Immer der Nase nach: Das sind die besten Parfümerien in Berlin

Düfte sind Erinnerungen, Vorlieben, Sehnsüchte – und heißbegehrter Luxus. Wir zeigen Ihnen, wo Sie in Berlin versiert beraten und zuvorkommend bedient werden.
Düfte – das sind Erinnerungen, Vorlieben, Sehnsüchte. Und der Markt boomt: Neben versierten Liebhaberinnen ausgewählter Noten entdeckt auch eine neue junge Klientel die olfaktorischen Genüsse mehr und mehr für sich. Und auch ich bin in Berlin auf Duftreise gegangen.
Ich habe mich auf den Weg gemacht, Berlins schönste Parfümerien zu entdecken, von Charlottenburg bis Mitte. Wiedergefunden habe ich mich an Orten der Sinnlichkeit – und mitgebracht habe ich Ihnen je Geschäft einen Tipp für ein besonders spannendes Parfüm, das ich mithilfe ausgezeichneter Beratung, Leidenschaft und Expertise auswählte. Riechen Sie unbedingt mal nach!
1. 15West Parfum in Charlottenburg: die Essenz eines MenschenSachliches Design, sandfarbene Wände und Parfümfläschchen, die wie kleine Kunstwerke in Regalen und auf massiven Sockeln platziert sind: Beim Betreten des 15West in Charlottenburg ist das Außen schnell vergessen und alle Aufmerksamkeit liegt auf den Düften, von denen einige deutschlandweit ausschließlich hier geführt werden. Der Inhaber Marc Janssen hat schon als Kind eine Liebe für alles entwickelt, was duftet, Knospen gesammelt, von seinem ersten Taschengeld Parfüms gekauft und im Alter von 6 Jahren schließlich selbst welche hergestellt.

„Da war eigentlich schon alles klar“, sagt Janssen mit einem Augenzwinkern. Und das merkt man – aus jedem seiner Worte höre ich nicht nur Wissen, sondern Leidenschaft heraus. Düfte sammelt Janssen auch heute noch; er entdeckt auf Reisen aufstrebende Parfümeure und noch unetablierte Labels. „Mein Laden ist ein sicherer Hafen für kleine und unbekannte Marken. Solche, die zu multinationalen Konzernen gehören, sind für mich keine Nischendüfte.“ Da hört man auch ein Stückchen Rebellion heraus.
„Masse ist durch. Ich bin schon als junger Mann gegen den Strom geschwommen – wenn andere Schwarz getragen haben, trug ich Weiß.“ Das Konzept seines Ladens ist so simpel wie konsequent: Wird eine Marke zu groß, wird sie verabschiedet. Wer sich hier ein Parfüm kauft, kann sicher sein, dieses nicht so schnell an einer anderen Person zu riechen. „Hier findest du Parfüm, keine Trends – für Trends gehst du woanders hin.“ Manche Kundinnen und Kunden seien unsicher bei der Entscheidung, sagt Janssen. Andere wüssten genau, was sie wollten, aber das passe manchmal nicht ganz – dafür sei er dann da.

Als gelernter Friseur weiß Marc Janssen um den Umgang mit Typen und Stilen. „Der Service besteht darin, das Gesagte zu filtern und die Essenz eines Menschen zu bestimmen. Was auch bedeutet, den Kopf rauszunehmen.“ Ich selbst, so sage ich Janssen, suche etwas für den Alltag. Aus den zwei Favoriten, die nach einer blinden Duftwahl übrigbleiben – kein Flaschendesign soll vom Inhalt ablenken –, wähle ich „Le Bonheur Dans La Vie“ vom rumänischen Parfümlabel Maison Evandie. Mit dem holzig-frischen Duft, der den ganzen Tag über hält und eine moderne Kombination klassischer Noten bietet, habe ich mein eigenes kleines Glück gefunden.
15West Parfum. Giesebrechtstraße 15, 10629 Berlin. Di-Fr 11-18 Uhr, Sa 11-17 Uhr. Der Duft „Le Bonheur Dans La Vie“ kostet 180 Euro im 50-Milliliter-Flakon. www.15west.de
Ein ähnlich kuratiertes Konzept bietet auch Breathe in Mitte unweit der Volksbühne, wo Gregor Vizder und Sebastian Schmidt seit 2002 Düfte verkaufen – statt von Nischenmarken sprechen sie lieber von „artistic indie brands“. Bei seiner Eröffnung, „als der Markt dafür im Grunde gar nicht existent war“, sei der Concept Store einer der ersten Läden seiner Art in ganz Europa gewesen. Damals ging es um den Verkauf von Make-up, pflegender Kosmetik und Düften unterschiedlicher Hersteller.

