Ausstellung in Potsdam: Funksignale für den Völkermord

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Ausstellung in Potsdam: Funksignale für den Völkermord

Ausstellung in Potsdam: Funksignale für den Völkermord

Unter dem Titel „Signale der Macht“ widmet sich eine neue Ausstellung im Potsdamer Brandenburg-Museum für Zukunft, Gegenwart und Geschichte der Dreiecksbeziehung zwischen der deutschen Großfunkstelle Nauen und den afrikanischen Stationen in Kamina und Windhoek. Eine der beteiligten Künstlerinnen ist Tuli Mekondjo – und sie bestellt hier gewissermaßen ihr Fachgebiet. Denn mit internationalen Verflechtungen kennt sich die 42-Jährige schon aus biografischen Gründen aus: Als sie 1982 zu Welt kam, lebten ihre Eltern als Mitglieder der namibischen Befreiungsbewegung Swapo gerade im Exil in Angola; Mekondjo verbrachte ihre Kindheit in dem westafrikanischen Staat und im Nachbarland Sambia, ehe sie nach der Unabhängigkeit Namibias in die Heimat ihrer Eltern zog. Heute lebt sie in der Hauptstadt Windhoek – wenn sie nicht gerade in Südafrika, Frankreich oder den USA ausstellt.

Auch in Berlin hat Mekondjo schon gewirkt: Zuletzt befasste sie sich in der Kreuzberger Daadgalerie mit Zwangsarbeit von Frauen in Namibia – und brachte das Thema mit ihrer Performance-Kunst in jene Gefilde, in denen es in Mekondjos Augen seinen Ursprung hat: Ins Herz der ehemaligen Kolonialmacht Deutschland, die das „heutige“ Namibia gut 30 Jahre lang als Deutsch-Südwestafrika beherrschte.

Nun also Brandenburg. Auch hier, in der Potsdamer Ausstellung, geht es um das koloniale Erbe und die Wechselwirkungen zwischen den involvierten Regionen. Ausgangspunkt ist die Großfunkstelle Nauen, die älteste noch bestehende Sendeanlage der Welt, die bis heute aktiv ist – und ein Ort mit bewegter Geschichte. 1919 lobten Zeitungen, wie „glatt und ohne jegliche Verzögerung“ der Verkehr zwischen Deutschland und Amerika dank der Station ablaufe; später schickte der DDR-Auslandssender sein Programm von hier aus in die Welt.

Als 1914 der Erste Weltkrieg ausbrach, erfuhren die damaligen deutschen Kolonien davon nur dank Mitteilung aus Nauen. Ansonsten aber, so beklagen die Ausstellungsmacher, sei die koloniale Verwicklung der Funkstation kaum bekannt. So spielte der Funkverkehr beispielsweise eine wichtige Rolle, als Anfang des 20. Jahrhunderts Zehntausende Herero und Nama von deutschen Truppen ermordet wurden. „Das ‚Großfunknetz‘ als globales Machtinstrument sicherte auch die Vormachstellung in den Kolonien“, heißt es beim Brandenburg-Museum in Potsdam.

Paket in Rekordzeit aus Namibia

Und so sucht Mekondjo, die auch schon mal Hirsemehl für ihre Kunstwerke benutzt, eigene Wege, das Vergessene zurück ans Licht zu bringen. Auf einem Video, das Teil einer Kunstinstallation ist, sieht man sie auf eine abgelegene Ruine zulaufen – es sind die Überreste einer Funkstation, die einst das damalige Deutsch-Südwestafrika mit dem Deutschen Reich verband.

Mit einer weiteren Arbeit, die ebenfalls in Potsdam zu sehen ist, machte Mekondjo wiederum ganz eigene Erfahrungen in Sachen internationale Verflechtungen: „Tuli Mekondjo hat ein ikonisches Werk über Telekommunikation, Macht und Gewalt speziell für das Brandenburg-Museum für Zukunft, Gegenwart und Geschichte gemacht! Und das ist in Rekordzeit von vier Tagen aus Namibia angekommen“, teilte das Museum Anfang Mai mit.

Signale der Macht. Nauen, Kamina, Windhoek. Brandenburg-Museum für Zukunft, Gegenwart und Geschichte Am Neuen Markt 9, 14467 Potsdam, Di+Mi 11–18 Uhr, Do 11–20 Uhr, Fr–So 11–18 Uhr. Bis 2. November

Berliner-zeitung

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