Ricardo Halac, eine Schlüsselfigur im Nationaltheater

Wer von Ricardo Halac spricht, spricht von einer der tragenden Säulen des argentinischen Theaters. Er hat zahlreiche, vielfältige Stücke verfasst, die sich mit tiefgründigem Verständnis den sozialen Problemen jeder Epoche widmen. Selbst heute, mit 90 Jahren, bewahrt er sich diese Weitsicht in seinen neuen Werken, denn er schreibt unermüdlich und beweist dabei eine bewundernswerte Klarheit und Vitalität. Besonders bemerkenswert ist die anhaltende Aktualität seiner Stücke. Werke wie „Estela de madrugada“ (1965) und „Segundo tiempo “ (1976) sind auch heute noch relevant. Dies zeugt von seinem tiefen Verständnis der Menschheit in ihren intimen, alltäglichen und gesellschaftlichen Facetten.

Soziale Themen sind ein ständiges Thema in seinem Werk. Dies entspringt seinen Sorgen als Mensch, dem Mittelpunkt seines Lebens, die er in seine Arbeit einfließen lässt. Sie spiegeln seine Ängste um die menschliche Existenz und den täglichen Kampf ums Überleben, um Entwicklung und Fortschritt wider. Verstärkt wird dies durch den soziopolitischen Kontext, der mitunter ein Hindernis darstellt.

Dies wird in „Estela de madrugada“ sehr eindrücklich dargestellt: der Kampf einer jungen Frau, in einem Umfeld, das sie daran hindert, zu studieren, zu arbeiten und sich weiterzuentwickeln. Dasselbe gilt für Estelas Vater, der sich große Sorgen macht, weil in der Fabrik, in der er arbeitet, Mitarbeiter entlassen werden – eine Situation, die sich leicht mit den heutigen Ereignissen vergleichen lässt. Das Stück schildert eine erschreckende Lage: Das Umfeld erlaubt uns keine offene Beteiligung, weil wir Angst haben, auf der Straße zu landen. Estelas Vater kann seine Kollegen nicht verteidigen, denn er riskiert, selbst entlassen zu werden, und er muss seine Familie jeden Monat ernähren. Aus all diesen Gründen ist Ricardo Halac eine tragende Säule des Theaters.

Doch er zeichnet sich auch als Lehrer und Mentor für die jüngeren Generationen aus. Wir haben derzeit ein Seminar für Theaterstückeschreiben mit anschließender Bühnenproduktion. Momentan inszenieren wir sieben Kurzstücke, die in diesen Kursen entstanden sind und Anfang Dezember in der Bar de Fondo Cultural, wo die Kurse stattfinden, aufgeführt werden: Er unterrichtet das Schreiben von Theaterstücken, und ich kümmere mich um die Inszenierung.

Ich kenne sein Werk sehr gut; ich habe mehrere seiner Stücke inszeniert, und wir sind schon lange befreundet. Ich lade ihn immer zu den Proben ein, damit er sich beteiligen und seine Meinung einbringen kann. Er ist ein sehr unruhiger und akribischer Mann. Er ist ein hochgebildeter Mann, spricht mehrere Sprachen, hat ein tiefes Verständnis für das Weltgeschehen und ist immer bestens informiert. Er ist ein ganz besonderer Mensch. In seiner Nähe zu sein, ist eine ständige Bereicherung.

*Lizardo Laphitz ist Schauspieler, Regisseur und Theaterpädagoge. Er inszenierte Stücke von Ricardo Halac wie Estela de madrugada , Fin de diciembre und Marcados, de por vida .