Einblicke in den geheimen Milliardenkampf abseits der Formel-1-Strecke

- Mittlerweile erwirtschaften die Formel-1-Teams allein durch Sponsoringverträge fast 3 Milliarden US-Dollar pro Jahr.
- Red Bull, Ferrari und Mercedes führen, aber selbst die Schlusslichter sind vollständig auf kommerzielle Unterstützung angewiesen.
- Hollywood stieg mit F1: The Movie ins Rennen ein und sicherte sich vor der Veröffentlichung Markenverträge im Wert von über 40 Millionen US-Dollar.
Während die Zielflagge bei einem weiteren Großen Preis von Großbritannien fällt und das Dröhnen der V6-Turbos dem rechtzeitigen Knallen von Nico Hülkenbergs wohlverdientem Champagner weicht, geht das eigentliche Rennen hinter den Kulissen weiter. Es geht nicht um Pole Position oder Meisterschaftspunkte. Es geht um erstklassige Plätze auf einem Seitenkasten aus Kohlefaser. Logos sind mittlerweile das Lebenselixier der Formel 1.

Marken, die sich früher mit Bannern am Streckenrand oder Hospitality-Zelten zufrieden gaben, konkurrieren nun um Platz auf Rennanzügen, Radkappen und Mikrofonen nach dem Rennen. Sponsoren kommen aus allen Bereichen: Technologie, Fintech, Uhren, Wellness und die Art australischer Kryptounternehmen, die wie Energydrinks klingen.
Insgesamt beläuft sich das Team-Sponsoring in der Formel 1 auf fast 3 Milliarden US-Dollar pro Jahr; eine Zahl, die die gesamten Übertragungseinnahmen der meisten globalen Sportligen in den Schatten stellt. Red Bull Racing ist sowohl kommerziell als auch wettbewerbsmäßig führend und erzielt Berichten zufolge pro Saison über 300 Millionen US-Dollar aus verschiedenen Sponsorings.

Mercedes und Ferrari sind nicht weit dahinter. Petronas ist weiterhin das wichtigste Finanzierungsmodell der Silberpfeile, während Ferraris jüngste Partnerschaft mit HP dem „Cavallino Rampante“ neuen Glanz verliehen hat.
Weiter hinten im Feld haben McLaren, Aston Martin und Alpine still und leise kommerzielle Kassen von jeweils deutlich über 100 Millionen Dollar aufgebaut. Und am Ende des Feldes, wo die Abstände gering und Punkte rar sind, sind Teams wie Haas und Visa Cash App RB fast vollständig auf Sponsorengelder angewiesen, um am Leben zu bleiben. Es geht nicht mehr darum, welches Team das schnellste Auto hat. Es geht darum, welches Team jeden Zentimeter davon zu Geld machen kann.
Dieser Wandel prägt nicht nur den Sport. Er beeinflusst auch seine Darstellung auf der Leinwand. In F1: The Movie mag Brad Pitts fiktives APXGP-Team zwar eine Fälschung sein, die Finanzierung ist jedoch sehr real.

Marken investierten mehr als 40 Millionen US-Dollar in den Film, bevor auch nur eine einzige Kurve gedreht wurde: Expensify sicherte sich die Namensrechte und startete über seine App eine Kampagne zur Ticketrückerstattung; Mercedes-AMG half beim Design des Autos und brachte eine straßentaugliche APXGP-Edition heraus; IWC baute eine passende Uhr ; EA Sports integrierte das Team in F1 25 ; und Heineken, Tommy Hilfiger, SharkNinja und MSC Cruises traten alle auf und verwandelten eine Hollywood-Produktion in eine rollende Werbetafel mit Drehbuch.

Das Ergebnis war ein Film, der vom Formel-1-Realismus durchdrungen war; etwas, das Produzent (und siebenfacher Weltmeister) Lewis Hamilton unbedingt auf die große Leinwand bringen wollte. Dass der Film zudem ein unbestreitbarer Kassenschlager war, trug sicherlich dazu bei.
Durch die Expansionsstrategie von Liberty Media, den Einfluss von Netflix und die wachsende Präsenz amerikanischer Sponsoren ist das Fahrerlager der Formel 1 zu einem öffentlichen Showroom für globale Marken geworden, die mit 300 Stundenkilometern um Aufmerksamkeit buhlen.
Die Zahlen sprechen eine andere Sprache. Doch der Gridwalk erzählt eine andere. Teams werden nicht mehr durch Motorenlieferanten oder Nationalflaggen definiert. Sie werden durch die Finanzierung ihres Traums definiert. Und derzeit fahren die Logos weiterhin die schnellsten Runden im Fahrerlager.
dmarge