Lost Places: 8 Prunkschlösser von einst, die heute verfallen sind

Sie waren einst Orte voller Ruhm, Schönheit und Macht: prächtige Schlösser, deren Fassaden und Türme aus den schönsten Parks und Gärten Europas emporragten. Doch so mancher Bau hat im Laufe von Jahrzehnten oder Jahrhunderten seinen Glanz verloren. Die Räume sind überwuchert von Pflanzen, die Möbel verstaubt und die Mauern bröckelig.
Die Gründe dafür, warum von einigen der luxuriösen Prachtbauten nur noch Ruinen übrig sind, sind ganz unterschiedlich. Ihr Schicksal eint lediglich die Tatsache, dass das Leben vergänglich ist – und dass sich die Natur ihren verlorenen Raum am Ende stets zurückholt.
Die Faszination an solchen Lost Places zieht immer mehr Menschen in ihren Bann. Die oft abgeschiedenen Gebäude ermöglichen dystopische Fotomotive an Orten, die sonst nur wenige erreichen.
Aber Vorsicht: Nachmachen ist gefährlich. Beim Betreten der baufälligen Ruinen droht Verletzungsgefahr. Außerdem sind die Gebäude oftmals im Privatbesitz – wer ein solches Gelände ohne Rücksprache betritt, muss mit rechtlichen Konsequenzen rechnen.
Bis zum Einmarsch der Roten Armee wurde Schloss Dwasieden auf Rügen als Schiffsartillerie-Schule genutzt. Die sowjetischen Truppen haben es im Zuge einer Bodenreform in der Besatzungszone 1948 gesprengt. Übrig geblieben sind lediglich Reste der tempelartigen Pavillons und die Ruine des fürstlichen Pferdestalls, der aber 1997 ausbrannte.

Für das „weiße Schloss am Meer“, gelegen auf einer Anhöhe nahe dem Stadthafen von Sassnitz, gab es in den vergangenen Jahren immer wieder Entwicklungspläne, die jedoch allesamt scheiterten. Momentan soll die Ruine im Besitz eines Immobilien-Investors sein. In regelmäßigen Abständen werden historische Führungen angeboten.
Über dem Unstrut-Tal bei Querfurt in Sachsen-Anhalt wacht das verlassene Schloss Vitzenburg. Die frühere Burg wurde bereits im achten Jahrhundert nach Christus schriftlich erwähnt. Später wurde es als Nonnenkloster, dann als Mönchskloster und zuletzt als Benediktinerkloster genutzt und ausgebaut, bevor es durch die Hände mehrerer Adelsfamilien ging.
Wie viele andere Schlösser in Deutschland wurde auch Schloss Vitzenburg nach dem Zweiten Weltkrieg von sowjetischen Besatzern beschlagnahmt und zum Kinder- und Jugendheim umfunktioniert. Danach diente es zunächst der Landwirtschaft und dann als Kinder- und Jugendpsychiatrie.

Seit der Schließung der Klinik im Jahr 1996 steht das Hauptgebäude leer – zuletzt nutzte es ein Produktionsteam als Kulisse für die Kinder- und Jugendfilmreihe „Bibi und Tina“. Aktuell kann das Schloss leider nicht besichtigt werden.
Im kleinen Dorf Vlajkovac, rund 100 Kilometer westlich der serbischen Hauptstadt Belgrad, ließ Graf Djerdj Močonji 1859 ein kleines Familienschloss bauen, das seine Tochter als Hochzeits-Mitgift in die österreich-ungarische Adelsfamilie Bissingen-Nippenburg einbrachte. Das Schlösschen blieb bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges in Familienbesitz. Dann wurde es von den Sozialisten verstaatlicht.

Das Gebäude, zu dessen Einrichtung einst eine umfangreiche Bibliothek, eine wertvolle Porzellansammlung und seltene Figuren aus Gold gezählt haben sollen, diente daraufhin als Kinderheim und dann bis 1953 als landwirtschaftliches Gut. Inzwischen ist vom einst lebenserfüllten Haus nur noch eine Ruine übrig, in der gelegentlich Obdachlose übernachten.
Die Villa Sbertoli ist ein altes Anwesen in der Toskana, das im 19. Jahrhundert von Augustine Sbertoli zu einer psychiatrischen Klinik umgebaut wurde. Der Professor soll die Villa ursprünglich gekauft haben, um dort seinen Sohn zu pflegen. Nach und nach kamen weitere Patienten dazu.

