, die jedes Jahr nach Italien fließen.

Die Immobilienentwicklung konnte jedoch nicht mit dem Nachfrageboom Schritt halten, und die Immobilienpreise explodierten im letzten Jahrzehnt. Laut Daten von Idealista Insights sind die Immobilienpreise in Mailand seit Juni 2015 um 56 Prozent gestiegen. Das Mietwachstum war mit 63 Prozent sogar noch ausgeprägter.
Ein Boom, der den Eigenheimbesitzern zugutekam, deren Immobilien im Laufe eines Jahrzehnts weit über die Inflation hinaus an Wert gewannen. Umgekehrt rückte die Stadt zunehmend in die Reichweite weniger Menschen. Der Kauf eines Eigenheims wurde für Singles zur Illusion und für Paare zu einer gewaltigen Herausforderung, was immer mehr Menschen dazu zwang, sich außerhalb der Stadt nach einem Zuhause umzusehen. So wurde die Stadt, obwohl sie immer wohlhabender, aber auch immer teurer wurde, letztlich zu einer zunehmend leeren Stadt.
repubblica