Was sind die Ursprünge der spanischen Tapas-Esskultur?

Tapas sind ein fester Bestandteil der spanischen Esskultur. Sie bestehen aus kleinen Tellern mit Speisen, die mit Freunden oder der Familie zusammen mit Getränken geteilt werden. Es gibt faszinierende Theorien darüber, wie diese typisch spanische Art des Essens entstand.
Die Königliche Akademie der Sprachen Spaniens (RAE) definiert Tapa als „eine kleine Portion Essen, die als Beilage zu einem Getränk serviert wird“.
Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass das Konzept „ Tapas“ in Spanien zwar schon seit vielen Jahren besteht, das Wort selbst jedoch nicht, so die Akademie. Die erste Definition in ihrem Wörterbuch stammt erst aus dem Jahr 1939.
Damals wurde der Begriff noch nicht im ganzen Land verwendet, sondern galt als andalusischer Begriff. Erst ab 1970 begann man, ihn in ganz Spanien zu verwenden.
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Natürlich bedeutet das Wort Tapa auf Spanisch auch Deckel. Tatsächlich geht eine der Haupttheorien über den Ursprung dieser kleinen Häppchen darauf zurück, dass sie als Deckel auf Wein- und Biergläsern dienten.
Die Geschichte geht zurück auf die Zeit König Philipps II. Mitte des 16. Jahrhunderts, als das Kloster El Escorial errichtet wurde. Der Legende nach bedeckten die Wirte, die dem Monarchen Getränke servierten, die Weinkrüge mit einer dicken Scheibe Jamón Serrano (Schinken), um zu verhindern, dass Staub, Schmutz und Insekten hineinfielen.
Eine andere ähnliche Theorie besagt, dass die Katholischen Könige Ferdinand und Isabella auf ihrer Reise nach Cádiz in einer Taverne Halt machten, in der es von Fliegen wimmelte. Der König bat den Wirt, sein Weinglas mit einer Scheibe abzudecken. Der Wirt legte daraufhin ein Stück Käse, das er hatte, auf ihre Gläser, um die Fliegen fernzuhalten, und sagte: „Hier ist Ihre Tapa, Eure Majestät.“
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Eine weitere Hypothese, die ebenfalls einen königlichen Bezug hat, betrifft Alfons X. den Weisen (1252 – 1284). Er verlangte, dass sein Wein von kleinen Snacks begleitet wurde, um die Auswirkungen des Alkohols aufgrund einer Krankheit zu lindern. Daraufhin ordnete er an, dass in allen kastilischen Gasthäusern Alkohol nur zusammen mit einer kleinen Portion Essen serviert werden sollte.
Offenbar wollte er damit auch verhindern, dass seine Untertanen mittags zu betrunken wurden, damit sie nachmittags weiterarbeiten konnten. Dies passt auch zu einer anderen historischen Theorie, die besagt, dass Gastwirte gezwungen waren, ihre Getränke mit einem Teller Essen darauf zu servieren, damit die Fuhrleute nicht so betrunken abfuhren und so viele Unfälle hatten. Es heißt, sie mussten erst ihr Essen aufessen, bevor sie den Deckel abnehmen konnten, um den Wein oder das Bier zu trinken.
Andere Versionen legen nahe, dass der Ursprung in den privaten Clubs Sevillas liegen könnte, wo die Reichen Getränke aus den umliegenden Colmados (Lebensmittelläden) bestellten und diese dann in den dazugehörigen Gläsern servierten, die mit Schinken-, Schweinelendchen- oder Käsescheiben bedeckt waren, um den Staub fernzuhalten. Auch dies passt zur Deckeltheorie.
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In seinem Buch „Das Aperitif-Ritual: Avisillos, Siluetas y Tapas“ (1998) erklärt der Historiker Néstor Luján jedoch, dass die Idee der Tapas ursprünglich als Folge der Nahrungsmittelknappheit während des Spanischen Bürgerkriegs entstand. Er sagt, dass das Essen kleiner Häppchen zwischen den Mahlzeiten dazu diente, den Hunger zu stillen.
Welcher Version der Geschichte man auch Glauben schenken mag, fest steht, dass Tapas fast immer von einem Getränk begleitet werden. Ob sie ursprünglich als Deckel dienten, als Mittel gegen Trunkenheit oder als Folge der Rationierung – Tapas sind ein fester Bestandteil der spanischen Gastronomie und Esskultur.
Tapas sind auf der ganzen Welt bekannt und beliebt und spielen sowohl im gesellschaftlichen Leben der Spanier als auch der hier lebenden Ausländer eine wichtige Rolle. Darüber hinaus sind sie für Touristen ein kulinarisches Erlebnis, das sie unbedingt machen möchten.
Darüber hinaus erklärt „el tapeo“ (Tapas-Essen) weitgehend die spanische Trinkkultur. Spanier trinken selten, ohne gleichzeitig etwas zu knabbern, was ihren Magen füllt und sie dabei nicht so betrunken macht wie Menschen in anderen europäischen Ländern.
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