Das Duftsortiment wurde mit dem Besuch zahlreicher Messen etwa in Florenz immer weiter ausgebaut; Kosmetik gibt es bei Breathe aber auch heute noch. Die Auswahl der Düfte erfolgt ausschließlich nach Merkmalen wie Qualitäts- und Rohstoffauswahl; Beständigkeit und Exklusivität prägen das Konzept – was natürlich besonders gut gelingt, wenn man, wie die beiden Inhaber, mit den besten Parfümeuren der Welt befreundet ist.
Es gibt hier beispielsweise einen Duft namens „Corpus Equus“, der animalisch riecht, ein bisschen nach Pferd. Die Marke Escentric Molecules indes, deren Düfte auf dem nicht natürlichen Molekül ISO E Super basieren, führte Breathe als erster Händler weltweit. Intensive Beratung steht im Zentrum der Unternehmensphilosophie: Wenn Kundinnen und Kunden nicht genau wüssten, was sie wollen, „dann bin ich die Witch“, erklärt Gregor – die Hexe, die etwas Passendes hervorzaubert. Es sei emotionale Feinarbeit herauszufinden, was gefallen könnte.

Auch ich lasse mich von Gregors Kenntnissen leiten und verliebe mich gleich in den Duft „Psy-Cou“ des New Yorker Labels Nomenclature. Aber als ich viele Stunden später heimkomme, geht mir ein anderer Duft nicht mehr aus der Nase, den ich anfangs gar nicht im Blick hatte: „Success“, entwickelt von David Bowie und Iman mithilfe des Parfümeurs Christophe Laudamiel für das Magazin Visionaire und International Flavors & Fragrances, ein mandeliger, fast schon verdorbener Duft, der an Kokain erinnern soll und mich ganz in seinen Bann gezogen hat. Während die ursprüngliche Kreation nicht mehr erhältlich ist, hat der Star-Parfümeur das Parfüm unter dem Namen „TFC“ eigens für Breathe rekreiert.
Breathe fresh cosmetics. Rosa-Luxemburg-Straße 26-28, 10178 Berlin. Mo-Fr 11-20 Uhr, Sa 11-19 Uhr. Der Duft „TFC“ von Christophe Laudamiel kostet 175 Euro im 75-Milliliter-Flakon. www.breathe-cosmetics.com
3. KaDeWe Parfümabteilung in Schöneberg: für intensive Nächte„Wir werden etwas ganz Tolles für dich finden, da bin ich mir sicher“, sagt Annett Goldhahn, die Beauty Department Managerin des KaDeWe. Auch ich bezweifle nicht, dass ich in der Parfümabteilung fündig werde – schließlich gibt es hier auf 375 Quadratmetern rund 200 Marken. Zudem bietet das Kaufhaus besondere Services wie Personalisierungen der Düfte am Counter der in Grasse gegründeten und in New York ansässigen Marke Le Labo, oder saisonale Specials wie eine Dior-Duftpyramide zu Weihnachten. Auch ausgewählte Erlebnisse wie eine Duftreise in die Gärten von Guerlain, bei der die Besucherinnen und Besucher einen eigenen Duft erstellen können, sind hier buchbar.

