VW-Chef am Doppeljob gescheitert: Blumes muss wieder um Macht kämpfen

Als Oliver Blume vor drei Jahren zum ersten Doppelchef im Dax wurde, war das eine Mischung aus Zufall, Egoismus, Leichtfertigkeit und - ja, wirklich: Weitsicht. Der Zufall wollte es, dass der Porsche-Chef just während des Börsengangs die Führung des Mutterkonzerns Volkswagen übernehmen musste. Ihr Egoismus hinderte die Aktionärsfamilien Porsche und Piëch daran, den emotional wichtigeren Teil ihres Vermögens - nämlich Porsche - dabei in andere Hände zu legen. Und Leichtfertigkeit ließ Blume glauben, beides nebeneinander wuppen zu können.
Die Weitsicht aber bestand in dem Wissen, dass der Chef des VW-Konzerns schnell an den Rand gerät, wenn er nicht als Chef einer Marke fest im Tagesgeschäft verankert ist. Jede Markengruppe ist für sich ein Weltkonzern, hinzu kommt ein kaum durchschaubares Geflecht von Kooperationen und Gemeinschaftsunternehmen - alle mit eigener Führung und nicht irgendwo am Rand, sondern bei operativen Schlüsselthemen. Dieses Gebilde, das ahnte Blume völlig richtig, hält man nicht zusammen, indem man oben drüber schwebt.
Doch das Experiment ging dramatisch schief. Die Porsche-Krise hat ihre Wurzeln auch in mangelnder Aufmerksamkeit und unklaren Machtverhältnissen. Auch die VW-Krise schwelte zu lange, bevor sie vor einem Jahr offen ausbrach. Und es sind in der Zeit der Mehrfachbelastung riesige Projekte gestartet worden, von denen sich noch zeigen muss, ob sie hinreichend durchdacht wurden.
Ihnen muss nun Blumes Aufmerksamkeit gelten - zum Beispiel der Softwarekooperation mit dem US-Startup Rivian und der Batteriestrategie. Beide sind von zentraler Bedeutung, beide schlingern. Und sie sind Blumes Chance, sich auch ohne Markenverantwortung ans Tagesgeschäft anzubinden. Denn die VW-Eigner mögen ihm jetzt noch so sehr den Rücken stärken und das auch so meinen: Den Höhepunkt seiner Macht hat Blume überschritten.
rnd