Wie erreicht man ein gesundes Altern? Experten warnen, dass sich Kolumbien auf ein aktives und angenehmes Alter vorbereiten muss.

Kolumbien altert immer schneller. Laut Angaben des Nationalen Statistikinstituts (DANE) leben derzeit fast 8 Millionen ältere Erwachsene im Land, was 14 % der Bevölkerung entspricht. Prognosen sind sogar noch erschreckender: Bis 2050 wird jeder vierte Kolumbianer – etwa 15 Millionen Menschen – über 60 Jahre alt sein. Dieses demografische Phänomen stellt das Gesundheitssystem und die Gesellschaft vor erhebliche Herausforderungen, insbesondere aufgrund der Zunahme chronischer, altersbedingter Krankheiten.

Polypharmazie, Bewegungsmangel und falsche Ernährung sind die Hauptrisiken. Foto: iStock
Diabetes, Bluthochdruck, Herzinfarkt, Alzheimer, senile Demenz, Parkinson und Schlaganfall gehören zu den häufigsten Erkrankungen älterer Menschen. Oft sind diese Leiden nicht nur auf das Alter zurückzuführen, sondern auch auf Bewegungsmangel, ungesunde Ernährung und fehlende Vorsorgeuntersuchungen. Experten für Geriatrie, Ernährung, Zahnmedizin und Sportmedizin fordern daher einen Wandel in der Lebensweise und im Umgang mit dem Alter.
Das Altern zeigt Zeichen Dr. Javier Bonilla, Master-Absolvent der Physiologie und Sportmedizin an der Fakultät für Gesundheitswissenschaften der Universitätsstiftung San Martín, erklärt, dass das Alter deutliche Zeichen aufweist, die nicht übersehen werden sollten. „Die nachlassende Fähigkeit zur Regeneration von Zellen und Geweben, die durch den Verlust gesunder Stammzellen entsteht, spiegelt sich beispielsweise in einer schlechten Wundheilung wider“, bemerkt er.
Ein weiteres häufiges Anzeichen ist der Verlust der Produktion von für den Stoffwechsel wichtigen Proteinen. Dies führt zu Gewichtszunahme, Veränderungen des Blutzuckerspiegels und Bluthochdruck. Das frühzeitige Erkennen dieser Anzeichen kann weitere Komplikationen verhindern.

Derzeit sind acht Millionen Kolumbianer über 60 Jahre alt. Bis 2050 wird ihre Zahl auf 15 Millionen steigen. Foto: iStock
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist sich einig, dass Altern nicht zwangsläufig mit Krankheit einhergeht. Regelmäßige Bewegung könne mehrere mit dieser Lebensphase verbundene Krankheiten verhindern oder verzögern, betont die Organisation. Sie weist jedoch darauf hin, dass körperliche Aktivität bei älteren Menschen von medizinischem Fachpersonal begleitet werden sollte, da jeder Mensch einen individuellen Plan benötigt, der auf seine Muskel-Skelett-, Stoffwechsel-, Herz-Kreislauf- und Lungengesundheit zugeschnitten ist.
„Übungen lassen sich nicht improvisieren. Häufigkeit, Intensität und Umfang hängen vom jeweiligen Zustand des Patienten ab. Nur ein Sportmediziner kann diese bestimmen und eine entsprechende Nachsorge gewährleisten“, ergänzte Dr. Bonilla.
Neben Bewegung ist die Ernährung entscheidend. Es gibt viele Mythen rund um die Ernährung nach dem 50. Lebensjahr, beispielsweise die Annahme, die Proteinzufuhr müsse drastisch reduziert werden oder Nahrungsergänzungsmittel würden eine ausgewogene Ernährung ersetzen. Experten betonen, dass professionelle Beratung unerlässlich ist, um eine Ernährung zu entwickeln, die den Bedürfnissen des jeweiligen Körpers in dieser Phase gerecht wird.
Eine weitere wachsende Herausforderung ist die Polypharmazie: die gleichzeitige Einnahme mehrerer Medikamente, die nicht nur die Gesundheit verbessert, sondern auch zu gefährlichen Wechselwirkungen und Komplikationen führen kann. Experten empfehlen, Rezepte regelmäßig zu überprüfen, den Bedarf jedes einzelnen Medikaments zu ermitteln und umfassende Therapien zu fördern, bei denen eine Änderung des Lebensstils Vorrang vor der Tablettenabhängigkeit hat.

Das Land ist mit einer rapide alternden Bevölkerung konfrontiert. Foto: iStock
Um einen akademischen und sozialen Raum für die Diskussion dieser Themen zu schaffen, hat die San Martín University Foundation am 24. September in Bogotá das Healthy Aging Symposium angekündigt.
Bei dem Treffen kommen Fachleute aus verschiedenen Gesundheitsbereichen zusammen, um Themen wie die folgenden zu diskutieren:
- Die aktuellen Herausforderungen des Alterns in Kolumbien
- Mythen und Realitäten zur Ernährung von Menschen über 50
- Die Risiken der Polypharmazie
- Grundlagen für ein sicheres und effektives körperliches Training in dieser Lebensphase
„Altern sollte nicht als Verlust von Fähigkeiten verstanden werden, sondern vielmehr als Chance, neue Herausforderungen mit Wohlbefinden und Vitalität anzugehen. Mit ausreichender Information, medizinischer Unterstützung und gesunden Gewohnheiten ist es möglich, ein erfülltes, aktives und glückliches Alter zu verbringen“, betonen die Organisatoren.
Über das Symposium hinaus deutet die Diskussion auf einen kulturellen Wandel im Hinblick auf das Altern hin. Kolumbien muss sich auf eine Gesellschaft mit mehr älteren Menschen vorbereiten, die angepasste öffentliche Räume, gemeinschaftliche Sportprogramme, erschwingliche Lebensmittel und spezialisierte medizinische Versorgung fordern.
Die Herausforderung besteht darin, einerseits eine umfassende Betreuung der Senioren von heute sicherzustellen und andererseits schon in jungen Jahren Gewohnheiten zu fördern, die es ihnen ermöglichen, das Alter bei besserer Gesundheit zu erreichen. Experten kommen zu dem Schluss: „Das Altern ist unvermeidlich, aber die Entscheidung für ein Alter mit Lebensqualität beginnt heute.“
Umwelt- und Gesundheitsjournalist
eltiempo