Im KaDeWe finde ich wirklich alles: Da gibt es Marken aus Berlin und der näheren Umgebung, zum Beispiel Birkholz aus Kleinmachnow, deren Shop wie eine Bar aufgebaut ist. Darüber hinaus werden einige Marken exklusiv im KaDeWe verkauft, etwa Ex Nihilo, gegründet von drei Freunden in Paris, oder die amerikanische Marke Mind Games mit Parfümflaschen, die wie Schachfiguren aussehen.
Ein guter Duft muss nicht notwendigerweise nischig sein, sondern vor allem glücklich machen – das wissen auch die Beraterinnen, die KaDeWe-Einkaufstaschen häufig mit einem Parfüm besprühen, das den Kundinnen und Kunden beim Testen gefallen hatte: „Sie kommen dann oft begeistert wieder!“ Und auch ich habe nach einer kompetenten Beratung meinen Schatz gefunden: Aus der Familie der Loewe-Düfte, deren bekanntester wohl einer ist, der wie ein Tomatenblatt riecht, entscheide ich mich für „Solo Vulcan“. Voll, blumig-harzig, balsamisch – eigentlich ein Herrenduft, perfekt für einen Sommerabend mit einem Negroni.
KaDeWe. Tauentzienstraße 21-24, 10789 Berlin. Mo-Sa 10-20 Uhr. Der Duft „Solo Vulcan“ von Loewe kostet etwa 130 Euro im 50-Milliliter-Flakon. www.kadewe.de
4. Harry Lehmann in Charlottenburg: Laden mit GeschichteDie 1926 gegründete Berliner Traditionsparfümerie Harry Lehmann bestand als Familienunternehmen über drei Generationen hinweg; seit 1958 ist sie in den Räumen in der Kantstraße beheimatet. Der letzte zur Familie Lehmann gehörende Inhaber starb im Jahre 2022. Fast schien das Kapitel Harry Lehmann geschlossen – da übernahmen zwei junge Berliner, Vianney Lancres und Jannis Lucian Groh, das Geschäft und hauchten ihm neues Leben ein.

Die Raufasertapeten wurden abgerissen, die früher im Laden ebenso verkauften Kunstblumen gibt es nicht mehr – als wunderschöner, eleganter und dennoch traditionstreuer Laden wurde Harry Lehmann vor zwei Jahren wiedereröffnet. „Zwei junge Typen, die dieses traditionsgeladene Geschäft wieder aufnehmen und aufleben lassen wollen – das war schon eine Herausforderung. Wir wollten die Stammkunden natürlich nicht enttäuschen und gleichzeitig eine neue Kundschaft bilden, das Erbe bewahren und zugleich frischen Wind hineinbringen“, erzählt Lancres – und das ist den beiden gelungen.
Bei der Wiedereröffnung der Parfümmanufaktur war sogar Frau Dallmann dabei, damals schon 82 Jahre alt; sie hatte früher im Laden gearbeitet, ihren Namen hatten die beiden in alten Kalendern entdeckt. Anfangs war die Dame pikiert, nicht mehr dabei zu sein – bis man sie kurzerhand wieder einstellte. Ein Stück Berliner Parfümgeschichte, das heute weiterlebt. Was Kundinnen und Kunden hier bekommen, sind außergewöhnliche und doch klassische Düfte, die sie durch die Stadt begleiten und die nach Metropolen („Eau de Berlin“), Frauen („Larissa“) oder Duftnoten wie „Feige“ oder „Flieder“ benannt sind. Neue Kreationen ergänzen die seit Jahrzehnten bestehende Auswahl.

Die Bezeichnungen wurden übrigens aus dem Traditionsunternehmen übernommen, sodass die Entstehung mancher Namen wohl für immer ein Familiengeheimnis bleiben wird. Vianney Lancres hilft mir, inmitten der Düfte einen zu finden, der mir gefällt, weil er herb und charismatisch ist: „Halifax“, ein markantes Parfüm und nun offiziell einer meiner Lieblingsdüfte.
Harry Lehmann. Kantstraße 106, 10627 Berlin. Di-Fr 12-19 Uhr, Sa 11-18 Uhr. Der Duft „Halifax“ von Harry Lehmann kostet 110 Euro im 100-Milliliter-Flakon. www.harry-lehmann-parfum.com
5. Parfums Lubner in Mitte: Erinnerungen ans Zuhause„Bei uns waren schon immer alle willkommen, von den Jungs von der Reeperbahn bis zur Dame im Chanel-Kostüm“, erklärt Florian Lauss, Marketing Manager von Parfums Lubner. Dieser Geist der Offenheit prägt das Haus seit seinen Anfängen; gegründet vor 25 Jahren als eine der ersten Nischenparfümerien Deutschlands, entwickelte sich Parfums Lubner zu einem erfolgreichen Unternehmen.

