„Die territoriale Organisation des Landes überdenken“: Die Franzosen wollen mehr Macht für die Regionen

Auch wenn die Verantwortlichen von „Regionen & Völker in Solidarität“ (RPS) fest davon überzeugt waren, dass ihre Forderungen über den Kreis regionalistischer Aktivisten hinausgingen, bestätigt die im Juli von Ifop durchgeführte Umfrage (1) dies. Und wie!
So erklärt François Kraus, Leiter der Abteilung Politik/Nachrichten bei Ifop, in seiner Analyse: „Der französische Regionalismus ist alles andere als ein Randphänomen oder folkloristisches Phänomen, sondern er setzt sich als Dynamik der Mehrheit durch, die ein Umdenken in der territorialen Organisation des Landes fördert.“
Zu ihrem dreißigjährigen Jubiläum hätte sich die RPS kein schöneres Geschenk wünschen können. Ihr Direktor, der aus Toulon stammende Pèire Costa, ist begeistert: „Diese Umfrage ist ein Röntgenbild des Regionalismus. Wir wollten wissen, wie unsere wichtigsten Forderungen von den Franzosen wahrgenommen werden. Und diese Studie bestätigt die Forderungen, die unsere Kandidaten seit langem vertreten.“ Die Umfrage wird heute bei der Eröffnung der Sommeruniversität der Partei in Haute-Corse im Detail vorgestellt.
Zu den historischen Forderungen der RPS gehört das Streben nach mehr Dezentralisierung, mehr territorialer Demokratie und mehr Autonomie, das heute von einer Mehrheit der Franzosen geteilt wird. Laut der Ifop-Umfrage glauben 68 Prozent der Franzosen, dass die lokalen Behörden im Vergleich zum Staat nicht genügend Macht haben, und 71 Prozent der Franzosen befürworten die Möglichkeit, dass die Regionen nationale Gesetze an die lokalen Gegebenheiten anpassen.
Immer stärker mit seiner Region verbundenÜberraschender ist vielleicht die landesweite Unterstützung für den Schutz und die Vermittlung regionaler Sprachen und Kulturen. „77 Prozent der Franzosen befürworten die offizielle Anerkennung regionaler Sprachen“ und „84 Prozent befürworten den Unterricht regionaler Geschichte als Ergänzung zur nationalen Geschichte“. Diese Ergebnisse gehen Hand in Hand mit der wachsenden regionalen Verbundenheit der Franzosen.
So „fühlen sich 27 % der Franzosen in erster Linie mit ihrer Region verbunden, verglichen mit 23 % in den Jahren 2011 und 2001.“ François Kraus kommt daher zu der Aussage: „Diese Röntgenaufnahme des französischen Regionalismus zeigt auch die Entstehung alternativer territorialer Identitäten, die das traditionelle jakobinische Modell in Frage stellen, ohne die nationale Zugehörigkeit in Frage zu stellen.“
Für Regions & Peoples in Solidarity kommt diese Umfrage auf jeden Fall zum richtigen Zeitpunkt, da die Verhandlungen im Vorfeld der nächsten Kommunalwahlen intensiviert werden sollen.
1. Diese Ifop-Studie wurde anhand einer repräsentativen nationalen Stichprobe von 2.000 Franzosen und 7 spezifischen territorialen Stichproben (Elsass, Bretagne, Katalonien, Korsika, Okzitanien, Baskenland und Savoyen) durchgeführt.
Var-Matin