FC Bayern schlägt Chelsea in der Champions League: Sieg trotz Hoeneß' Hoffenheim-These

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FC Bayern schlägt Chelsea in der Champions League: Sieg trotz Hoeneß' Hoffenheim-These

FC Bayern schlägt Chelsea in der Champions League: Sieg trotz Hoeneß' Hoffenheim-These

Die Laune war immer noch prächtig im Zug der U-Bahn-Linie 6, der rund eine halbe Stunde nach Mitternacht von der Arena des FC Bayern im Münchner Norden in Richtung Innenstadt ruckelte. Aus einer Männerrunde, deren Mitglieder durch Trikots, Schals und sonstige Fanartikel ausnahmslos als Fans des deutschen Rekordmeisters zu identifizieren waren, kam zum Beispiel folgende, nicht ganz ernst gemeinte Anregung: „Wir können jetzt die T-Shirts des FC St. Pauli übernehmen - Weltpokalsieger-Besieger.“

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Zur Erklärung: Der Hamburger Stadtteil-Verein schlug im Februar 2002 den FC Bayern, der damals amtierender Gewinner des Weltpokals war, und ließ zur Erinnerung an den Erfolg entsprechende Hemden drucken, die zum Kultobjekt wurden und bis in die Gegenwart Teil der St.-Pauli-Folklore sind. Der kleine Kiez-Klub besiegt die mächtigen Münchner - das war ja wirklich eine Sensation, die ultimative Außenseiter-Geschichte.

Beim Start der Champions League ist der FC Bayern gewissermaßen selbst zum Weltpokalsieger-Besieger geworden durch das 3:1 gegen den FC Chelsea - gegen jenen Verein also, der im Sommer die erste Ausgabe der runderneuerten Klub-WM gewonnen hatte. Dass die Münchner der Partie nachträglich ein T-Shirt widmen werden, ist allerdings nicht zu erwarten. Auf Augenhöhe mit der internationalen Elite zu sein, gehört - anders als bei St. Pauli - zum Bayern-Selbstverständnis. Wobei: Ein kleiner Außenseiter-Sieg war das 3:1 gegen den Klub-Weltmeister schon.

Wegen der finanziellen Übermacht der Vereine aus der Premier League hatte der Münchner Ehrenpräsident Uli Hoeneß seinen Verein verbal geschrumpft zuletzt, ihn zwar nicht zum FC St. Pauli der Champions League erklärt, aber immerhin zum Hoffenheim Europas. Die Bayern-Profis haben mit ihrem Sieg gegen Chelsea eine Gegendarstellung zu diesem Vergleich geliefert. Sie haben gezeigt, dass sie möglicherweise eine Fehlbesetzung für die Außenseiterrolle sind. Der Erfolg deutete an, dass die Bayern imstande sind, jeden Gegner zu schlagen. Und das nicht einfach so, sondern höchst souverän.

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„Das war unser bisher größer Test": Harry Kane unterstreicht die Wichtigkeit des Bayern-Sieges.

In einer unterhaltsamen Veranstaltung waren die Münchner in allen Kategorien besser als die teuer zusammengestellte Chelsea-Truppe: beim Ballbesitz, der Passgenauigkeit, der Zahl der Abschlüsse insgesamt und der Zahl der Abschlüsse aufs Tor. Der Sieg war zu keiner Zeit ernsthaft in Gefahr. Ein Umstand, der den Beteiligten besondere Befriedigung bescherte: „Wir haben gegen ein sehr gutes Team einen soliden Auftritt über 90 Minuten gezeigt”, sagte Bayern-Trainer Vincent Kompany. Nationalmannschaftskapitän Joshua Kimmich sprach von einer „reifen und erwachsenen Leistung“ des FC Bayern. Und Harry Kane, herausragende Erscheinung mit zwei Toren, ordnete die Partie in den Kontext der noch jungen Saison ein: „Das war unser bisher größer Test. Zu gewinnen und das Momentum zu behalten, war sehr wichtig.“

Die Münchner warnten davor, den Sieg zu hoch zu bewerten, und das zu Recht. Chelsea ist kein Teil der ultimativen Prominenz des europäischen Fußballs, Klub-WM-Titel hin oder her. Die Partien bei Champions-League-Sieger Paris Saint-Germain und beim englischen Vizemeister FC Arsenal (beide im November) dürften die schwersten Aufgaben des FC Bayern in der Königsklassen-Vorrunde werden. Trotzdem verließen die Profis des Rekordmeisters die heimische Arena mit tiefer Genugtuung darüber, dem Gerede von der Chancenlosigkeit im Vergleich zu den englischen Klubs einen souveränen Sieg gegen einen englischen Klub entgegengesetzt zu haben.

Als „respektlos“ bezeichnete der zur Pause wegen Gelb-Rot-Gefahr ausgewechselte Innenverteidiger Jonathan Tah sogar die Debatten um die vermeintliche Münchner Außenseiterrolle - und vergaß dabei, dass der eigene Ehrenpräsident Uli Hoeneß diese Debatten maßgeblich befeuert hatte. „Wenn alle gesund und fit bleiben“, können wir mit jeder Mannschaft mithalten", fasste Joshua Kimmich die Erkenntnis zusammen, die der FC Bayern aus dem Sieg gegen Chelsea zog - und lieferte die entscheidende Einschränkung gleich mit.

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Die Münchner sind mehr als andere Klubs in der Champions League darauf angewiesen, von Verletzungen verschont zu bleiben. Während zum Beispiel Chelsea praktisch mehrere Schiffsladungen an Fußballern im Kader hat und der FC Liverpool innerhalb weniger Wochen gleich drei extrem hochpreisige Offensivspieler kaufte (Florian Wirtz, Alexander Isak und Hugo Ekitiké kamen für zusammen mehr als 360 Millionen Euro), ist das Münchner Aufgebot auf Kante genäht.

Das machte sich gegen Chelsea in der Defensive bemerkbar: Weil nach Tah auch Linksverteidiger Josip Stanisic (Knieverletzung) das Feld verlassen musste, spielten die Münchner einen Großteil der zweiten Halbzeit mit einer Behelfs-Abwehr mit dem gelernten Mittelfeldspieler Konrad Laimer auf der linken Seite. Die Champions League gewinnt man mit einer solchen Konstruktion vermutlich nicht. Für den Moment ist der FC Bayern aber mit seinem Titel als Klub-Weltmeister-Besieger zufrieden.

rnd

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