Können Menschen, die an Krebs erkrankt sind, Medikamente gegen Fettleibigkeit einnehmen?

Liebe Leserin, lieber Leser,
Medikamente aus der Klasse der Glucagon-ähnlichen Peptid-1 (GLP-1)-Analoga, die gemeinhin als Medikamente gegen Fettleibigkeit bezeichnet werden, werden mit einem erhöhten Risiko für die Entwicklung einer bestimmten Art von Schilddrüsenkrebs bei kleinen Nagetieren in Verbindung gebracht. Es ist nicht bekannt, ob das gleiche Risiko für Menschen besteht. Auf der Grundlage dieser experimentellen Daten hat die US-amerikanische Food and Drug Administration (FDA) die Verwendung von GLP-1-Analoga (einschließlich solcher mit dem Wirkstoff Semaglutid) bei Patienten mit einer persönlichen oder familiären Vorgeschichte von medullärem Schilddrüsenkarzinom sowie bei Patienten mit multiplem endokrinen Neoplasie-Syndrom Typ 2, einem seltenen Syndrom, das durch die Entwicklung von gutartigen und bösartigen Tumoren in den Drüsen des endokrinen Systems gekennzeichnet ist, einschließlich der Schilddrüse und zweier kleiner Drüsen am oberen Ende jeder Niere (die von Ärzten als Nebennieren bezeichnet werden).
Nach einer Überprüfung des Sicherheitsprofils von GLP-1-Analoga, die sowohl experimentelle als auch klinische Daten umfasste, kam die Europäische Arzneimittel-Agentur zu dem Schluss, dass die aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnisse keinen Zusammenhang zwischen der Anwendung dieser Medikamente und dem Risiko von Schilddrüsenkrebs belegen. Daher könnten diese Medikamente in Europa, einschließlich Italien, grundsätzlich Patienten mit einer Krebsvorgeschichte – einschließlich Schilddrüsenkrebs – verabreicht werden. Es ist jedoch eine medizinische Einzelfallbeurteilung erforderlich, bei der die Krebsart, die erhaltene Behandlung und der allgemeine Gesundheitszustand des Patienten berücksichtigt werden. Es ist zudem zu beachten, dass diese Medikamente erst seit kurzem in der klinischen Praxis eingesetzt werden. Daher sind weitere Studien erforderlich, um ihre langfristige Sicherheit auch bei Patienten mit einer Krebsvorgeschichte zu beurteilen.
*Norberto Perico ist Leiter des Labors für fortgeschrittene Phasen der Arzneimittelentwicklung am Menschen am Mario Negri Institut in Mailand
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