In Hamburg eröffnete man zunächst eine „Fragrance Library“, später ein „Fragrance Loft“, bevor eine dritte Filiale in Berlin entstand. Das Sortiment ist bewusst kuratiert: Bei Lubner stehen nicht große Markennamen im Vordergrund, sondern die Geschichten und Persönlichkeiten hinter den Düften. Kleine Aufsteller porträtieren die Parfümeure; Sticker am Boden der Flacons listen Duftnoten auf. So können selbst zurückhaltende Kundinnen und Kunden ganz in Ruhe auf Entdeckungstour gehen und einen Duft finden, der zu ihnen passt. „Mit dem zweiten Lockdown während der Corona-Pandemie ist die Nische total explodiert“, erzählt Lauss. „Mit einem Mal kam ganz neue Kundschaft hinzu. Heute stehen hier junge Menschen, vor allem Männer, die sich enorm gut auskennen und mit viel Fachwissen kommen.“
Am Wochenende bildet sich nicht selten eine Schlange vor dem Laden: Menschen auf der Suche nach besonderen Nischen- oder Trenddüften, andere wegen exklusiver Veranstaltungen mit Parfümeuren. Während viele andere Geschäfte noch unsicher im Umgang mit der jungen Klientel sind, fördert Parfums Lubner deren Begeisterung gezielt: „Neulich ist ein Vierzehnjähriger acht Stunden mit dem Deutschlandticket von Köln nach Berlin gefahren, nur um an einem unserer Events teilzunehmen. Das hat uns sehr beeindruckt. Auch unsere Schülerpraktikanten fragen wir regelmäßig, was sie spannend finden oder welche Neuheiten sie kennen. Die wissen unglaublich viel.“

Die Wertschätzung der Kundschaft ist vielleicht das eigentliche Erfolgsgeheimnis. Auch in der Beratung zeigt sich dieses feine Gespür: Ich sage, dass ich nach etwas Zitrisch-Spritzigem suche, das zugleich warm ist. Wir probieren einige Düfte aus, bis es plötzlich heißt: „Warte mal, ich habe da was für dich.“ Und tatsächlich – dieser Duft ist es. Die britische Parfümeurin Linda Pilkington hinter dem Label Ormonde Jayne, die einst mit Eiscreme und Kerzen begann, bevor Chanel sie mit einem Auftrag für Duftkerzen engagierte, hat mit „Levant“ einen Duft geschaffen, der für mich nach etwas riecht, das ich aus meiner Kindheit kenne. Eine Erinnerung, die sofort Vertrautheit schafft – wie eine leise Rückkehr nach Hause.
Parfums Lubner. Münzstraße 16, 10178 Berlin. Mo-Sa 10-19 Uhr. Der Duft „Levant“ von Ormonde Jayne kostet 196 Euro im 88-Milliliter-Flakon. www.parfumslubner.com
6. Parfumsalon Berlin in Charlottenburg: Vergiss mein nicht„Daran könnte ich mich gar nicht satt riechen“, sagt eine elegante Dame im Parfumsalon Berlin. „Mein größter Traum wäre es, nachts einmal hier eingeschlossen zu sein. Ich habe zu Hause ein ganzes Zimmer für meine Sammlung eingerichtet.“ Ähnlich klein, mit nur einem Regal, hat auch der Parfumsalon vor 25 Jahren begonnen. Heute, nach dem Tod seines Partners und dem Umzug in die Fasanenstraße, ist die Leidenschaft des Inhabers Mario Worms, den richtigen Duft für seine Kundinnen und Kunden zu finden, ungebrochen.

„Wenn Kunden hereinkommen und sagen, sie mögen alles, stimmt das natürlich nicht“, sagt Worms. „Niemand mag alles.“ Man müsse ehrlich sein, zuhören, das Gesicht lesen können. „Denn wenn es der richtige Duft ist, dann sieht man das sofort.“ Zum Riechen werden hier keine Papierteststreifen benutzt, sondern Federn. Als organisches Material sollen sie die Düfte am authentischsten wiedergeben. Das Ritual wirkt beinahe magisch: Man hält die Feder, schließt kurz die Augen, und der Duft entfaltet sich leichter, luftiger, unmittelbar.
Der Parfumsalon ist ein Ort, der eine ganze Bandbreite an Kundschaft anzieht – vom jungen Genießer bis zur älteren Sammlerin. Beratung ist hier kein Verkaufsgespräch, sondern ein sensibles Ausloten der Gefühle, Stimmungen, Typen. Auch ich lasse mich treiben: Mit Mario Worms’ Hilfe entdecke ich „Brocéliande“ von Sora Dora – frisch, warm und dennoch geheimnisvoll. Genau die Art von Duft, die man nie mehr vergisst.
Parfumsalon Berlin. Fasanenstraße 68, 10719 Berlin. Di-Sa 12-18 Uhr. Der Duft „Brocéliande“ von Sora Dora kostet etwa 200 Euro im 50-Milliliter-Flakon. www.parfumsalon.de
Berliner-zeitung