FIFA-Kongress: Infantino, Trump und Saudi-Arabien

Zwar stehen beim FIFA-Kongress, der am Donnerstag in Asuncion, der Hauptstadt Paraguays, abgehalten wird, keine grundlegenden Entscheidungen an, dennoch wirft das Treffen der Mitglieder des Fußball-Weltverbands seine Schatten auf die Zukunft des Fußballs.
Das hat vor allem damit zu tun, dass FIFA-Präsident Gianni Infantino gerne die Mächtigen der kommenden Gastgeberländer umschmeichelt. Der nächste WM-Gastgeber sind 2026 die USA mit Präsident Donald Trump. Außerdem steht eine nochmalige Vergrößerung der Weltmeisterschaft auf 64 Mannschaften im Raum.
Welche Entscheidungen werden auf dem FIFA-Kongress fallen?Schaut man sich die Tagesordnung des Treffens an, lautet die Antwort: eigentlich keine - zumindest keine wirklich wichtigen. Neben Jahres- und Finanzberichten und dem Abnicken des Jahresbudgets für 2025 ,werden lediglich die FIFA-Ausschüsse wie der Disziplinar- und der Ethikausschuss neu besetzt. Große Überraschungen oder Kontroversen sind hier nicht zu erwarten.
Gibt es trotzdem brisante Themen?Ähnlich wie vor dem WM-Turnier von 2022 in Katar gibt es im Hinblick auf den übernächsten WM-Gastgeber Saudi-Arabien Kritik an der Menschenrechtslage im Land. Menschenrechtsorganisationen wie Human Rights Watch und FairSquare warnen vor Risiken für Wanderarbeiter auf den Baustellen der Fußball-WM 2034.

Sie berichten von zahlreichen Todesfällen durch vermeidbare Unfälle und kritisieren die saudische Regierung für unzureichenden Schutz und Entschädigung. Trotz geplanter FIFA-Standards fehlen derzeit konkrete Maßnahmen zur Verhinderung und Untersuchung solcher Vorfälle. Amnesty International hebt zudem die extreme Ausbeutung von ausländischen Arbeitnehmern hervor.
Dass die FIFA-Mitglieder oder gar ihr Präsident dieses Thema in Paraguay aufgreifen, ist aber eher nicht zu erwarten. Infantino hatte auch in der Vergangenheit im Falle Katars Kritik an den Arbeitsbedingungen auf WM-Baustellen stets zurückgewiesen und stattdessen die Verbesserungen und Fortschritte betont, die durch die WM-Vergabe erzielt worden seien. Er hatte damals sogar seinen Wohnsitz nach Katar verlegt. Auch mit Saudi-Arabiens Thronfolger und Regierungschef Mohammed bin Salman pflegt Infantino engsten Kontakt.
Wie sieht es mit der kommenden WM 2026 in den USA aus?Eng ist auch die Beziehung zwischen Infantino und US-Präsident Trump, dem Regierungschef des nächsten WM-Gastgebers USA. Der Schweizer spricht sogar von "enger Freundschaft". Infantino hat sich seit Dezember bereits zehnmal mit Trump getroffen und war als Gast bei dessen Amtseinführung anwesend.
Die USA sind mit der Klub-WM in diesem und der Weltmeisterschaft im nächsten Sommer zweimal in Folge Gastgeber großer FIFA-Turniere. Der US-Präsident wird beide Events dazu nutzen, sich selbst ins beste Licht zu rücken. Allerdings machen er und sein Stelllvertreter JD Vance sich offenbar schon jetzt Sorgen über die vielen ausländischen Gäste, die ins Land strömen werden. "Alle sind willkommen", sagte Vance zuletzt - allerdings nur unter der Bedingung, dass sie auch wieder ausreisten, so der Vizepräsident.

Inwieweit die strenge Grenzpolitik der Trump-Regierung Fans aus Europa, Afrika, Asien und Südamerika davon abhält, in die USA zu reisen, muss sich zeigen. Zuletzt gab es abschreckende Beispiele von deutschen Touristen, die bei ihrer Einreise zunächst verhört und anschließend sogar für einige Zeit ohne Grund inhaftiert wurden.
Wie werden die Grenz- und Zollbeamten 2026 mit WM-Fans umgehen, die aus dem Iran einreisen, um ihre Mannschaft zu unterstützen? Oder aus lateinamerikanischen Ländern wie El Salvador, Guatemala und Honduras, aus denen die meisten illegalen Einwanderer in die USA stammen?
Die FIFA ist an einer Eskalation mit zahlreichen Zurückweisungen oder Inhaftierungen von Fußballfans sicher nicht interessiert. Ob sie dementsprechend auf Trump einwirken wird und damit dann auch Erfolg hat, ist ungewiss.
Kommt die WM mit 64 Teilnehmern nun doch?Der Vorschlag, das WM-Turnier, das in den USA erstmals mit 48 statt 32 Mannschaften ausgetragen wird, noch weiter zu vergrößern, liegt vor. Eingebracht hat ihn der Verband aus Uruguay, einem der WM-Gastgeber 2030. Die Südamerikaner würden gerne mit 64 Teams spielen. Einige andere FIFA-Mitglieder sehen die Erweiterung als Chance, mehr Länder einzubeziehen und die globale Reichweite des Fußballs zu erhöhen.

Aber es gibt auch kritische Stimmen, die vor allem aus Europa, Asien und Nordamerika kommen: Zu komplex und zu schwer zu organisieren sei ein so großes Event. Zudem schmälere ein zu großes Teilnehmerfeld den sportlichen Wert.
Bernd Neuendorf, Präsident des Deutschen Fußball-Bunds (DFB) positionierte sich klar dagegen: "Wir werden diesen Vorschlag nicht unterstützen, weil ich zutiefst davon überzeugt bin, dass wir dem Turnier damit keinen Gefallen tun würden", sagte der 63-Jährige. Massive Probleme für Spieler und Ligen seien die Folge, so der DFB-Chef.
Dennoch ist der Vorschlag damit nicht vom Tisch. Offiziell heißt es von FIFA-Seite: "Die Idee wurde zur Kenntnis genommen, da die FIFA die Pflicht hat, jeden Vorschlag eines ihrer Ratsmitglieder zu prüfen."
Gianni Infantino hat sich noch nicht geäußert. Allerdings lässt die aufgeblasene Klub-WM mit 32 Mannschaften und die Tatsache, dass die Frauen-WM bei der letzten FIFA-Council-Sitzung auf 48 Teams erhöht wurde, erahnen, wie er zu der Sache steht.
dw