Rupert Murdoch bekommt, was er will: Sein konservativer Sohn Lachlan übernimmt die Geschäfte des Medienimperiums


Er gilt als erfolgreichster Verleger der Welt. Aber der Streit um das Erbe von Rupert Murdoch war episch und beschäftigte die Öffentlichkeit jahrelang. Auch die HBO-Serie «Succession» war vom Konflikt in der Familie des Multimilliardärs inspiriert. Dabei ging es bei der Frage nach der Nachfolge nicht nur um Geld, sondern auch um Politik und weltanschauliche Grundsatzfragen.
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Murdochs ältester Sohn Lachlan ist, wie der 94-jährige Vater, konservativ eingestellt. Die drei Geschwister, allen voran James, sind eher linksliberal. Dem Patriarchen war es wichtig, den rechten Kurs seiner Zeitungen und Fernsehsender beizubehalten. Zu seinem Imperium gehören unter anderem das «Wall Street Journal», «The Times», «Sun» und Fox News.
«Project Family Harmony»Nun ist es nach langen Gerichtsverfahren endlich zu einer Regelung gekommen. Der 54-jährige Lachlan Murdoch hat sich durchgesetzt. Er ist bereits heute Chef des amerikanischen TV-Senders Fox News und Vorsitzender von News Corp. Das bedeutet, der Kurs des globalen Medienimperiums und insbesondere des amerikanischen Senders Fox News wird beibehalten. Lachlans Geschwister Prudence MacLeod, Elisabeth Murdoch und James Murdoch erhalten zwar viel Geld, werden aber keinen Einfluss auf die Firma mehr haben. Konkret: Im Austausch für Aktien im Wert von 3,3 Milliarden Dollar verzichten sie auf jegliche Mitsprache. Auch die beiden jüngeren Töchter Chloe und Grace aus Murdochs Ehe mit Wendi Deng werden reich entschädigt.
Der Konflikt war ausgebrochen, als Rupert Murdoch 2023 als Chef des Verlags News Corp. und des Medienunternehmens Fox Corporation zurücktrat. Er versuchte zusammen mit Lachlan, seinen anderen Kindern das Mitspracherecht mittels ihrer Firmenbeteiligungen zu entziehen. Seinen Plan nannte er ausgerechnet «Project Family Harmony».
Laut der «New York Times» hatte Rupert Murdoch seiner Ex-Frau Anna geschrieben, dass er die Firma zwar als Familienunternehmen verstehe und sich Frieden unter den Mitgliedern wünsche. «Aber es bleibt eine Tatsache, dass Lachlan – nach innen und nach aussen höchst respektiert – am besten geeignet ist, das Geschäft zu führen.»
Tatsächlich zerstörte nichts den Haussegen der Murdochs so sehr wie das «Project Family Harmony». James und seine beiden Schwestern klagten gegen die Bevorzugung ihres Bruders, ein langes juristisches Tauziehen folgte. Während einer der unzähligen Gerichtsverhandlungen sagte Murdoch: «Diese Firmen sind mein Erbe. Ich habe mein ganzes Leben in sie gesteckt.» Er beschrieb sein Imperium als «Beschützer der konservativen Stimme in der englischsprachigen Welt» und sagte, nur Lachlans Leitung könne diese Rolle des Unternehmens bewahren. Der zweite Sohn James war schon immer kritisch gewesen gegenüber der politischen Ausrichtung der Murdoch-Medien; im Lauf des Erbstreits scheinen sich die Vorbehalte in offene Feindschaft verwandelt zu haben.
Gegenüber dem «Atlantic» sagte James Murdoch, er betrachte seinen Vater als Frauenhasser und Fox News als Bedrohung der amerikanischen Demokratie. Laut dem Artikel hat er seit Jahren kaum mit seinem Vater gesprochen.
Einfluss auf die WeltpolitikVorerst erhielten James und seine Schwestern vor einem Gericht in Nevada recht. Aber die Gegenseite legte Berufung ein, und das Verfahren zog sich hin. Dutzende prominente Anwälte waren beteiligt, und die Familienmitglieder schenkten sich nichts. Die düstere Aussicht, dass dies noch jahrelang so weitergehen könnte, dürfte alle Beteiligten motiviert haben, sich zu einigen. Die Übereinkunft sieht nun vor, dass die drei Geschwister innerhalb eines halben Jahres ihre Anteile an Fox und News Corp. verkaufen müssen. News Corp. ist die Muttergesellschaft, zu der unter anderem das «Wall Street Journal», die «New York Post» und andere Publikationen gehören. Die drei Geschwister dürfen auch in Zukunft keine neuen Aktien erwerben oder andere Massnahmen ergreifen, die das Unternehmen betreffen.
Das Imperium des gebürtigen Australiers Murdoch hat seit Jahrzehnten einen enormen Einfluss auf die Politik. In Grossbritannien waren seine Blätter massgeblich an der Brexit-Kampagne beteiligt. In den USA ist Fox News zum Sender mit der grössten Einschaltquote avanciert. Für Donald Trump ist Fox News eine der wichtigsten Plattformen für seine Botschaften. Aber das Verhältnis zwischen Murdoch und Trump ist ambivalent. Kürzlich reichte Trump eine Milliardenklage gegen das «Wall Street Journal» ein wegen der Publikation eines mutmasslichen Geburtstagsbriefs von ihm für den verurteilten Pädophilen Jeffrey Epstein. Umgekehrt hatte der Sender immer wieder Trumps falsche Behauptung verbreitet, er sei 2020 um seinen Wahlsieg betrogen worden.
Gegen diese Art von unseriöser Berichterstattung hatte sich Murdochs Sohn James gewehrt. Im Januar 2020 sprach er auch öffentlich über seine Frustration mit der verharmlosenden Berichterstattung der Murdoch-Medien über die Klimakrise und die «Leugnung des Offensichtlichen». Auf solche Einsprüche seines Bruders muss Lachlan nun in Zukunft keine Rücksicht mehr nehmen.
Bemerkenswert ist, dass die britische «Times», die ebenfalls zu Murdochs Unternehmen gehört, zwar über den Deal berichtet, aber die zugrunde liegenden politischen Differenzen innerhalb der Familie mit keinem Wort erwähnt.
nzz.ch