Leichtathletik-Weltmeisterschaften: Auf der Lang- und Mitteldistanz schmilzt die afrikanische Dominanz

Die Athleten laufen auf der Bahn immer in die gleiche Richtung. Doch abgesehen von diesem Detail läuft es in der Leichtathletik weltweit nicht mehr rund. Mittel- und Langstreckenlauf, afrikanische Spezialdisziplinen, überraschen seit Beginn der Weltmeisterschaften im Nationalstadion von Tokio alle. Die üblichen Stars, in den Farben Kenias oder Äthiopiens gekleidet, zählen die Schläge, ohne sie zu erwidern. Die Eindringlinge nutzen die Situation aus. Sie fegen alles weg.
Am Mittwoch, dem 17. September, gewann ein 26-jähriger Portugiese, geboren in Faro als Sohn eines marokkanischen Vaters, wie im Traum den Weltmeistertitel über 1.500 m. Isaac Nader besiegte den Briten Jake Wightman, den Sieger von 2022, in den letzten Schritten eines Finales, das einem Straßenkampf glich. Mit zwei Hundertstelsekunden Vorsprung (3:34,10 zu 3:34,12) sicherte er sich einen Sieg, den er selbst wohl nie für möglich gehalten hätte. Der Kenianer Reynold Cheruiyot, Dritter, rettete die afrikanische Ehre. Zu anderen Zeiten wäre seine Bronzemedaille bei einem Siegeszug von Titeln und Podestplätzen als Nebensache gegolten. Er hätte fast beschämt das Gesicht verzogen.
Libération