Botschafter in Kanada wegen Verbindungen zur organisierten Kriminalität angeklagt

Carlos Joaquín, ehemaliger Gouverneur von Quintana Roo und derzeitiger mexikanischer Botschafter in Kanada, wird beschuldigt, Erpressungen vertuscht und organisierte Kriminalität an der Riviera Maya gefördert zu haben. Die vom ehemaligen Außenminister Gabriel Mendicuti erhobenen Vorwürfe haben den mexikanischen Auswärtigen Dienst erschüttert.
Die diplomatische Ruhe wurde durch eine explosive Aussage erschüttert: Gabriel Mendicuti Loría, ehemaliger Regierungssekretär von Quintana Roo, beschuldigte Botschafter Carlos Joaquín González öffentlich, während seiner Amtszeit als Gouverneur (2016–2022) die Ausbreitung der organisierten Kriminalität im Bundesstaat zugelassen zu haben.
In einem Interview auf Playa FM 103.1 behauptete Mendicuti, einer der Söhne des ehemaligen Gouverneurs sei direkt in Erpressungen verwickelt gewesen, habe als „Vermittler der Kartelle“ fungiert und von den örtlichen Geschäftsinhabern „peño de piso“ eingetrieben.
„Sie werden ihn in den nächsten Wochen in die Luft jagen“, warnte Mendicuti und betonte, dass das kriminelle Umfeld des jungen Mannes ein hohes Risiko darstelle, auch für seine eigene Sicherheit.
Carlos Joaquín kam durch ein Bündnis zwischen PAN und PRD an die Macht. Er versuchte, sich von den PRI-Regierungen zu lösen, die Quintana Roo jahrzehntelang dominiert hatten. Nach dem Ende seiner Amtszeit distanzierte er sich jedoch von beiden Parteien und rückte näher an Präsident Andrés Manuel López Obrador heran. Er unterstützte Bundesprojekte wie den Maya-Zug.
Diese politische Nähe katapultierte ihn in die Diplomatie: Er wurde zum mexikanischen Botschafter in Kanada ernannt, eine Position, die ihm die derzeitige Präsidentin Claudia Sheinbaum erst vor wenigen Wochen bestätigt hatte.
Die Zahlen seiner Regierung sind nicht ermutigend. Während Carlos Joaquíns sechsjähriger Amtszeit stieg die Zahl der vorsätzlichen Tötungsdelikte in Quintana Roo im Vergleich zu seinem Vorgänger um mehr als 180 Prozent. Obwohl seine Regierung die Verhaftung seines Vorgängers Roberto Borge vorangetrieben hatte, wurde sie scharf dafür kritisiert, die Zersplitterung der kriminellen Macht in der Region zuzulassen.
Paradoxerweise wurden viele der unter Borge begangenen Vorwürfe der Plünderung von Staatsvermögen während Joaquíns Amtszeit strafrechtlich verfolgt. Seine engen Verbindungen zu Personen, denen Erpressung vorgeworfen wird, wecken nun jedoch den Verdacht, dass kriminelle Netzwerke unter einem neuen politischen Deckmantel weiterbestehen könnten.
Botschafter Carlos Joaquín González hat sich bislang nicht zu den Vorwürfen geäußert. Auch das Außenministerium hat keine offizielle Stellungnahme zu dem Fall abgegeben, während in den sozialen Medien die Forderungen nach einer gründlichen Untersuchung immer lauter werden.
Die Schwere der Anschuldigungen stellt nicht nur Joaquíns Eignung als diplomatischer Vertreter in Frage, sondern wirft auch Zweifel an den Mechanismen auf, mit denen Beamte mit fragwürdiger Erfolgsbilanz beurteilt und bestätigt werden.
Die Aussage von Mendicuti, der mit dem inzwischen inhaftierten Roberto Borge zusammengearbeitet hatte, reiht sich in eine Kette von Anschuldigungen ein, die sich über Parteien und Regierungen hinweg erstreckt. Die Grenze zwischen Politik und organisierter Kriminalität in Quintana Roo scheint angesichts der Fakten immer dünner zu werden.
Unterdessen berichten Geschäftsinhaber an der Riviera Maya, dass Erpressung seit Jahren eine gängige Praxis sei, und zwar in der Zeit, in der der Sohn des heutigen Botschafters den Vorwürfen zufolge angeblich aktiv war.
Der öffentliche Druck wächst. Zivilgesellschaftliche Organisationen und Stimmen in den sozialen Medien fordern die Generalstaatsanwaltschaft auf, Ermittlungen gegen Carlos Joaquín und seinen inneren Kreis einzuleiten. Der Verdacht, dass sein Wahlkampf 2016 mit illegalen Geldern finanziert worden sein könnte, hat die Forderungen nach Transparenz und Gerechtigkeit neu entfacht.
In Kanada könnte seine Anwesenheit als mexikanischer Botschafter zu einer diplomatischen Krise führen, wenn der Fall international eskaliert.
La Verdad Yucatán