Nach dem Gipfeltreffen für islamische Wirtschaft und Finanzen

- Der Gipfel für islamische Wirtschaft und Finanzen wurde am 28. Oktober 2025 von IKAM ( Islamic Economics Research Center) , einem der ILKE-Stiftung angegliederten Institut, an der Boğaziçi-Universität veranstaltet.
Der Gipfel bot Akteuren der islamischen Finanzbranche und Wissenschaftlern die Gelegenheit, sich zu treffen und ihre Ansichten auszutauschen. Auch Vertreter des Präsidialamts für Finanzen und der Zentralbank der Republik Türkei nahmen an dem Gipfel teil.
Wie jedes Jahr wurden auf dem Gipfel auch Auszeichnungen in verschiedenen Bereichen der islamischen Ökonomie verliehen. Obwohl ich mich angemeldet hatte, konnte ich aus irgendeinem Grund nicht nach Istanbul reisen. Da jedoch Aufzeichnungen der Veranstaltung in den sozialen Medien veröffentlicht wurden, konnte ich sie mir dort ansehen.
Die Anwesenheit erfahrener und wertvoller Teilnehmer aus ihren jeweiligen Fachgebieten verleiht dem Gipfeltreffen zusätzliche Bedeutung. Ich habe versucht, die wichtigsten Punkte, die mir bei der Veranstaltung besonders aufgefallen sind, für Sie zusammenzufassen, da die Redner wichtige Themen ansprachen.
Ich möchte eines klarstellen: Die folgende Zusammenfassung stellt weder die endgültige Erklärung des Gipfels noch die vereinbarten Punkte dar. Sie enthält die Meinungen, Vorschläge und Informationen der Teilnehmenden. Bitte berücksichtigen Sie dies beim Lesen.
ZUSAMMENFASSUNG DER ERGEBNISSE
- Das Gesetz zur partizipativen Finanzierung und die dazugehörige Gesetzgebung, die auch Akteure des partizipativen Finanzierungssektors einbeziehen wird, sollen so bald wie möglich umgesetzt werden. Es wurde bekannt gegeben, dass sich das Verfahren in der Endphase befindet.
- Im Bereich der Sozialfinanzierung müssen Institutionen wie Zakat und Karz-i Hasan, die sich an einkommensschwache Bevölkerungsgruppen richten, gegründet und ausgebaut werden.
- Sowohl in der Gesetzgebung als auch in der Praxis der Partizipationsversicherung besteht noch Verbesserungsbedarf.
- Islamische Kapitalmärkte müssen entwickelt und gefördert werden.
- Der BIST-Partizipationsindex muss als islamisches Anlageinstrument erweitert und weiterentwickelt werden.
- Alle öffentlichen Institutionen, angefangen beim Präsidenten, unterstützen die Entwicklung von Partizipationsfinanzierung. Der Wille dazu ist stark ausgeprägt. Der Sektor sollte diese Unterstützung bestmöglich nutzen.
- Das Finanzzentrum Istanbul strebt zudem an, sich als regionales Zentrum für partizipatives Finanzwesen zu positionieren und sich zukünftig zu einem globalen Drehkreuz zu entwickeln.
- Es müssen Anstrengungen unternommen werden, um die Finanzkompetenz im islamischen Bereich zu verbessern und das öffentliche Bewusstsein dafür zu schärfen. Alle Beteiligten sollten Projekte zu diesem Thema entwickeln.
- Die Bemühungen um eine verstärkte internationale Zusammenarbeit im Bereich der Partizipationsfinanzierung werden fortgesetzt. In dieser Frage findet bereits eine Kooperation mit den beteiligten Ländern statt.
- Es müssen verschiedene Projekte, insbesondere an Universitäten, durchgeführt werden, um talentierte und gut ausgebildete Fachkräfte für den Bereich der partizipativen Finanzierung auszubilden.
- Die islamische Wirtschaftswissenschaft sollte nicht auf Themen wie Zakat und zinslose Finanzierung reduziert werden. Sie sollte sich nicht auf Angelegenheiten beschränken, die ausschließlich Muslime betreffen. Es sollten Anstrengungen für die gesamte Menschheit unternommen und Lösungen für bestehende Probleme gefunden werden.
- Islamische Finanzwirtschaft beschränkt sich nicht nur auf wirtschaftliche Regeln und Praktiken. Auch der ethische Aspekt des Geschäfts muss berücksichtigt werden. Moralische Ziele müssen neben finanziellen betrachtet werden.
- Die Struktur der klassischen Ökonomie, die zu Vermögens- und Einkommensungleichheit führt, kann durch das Risikoteilungsmodell der islamischen Ökonomie beseitigt werden.
- Die islamische Finanzbranche hat sich noch nicht klar definiert. Viele Konzepte und Produkte werden fälschlicherweise als Produkte der kapitalistischen, zinsbasierten Wirtschaft bezeichnet. Dies führt zu Verwirrung. Die islamische Finanzbranche muss ihre Unterschiede deutlich herausstellen und ihre Einzigartigkeit verdeutlichen.
- Das Partizipationsbankwesen hat sich nach anfänglichen Schwierigkeiten in der Türkei fest etabliert.
- Die Beiräte der Partizipationsbanken müssen unabhängig sein, und das Bankmanagement muss Eingriffe vermeiden, die die Unabhängigkeit untergraben würden.
- Für die Entwicklung des partizipativen Finanzsektors in der Türkei ist eine positive Diskriminierung sowohl in Bezug auf die Gesetzgebung als auch auf deren Umsetzung erforderlich.
- Es ist notwendig, das Ökosystem der partizipativen Finanzierung weiterzuentwickeln und die Kommunikation zwischen den Akteuren zu stärken. Ein Gesetz zur partizipativen Finanzierung sollte entworfen werden, das dieses gesamte Ökosystem umfasst.
- Die partnerschaftlich organisierten Madarabe- und Musharaka-Modelle bieten im aktuellen Modell des partizipativen Bankwesens nur geringe Wachstumschancen. Die Implementierung dieser Produkte ist aufgrund regulatorischer, Risikomanagement- und institutioneller Rahmenbedingungen mit Herausforderungen verbunden. Eine Implementierung in einer anderen Struktur könnte daher sinnvoller sein.
- Im Bereich der privaten Altersvorsorge zeigen Bürger großes Interesse an zinslosen Rentenfonds. 58 % derjenigen, die sich im Rahmen des automatischen Anmeldeverfahrens für das zinslose Rentenmodell entscheiden, sind bereits vertreten.
- Die Beteiligungsversicherung in der Türkei ist rasant gewachsen und erreichte einen Anteil von 5 %. In letzter Zeit hat sich das Wachstum jedoch etwas verlangsamt. Die Veröffentlichung der entsprechenden Verordnung wird in Kürze erwartet.
- Die Karzı Hasen Stiftung leistet in letzter Zeit bedeutende Arbeit im Bereich der Sozialfinanzierung. Eine Erhöhung der Anzahl solcher Institutionen wäre von Vorteil.
Dr. Yüksel KELEŞ \ Timeturk
Timeturk




