Marokko-Fan - 3.000 Kilometer mit dem Fahrrad zum AFCON

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Marokko-Fan - 3.000 Kilometer mit dem Fahrrad zum AFCON

Marokko-Fan - 3.000 Kilometer mit dem Fahrrad zum AFCON

Erleichtert, ein bisschen erschöpft, aber sehr glücklich sah Ismael Skira aus, als er in der Küstenstadt Agadir im Süden Marokkos, sein Fahrrad abstellen konnte. Gut 3000 Kilometer hatte er auf dem Sattel seines Zweirads gesessen und war in den vergangenen vier Wochen von Frankreich nach Marokko gefahren.

Der stolze Marokkaner und Fußball-Fan lebt seit seinem 21. Lebensjahr in Paris und wollte beim Afrika-Cup (AFCON) unbedingt sein Team, die "Atlas-Löwen", vor Ort unterstützen.

Doch die Anreise mit dem Auto oder Flugzeug war dem 59-Jährigen dann irgendwie zu langweilig, also stieg er auf sein Fahrrad und fuhr tausende Kilometer quer durch Europa bis in das nordafrikanische Land. "Als ich beim Afrika-Cup in Côte d'Ivoire [2024 - Anm. d. Red.] war, sangen die Fans ein Lied zur Unterstützung der Nationalmannschaft", erinnert sich Skira im DW-Interview.

Marokko-Fan Ismael Skira hebt jubelnd die Arme, nachdem er mit dem Fahrrad pünktlich zum AFCON-Eröffnungsspiel in Rabat eingetroffen ist
Nach vier Wochen auf dem Fahrrad kommt Ismael Skira (r.) glücklich in Marokko an - pünktlich zum Eröffnungsspiel seiner MannschaftBild: Privat

"Darin hieß es, dass einige mit dem Flugzeug gekommen seien, andere mit dem Auto, manche mit dem Fahrrad und wieder andere zu Fuß. Ich habe mir das Wort 'Fahrrad' herausgepickt - und bin damit hierhergekommen."

Generalprobe für WM 2030

Skira ist einer von hunderttausenden Fans, die in den kommenden Wochen zur AFCON, dem größten Turnier des Kontinents, nach Marokko reisen werden. Bisher wurden bereits über ein Million verkauft - das hatte es noch nie gegeben.

Ohnehin setzt das Turnier neue Maßstäbe, denn erstmals hat jedes der teilnehmenden Länder ein Fünf-Sterne-Hotel bekommen. Insgesamt werden die Spiele in neun Stadien in sechs Städten ausgetragen, das Turnier wird von über 30 europäischen Medienunternehmen übertragen.

Das vierwöchige Turnier gilt als öffentlichkeitswirksame Generalprobe für die Fußball-Weltmeisterschaft 2030 auf drei Kontinenten, bei der Marokko neben Spanien und Portugal einer der Hauptausrichter sein wird. Dementsprechend hoch ist der Druck auf den Verband und die Spieler.

"Das ist die Verantwortung, die wir haben", sagt der frühere Dortmunder Bundesliga-Spieler Achraf Hakimi, der jetzt bei Champions-League-Sieger Paris Saint Germain sein Geld verdient. "Es ist eine positive Verantwortung, die uns motiviert, für dieses Turnier bereit zu sein."

Treffen mit Isco und Trainer Pellegrini

So besonders dieses Turnier ist, so bemerkenswert ist auch die Reise, die Ismael Skira hinter sich hat. Er ist schon seit seiner Kindheit großer Fan der marokkanischen Nationalmannschaft und reist immer wieder zu Spielen seines Geburtslandes. Mit dem Fahrrad war er allerdings noch nie zu einem Spiel gefahren. Dementsprechend ereignisreich war seine Anreise.

"In Sevilla ist ein Teil meines Fahrrads kaputtgegangen, und ich konnte keine Ersatzteile finden", erzählt Skira der DW. "Ich musste drei Tage in Sevilla bleiben, bis ich einen Spanier fand, der mir beim Reparieren des Fahrrads half."

Skira nutzte die Zeit, bis sein Fahrrad wieder fahrtüchtig war und besuchte das Stadion von Betis Sevilla. Nach einer Trainingseinheit hatte er sogar die Chance, kurz mit dem marokkanische Nationalspieler Ez Abde, dem spanischen Nationalspieler Isco und Betis-Trainer Manuel Pellegrini zu sprechen.

Doch neben Fan-Momenten wie diesen sind Skira vor allem die besonderen zwischenmenschlichen Begegnungen im Kopf geblieben. "Ich habe Menschen getroffen, die ich vorher nicht kannte, und trotzdem haben sie mir sehr geholfen. Manche haben mich sogar zu sich nach Hause eingeladen."

Marokkos gelungener Turnierstart

Beim AFCON-Eröffnungsspiel war Skira natürlich auch im Stadion - ohne Fahrrad, nur mit Fan-Schal und ganz viel Zuversicht, dass seinem Team ein perfekter Start in das Turnier gelingen würde. Doch das Duell mit den Komoren lief zunächst nicht wie gewünscht.

Ein vergebener Elfmeter durch Soufiane Rahimi und die Verletzung von Abwehrspieler Romain Saiss in der ersten Halbzeit sorgten für Unzufriedenheit auf den Rängen des Prince-Moulay-Abdellah-Stadions in Rabat. Erst nach dem Seitenwechsel gelang es dem Team von Trainer Walid Regragui, die entscheidenden Akzente zu setzen - Marokko wurde seiner Favoritenrolle gerecht.

Der Marokkaner Brahim Diaz bejubelt sein Tor zum 1:0 im AFCON-Eröffnungsspiel gegen die Komoren
Brahim Diaz erzielt den Führungstreffer für Gastgeber Marokko im AFCON-Eröffnungsspiel gegen die KomorenBild: Paul Ellis/AFP

Spätestens nach dem spektakulären Fallrückzieher von Ayoub El Kaabi zum 2:0 waren auch die rund 60.000 Fans im Stadion in Partystimmung und unterstützten ihr Team so laut es ging.

"Die Stimmung war sehr gut und besonders", freut sich Skira. "Im Vergleich zum AFCON in Côte d'Ivoire zeigt sich hier sehr gut die afrikanische und vor allem die marokkanische Kultur." Am Ende feierte der Gastgeber einen verdienten 2:0-Erfolg, den auch Skira zuversichtlich auf die kommenden Spiele blicken lässt.

"Ich wünsche mir von Gott, dass das Glück der marokkanischen Nationalmannschaft hilft, dass sie uns Freude bereitet und den Afrika-Cup gewinnt", hofft Skira. "Wenn das Leben es zulässt, verabrede ich mich mit euch für die Weltmeisterschaft 2030 in Marokko - auch dann wieder mit dem Fahrrad."

dw

dw

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