Nestlé baut 16 000 Stellen ab: der neue CEO Philipp Navratil startet mit einem harten Schnitt

Bei seinem ersten öffentlichen Auftritt kündigt Nestlé-Chef Navratil ein milliardenschweres Sparprogramm und einen Stellenabbau an.
Denis Balibouse / Reuters
Alle Augen sind auf ihn gerichtet: Philipp Navratil, der neue CEO von Nestlé, absolviert seinen ersten öffentlichen Auftritt. Anlass ist die Präsentation der Umsatzzahlen für die ersten neun Monate. Viel beigetragen zu diesem Ergebnis hat Navratil noch nicht – im Amt ist er erst seit 1. September. Und doch steht über dem heutigen Tag die Frage: Kann der neue Chef erste Zeichen setzen?
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Die Antwortet lautet: Er kann.
Nestlé will in den kommenden Jahren weltweit rund 16 000 Stellen streichen, so kommuniziert es der Konzern am Donnerstag in einer Medienmitteilung. Rund 12 000 der Stellen entfallen auf Büroangestellte in allen Regionen und Funktionen, weitere 4000 sollen aus der Produktion und der Lieferkette kommen. Der Abbau werde bis Ende 2027 umgesetzt. Insgesamt will der Konzern die Kosten um 3 Milliarden Franken senken.
In der Mitteilung wird Navratil, 49, mit markigen Worten zitiert: «Wir fördern eine auf Leistung ausgerichtete Kultur, welche den Verlust von Marktanteilen nicht akzeptiert und Erfolg belohnt.» Man werde bei dem Stellenabbau mit Respekt und Transparenz vorgehen.
Bei Investitionen wolle er «entschlossener vorgehen», um Wachstum und Wertschöpfung zu beschleunigen. Den Fokus will Navratil auf das Mengenwachstum legen. Damit startet der CEO mit einem harten Schnitt. Dieser ist nötig, auch wenn es zuletzt besser ausgesehen hat.
Jahresziele bestätigtVon Januar bis September erzielte Nestlé einen Umsatz von 65,9 Milliarden Franken. Das ist ein stattlicher Betrag, doch das organische Wachstum von 3,3 Prozent kommt noch immer zu einem Grossteil (2,8 Prozentpunkte) von Preiserhöhungen. Das Volumenwachstum, also die tatsächlich verkaufte Produktmenge, legte lediglich um 0,6 Prozent zu.
Im dritten Quartal habe sich dieses aber etwas erholt, so der Konzern, dank «Wachstumsinvestitionen und Massnahmen zur Bewältigung der Preiselastizität». Bei der verkauften Menge konnte sich Nestlé in den vergangenen drei Monaten also verbessern.
Für das Gesamtjahr 2025 ist das Management zuversichtlich, seine gesteckten Ziele zu erreichen. Es rechnet mit einem höheren organischen Umsatzwachstum als im Vorjahr. Die operative Marge soll bei 16 Prozent oder mehr liegen. Belastend wirken sich laut der Mitteilung jedoch Zölle und Wechselkurseffekte aus.
Aktienkurs erholt sich leichtDer Aktienkurs legte vorbörslich um rund 1,5 Prozent auf 76 Franken zu. Von Zufriedenheit kann in Vevey dennoch keine Spur sein: vor drei Wochen erst notierte das Papier bei einem Mehrjahrestief von 71 Franken. Die Turbulenzen der vergangenen Monate wirken nach: Der frühere CEO Laurent Freixe musste nach einer internen Untersuchung über ein Verhältnis mit einer Untergebenen abtreten, kurz darauf folgte Verwaltungsratspräsident Paul Bulcke.
Navratil hat den Chefposten vor eineinhalb Monaten also Knall auf Fall übernommen. Zusammen mit Verwaltungsratspräsident Pablo Isla stellt er nun das neue Führungsduo des Konzerns.
Die Erwartungen an die beiden sind hoch: Nach Jahren mit schwachem Wachstum und Führungsfehlern im Management muss Nestlé wieder auf Kurs kommen. Navratil, zuvor Chef von Nespresso, dürfte dafür etwas Zeit erhalten. Viel Raum für Fehltritte bleiben ihm allerdings nicht.
Mehr folgt.
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