Marktmacht-Missbrauch: EU verhängt Milliardenstrafe gegen Google wegen Werbegeschäft

Die EU-Kommission fordert von US-Riese Google, sich von einem Teil seines Werbegeschäfts zu trennen
Die EU-Kommission verhängt gegen Google wegen Verstößen gegen Wettbewerbsregeln im Werbegeschäft eine Strafe von 2,95 Milliarden Euro. Der US-Konzern habe eigene Online-Werbedienstleistungen zum Nachteil konkurrierender Anbieter bevorzugt, teilte die Brüsseler Behörde mit.
EU kritisiert Interessenkonflikt im Geschäftsmodell von Google
Laut der Brüsseler Behörde entsteht durch das Geschäftsmodell von Google ein Interessenkonflikt: Das Tech-Unternehmen schaltet auf den eigenen Webseiten und Anwendungen einerseits selbst Werbung, vermittelt aber auch zwischen Werbetreibenden und denen, die den Platz dafür online zur Verfügung stellen. Für die Vermittlung von den Werbeplätzen hat das Unternehmen den eigenen Marktplatz AdX. Zudem bietet das Unternehmen Programme an, die Werbetreibende automatisiert Werbeplätze finden lassen.In den USA scheiterte gerade erst die US-Regierung vor Gericht mit dem Versuch, Google zur Abspaltung des Webbrowsers Chrome und des Mobil-Systems Android zu zwingen.
Google hat 60 Tage Zeit - und kontert
Werbung ist die zentrale Einnahmequelle von Google und des Mutterkonzerns Alphabet. Das Unternehmen hat 60 Tage Zeit, um der Kommission mitzuteilen, wie das Geschäftsmodell den Vorgaben entsprechend angepasst werden soll.Verletzung der Privatsphäre
US-Gericht verurteilt Google, an US-Nutzer 425 Millionen Dollar zu zahlen
Google ist nach einer Sammelklage zur Zahlung von gut 425 Millionen Dollar an US-Nutzer verurteilt worden. Der Konzern habe zwischen Juli 2016 und September 2024 die Privatsphäre von Millionen US-Nutzern verletzt. ...
EU-Kommission strafte Google bereits wiederholt ab
Die Vizepräsidentin der EU-Kommission, Teresa Ribera, teilte zu der Strafe mit, dass die EU ihre Regeln konsequent und ohne Angst oder Bevorzugung durchsetzen werde. Gesetze und Grundwerte der EU stünden nicht zur Debatte. Andreas Schwab (CDU), Mitglied der EVP-Fraktion im Europäischen Parlament, kritisierte die Strafe hingegen als zu niedrig, um echte Abschreckung zu erzielen.Als einen Sieg für die europäische Digitalwirtschaft bezeichnete der Bundesverband Digitalpublisher und Zeitungsverleger (BDZV) die Entscheidung - vor allem vor dem Hintergrund der Drohungen von US-Präsident Trump, bei Maßnahmen gegen US-Unternehmen weitere Zölle zu erheben. "Mit der heutigen Entscheidung hat die Kommission klargestellt, dass sie sich von solchen Drohungen nicht beirren lässt. Das ist ein wichtiges Zeichen, nicht nur für die digitale Souveränität, auch für das europäische Rechtsstaatsprinzip. Die Kommission hat sich nicht verbiegen lassen", lobte der Verband.Die EU-Kommission hatte Google und Alphabet seit 2018 bereits mit mehreren Wettbewerbsstrafen in Gesamthöhe von rund acht Milliarden Euro belegt. Der Konzern verdaute sie jeweils schnell. Die bisher höchste Strafe gab es mit gut vier Milliarden Euro wegen des Geschäfts mit dem Google-Betriebssystem Android.
horizont