Wie lange leben Maikäfer? Darum liegen jetzt viele tote Käfer auf dem Boden

Sie liegen rücklings auf ihrem braunen Panzer und strecken die Beinchen in den Himmel: Seit Ende April sind in manchen Gebieten besonders viele tote Maikäfer aufzufinden. Tatsächlich ist aber wohl keine Krankheit für das Käfersterben verantwortlich. Vielmehr sind die kleinen Brummer eines natürlichen Todes gestorben, bestätigt der Naturschutzbund Deutschland (Nabu).
Wenn es in einem Gebiet viele verendete Maikäfer gibt, ist das zunächst einmal die Folge davon, dass es dort generell ein starkes Vorkommen gibt. Dass die Tierchen tot auf dem Boden liegen, bedeute nicht, dass ihnen etwas zugestoßen sei: „Maikäfer leben halt einfach nicht sehr lange“, sagt Laura Breitkreuz, sie ist Referentin für Biodiversität und Insektenkunde beim Nabu. „Das heißt, sie leben lange Zeit im Larvenstadium unter der Erde, kommen dann nur raus, um sich zu paaren und sterben danach sehr schnell.“
Je nach Art überlebten Engerlinge, wie man die Larven des Maikäfers nennt, zwei bis drei oder sogar fünf Jahre im Boden. Die erwachsenen Käfer leben hingegen nach dem Schlüpfen nur noch wenige Wochen. „Und wenn sie früh schlüpfen, sterben sie eben auch eher“, erklärt Breitkreuz.
Lässt sich der frühe Flug der Maikäfer mit den hohen Temperaturen erklären, und ist also eine Folge des Klimawandels? Das sei gut möglich, sagt Breitkreuz. Maikäfer hätten schließlich keinen Kalender: „Sobald es warm wird, kommen sie raus.“ Obwohl die Hauptflugzeit der Käfer ursprünglich der Mai war, sind sie nun eben immer öfter schon im April aktiv.
Massenhaft fliegende oder verendete Maikäfer – zu früheren Zeiten hätte sich jedenfalls niemand darüber gewundert. Noch bis zur Hälfte des vergangenen Jahrhunderts gab es immer wieder regelrechte Maikäferplagen. Damals habe man die Tiere sogar gegessen, berichtet der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND): geröstet als Maikäfersuppe oder auch kandiert zum Dessert. Eine Maikäfersuppe soll laut BUND vom Geschmack her einer Krebssuppe ähneln.
In den 1950er- und 1960er-Jahren sei der Maikäfer dann mit Insektiziden bekämpft und dadurch nahezu ausgerottet worden. Inzwischen haben sich in vielen Gebieten die Bestände erholt. Regional begrenzt gibt es zum Teil schon wieder so große Vorkommen, dass diese der Landwirtschaft schaden. So kam es 2021 im Bayrischen Wald zu Ernteeinbußen, weil die Böden voller Maikäferlarven waren.
Normal ist, dass sich in jeder Region Jahre mit größeren und solche mit schwächeren Maikäferflügen abwechseln. Im Schnitt gibt es etwa alle drei bis vier Jahre ein besonders starkes Maikäferjahr. Das erklärt sich durch den Lebenszyklus der Insekten. In einem Jahr mit vielen Käfern legen die Weibchen besonders viele Eier. Bis diese als Larven ausreifen und schließlich die Käfer schlüpfen, sind meist um die vier Jahre vergangen, und es gibt wieder eine besonders große Population. Dann wiederholt sich das Ganze. 2025 ist laut Nabu in Deutschland kein besonders starkes Maikäferjahr – vereinzelt könne es in bestimmten Gebieten trotzdem größere Aufkommen geben.
Warum aber ist die Lebenszeit der Maikäfer so stark begrenzt? Tatsächlich ist ihre Biologie extrem stark auf die Vermehrung ausgerichtet. Die Begattung dauert bei Maikäfern vier Stunden und länger, das schreibt Tierforscher Andreas Kieling in seinem Buch „Maikäfer können am längsten: Dem Liebesleben der Tiere auf der Spur“. Dem Weibchen werde dabei „zwischendurch so langweilig, dass es wieder mit dem Fressen anfängt oder einschläft“, schreibt Kieling.
Kurz nach dem Akt schwindet die Lebensenergie der männlichen Tiere. Die Weibchen leben noch lange genug, um etwa 50 Eier in der Erde abzulegen. Dies kostet sie so viel Kraft, dass auch sie danach verenden. Erst im nächsten Frühjahr werden dann wieder Larven schlupfreif, und eine neue Generation von Maikäfern fliegt für die Dauer ihres kurzen Lebens lang umher.
Wir haben diesen Beitrag am 30. April 2025 aktualisiert.
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