Zwischen 1941 und 1989 ist die Innenausstattung der Kapelle und die einst im Turm aufbewahrte historische Sammlung mit Ritterrüstungen und anderen Erinnerungsstücken verschwunden. Um der Verwüstung der Räume durch Obdachlose und laut Medienberichten auch durch Drogensüchtige ein Ende zu setzen, wurden Türen und Fenster des Schlosses zugemauert.
Seit 2015 ist zumindest der öffentlich zugängliche Park von Wildhaus kein Lost Place mehr. Der Tourismusverband Selnica kümmert sich um die uralten Bäume, bepflanzt die Blumenbeete, pflegt die Wege und den Teich.
Die Burg Maribor, im 15. Jahrhundert von Kaiser Friedrich III. in der gleichnamigen Alpenstadt an der Drau gebaut, zählt heute zu den schönsten Gebäuden Sloweniens. Knapp zehn Kilometer entfernt steht am westlichen Stadtrand Maribors ein ebenso schönes Gebäude: das Schloss Wildhaus.
Anders als die Touristenattraktion im Zentrum der Stadt ist Schloss Wildhaus verlassen. Die schöne Anlage diente nach ihrer Errichtung im 16. Jahrhundert vor allem als Handelsplatz und Mautstation. Später gelangte es in Privatbesitz, bis es die Nationalsozialisten im Zweiten Weltkrieg zum Frauengefängnis umfunktionierten.
Nach dem Krieg wurde das Schloss von Jugoslawien beschlagnahmt und zunächst als Lazarett, dann als Unterkunft für Piloten und zuletzt als Seniorenheim genutzt. Seit 1989 steht das Gebäude leer.
Für Fans von historischen Fassaden ist Mechelen in Belgien ein perfektes Reiseziel für einen Städtetrip. Die Stadt beheimatet mehr als 300 denkmalgeschützte Gebäude, darunter ein imposantes Rathaus, die berühmten Stadthäuser Sint Jozef, De Duivel und Het Paradijs und die mächtige St.-Rombouts-Kathedrale.
Etwas abseits des Trubels, aber gar nicht weit vom Stadtzentrum entfernt steht das hübsche Schloss Kasteel de Borght, dessen Ursprünge im 15. Jahrhundert liegen, das aber erst um 1860 seine heutige Form erhielt. Das kompakte Minischloss liegt auf einer Anhöhe in einer schönen Parkanlage und ist von einem Wassergraben umgeben. Die Inneneinrichtung umfasst Salons, Stuckdecken, einen Weinkeller und Schlafräume mit Eck-Kaminen.
Das perfekte Privatschlösschen, könnte man kaufen – wenn man rund 2,5 Millionen Euro dafür übrig hat. Zu diesem Preis stand die denkmalgeschützte Anlage jedenfalls mal zum Verkauf. Wem das Kasteel de Borght aktuell gehört, ist nicht bekannt.
Am Rande eines Landschaftsschutzgebietes rund 40 Kilometer westlich von Danzig begann der polnische Künstler Piotr Kazimierczak in den 80er-Jahren mit der Realisierung eines lang gehegten Traumes: ein eigenes Schloss. Die riesige Anlage sollte 6000 Quadratmeter Fläche, 52 Räume, einen Ballsaal und ein Schwimmbad umfassen.

Doch erst als der Rohbau bereits weit fortgeschritten war, kam heraus, dass der Künstler gegen die Baugenehmigung verstoßen hat – zugelassen waren lediglich 1000 Quadratmeter. Folge: Baustopp.
Kazimierczak bemühte sich mehrfach darum, das Schloss vor dem Verfall zu retten. Doch die Behörden stellten sich quer. Immerhin: Mittlerweile gibt es Überlegungen, das Gelände für eine andere Nutzung freizugeben – möglicherweise wird das Schloss dann doch noch fertiggestellt. Bei Besucherinnen und Besuchern sowie bei den Einheimischen ist das Schloss von Lapalice schon jetzt ein beliebtes Ausflugsziel.
Im Zentrum der Grafschaft Cumbria im Nordwesten Englands stehen die Ruinen des Schlosses Lowther. Die Ursprünge der abgelegenen Anlage gehen auf einen Landsitz zurück, den die Besitzerfamilie Lowther Ende des 17. Jahrhunderts großzügig ausbauen ließ.

Doch nach rund 200 Jahren musste die Familie ihr geliebtes Zuhause aufgeben. Der fünfte Erbe des Grundstücks, Hugh Cecil Lowther, hatte sein Vermögen wegen seines ausschweifenden Lebensstils verprasst und konnte sich das Leben auf dem Schloss nicht mehr leisten.
1937 wurde das Gebäude leer geräumt und diente im Zweiten Weltkrieg als Quartier für ein Panzerregiment. Die Familie bemühte sich danach darum, eine Käuferin oder einen Käufer zu finden – vergeblich. Letztlich blieb den Eigentümern nicht anderes übrig, als das Schloss jahrzehntelang dem Verfall zu überlassen.
Erst nach der Jahrtausendwende gelang es, die Anlage mithilfe eines neu gegründeten Fonds wieder mit Leben zu füllen. Seit 2011 dürfen das Schloss und der 50 Hektar große Park offiziell besichtigt werden.
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