Was Helsinki richtig macht: Ein Jahr keine Verkehrstote
„Vision Zero“ nennt es die EU. Bis zum Jahr 2050 soll die Zahl der Verkehrstoten bei null liegen. Dass das keine weltfremde Utopie sein muss, zeigt die finnische Hauptstadt Helsinki. Dort gab es in den vergangenen 12 Monaten keinen einzigen Verkehrstoten, der letzte Mensch verunfallte Anfang Juli 2024. Bei einer Großstadt von rund 690.000 Einwohnern ist das extrem ungewöhnlich.
Zum Vergleich: In Düsseldorf, einer Stadt mit etwa 630.000 Einwohnern, starben im vergangenen Jahr neun Menschen bei Verkehrsunfällen. In Leipzig (rund 620.000 Einwohner) waren es zehn Verkehrstote, in Hannover (550.000 Einwohner) verunfallten acht Menschen tödlich, Autobahntote nicht mitgezählt.
Wie es in Ihrer Region aussieht, können Sie in der unten stehenden Karte erkunden. Die Punkte zeigen Orte, an denen es in den vergangenen fünf Jahren zu tödlichen Unfällen kam. Ein Klick auf die Punkte liefert weitere Informationen zu Unfallbeteiligten, Lichtverhältnissen und dem Straßenzustand.
Allerdings sterben die meisten Menschen nicht bei Unfällen innerhalb von Städten. Die Mehrzahl der tödlichen Unfälle ereignet sich auf Landstraßen. Dort treffen nämlich die stärksten und die schwächsten Verkehrsteilnehmer mit enorm hohen Geschwindigkeitsdifferenzen aufeinander. Innerorts hingegen passieren auch folgenschwere Unfälle, in der Regel bei niedrigem Tempo.
Gleichwohl hatten Tempolimits in Helsinki nach Einschätzung von Fachleuten einen entscheidenden Effekt auf das lange Ausbleiben tödlicher Unfälle. „Viele Faktoren trugen dazu bei, aber Tempolimits gehören zu den wichtigsten“, erklärte Verkehrsplaner Roni Utrianen aus der Stadtverwaltung gegenüber dem finnischen Sender Yle. Auf etwa der Hälfte der Straßen Helsinkis dürfe inzwischen nur noch 30 Kilometer pro Stunde gefahren werden.
Hinzu kämen straßenbauliche und planerische Maßnahmen. In den vergangenen Jahren sei die Infrastruktur für Fahrräder und Fußgänger deutlich verbessert worden. Schon seit 2019 habe es keinen tödlichen Fußgängerunfall mehr gegeben. Außerdem gebe es flächendeckende Geschwindigkeitskontrollen. Und nicht zuletzt sei der öffentliche Personennahverkehr stark ausgebaut worden. „Der öffentliche Nahverkehr in Helsinki ist exzellent“, so Utrianen. „Das reduziert die Autonutzung und damit die Zahl schwerer Unfälle.“
rnd