Julius Bär Global Wealth Report: Luxusleben wird günstiger – zum ersten Mal seit Jahren

Eigentlich kennt der Luxus nur eine Richtung: nach oben. Doch die aktuelle Global Wealth and Lifestyle Studie von Julius Bär zeigt eine überraschende Wendung. Die Kosten für das Leben als vermögende Person sind 2025 um 2 Prozent in US-Dollar gefallen. Das ist ein nennenswerter Kontrast zu den üblichen Steigerungen von über 5 Prozent jährlich.
Die Julius-Bär-Studie basiert auf Preisdaten aus 25 Städten weltweit sowie einer Befragung von 360 vermögenden Personen mit mindestens einer Million US-Dollar Anlagevermögen.
Technologie-Crash trifft LuxusgüterDer Hauptgrund für diesen Rückgang liegt in einem unerwarteten Bereich: Technologie. Die Preise für Tech-Produkte brachen um 22,6 Prozent ein. Hauptsächlich führten neue Apple-Chips dazu, dass Macbook-Preise drastisch sanken. Parallel dazu gerieten klassische Luxusgüter unter Druck: Handtaschen (minus 3,5 Prozent), Schmuck (minus 3,3 Prozent) und Champagner (minus 4,2 Prozent) sanken merklich im Preis.
„Das spiegelt eine schwächere Nachfrage nach Luxusgütern wider, da Verbraucher ihre Ausgaben von materiellen Gütern hin zu Erlebnissen verschieben“, erklärt Julius Bärs Forschungsleiter Christian Gattiker-Ericsson. Für Portfolios mit Luxusaktien sei das ein wichtiges Signal.
Europa wird konservativer – Asien bleibt risikofreudigBesonders relevant für deutsche Vermögensverwalter: Die Studie zeigt eine wachsende Kluft im Anlageverhalten zwischen den Regionen. Europäische und nordamerikanische vermögende Anleger werden zunehmend konservativer. Sie setzen verstärkt auf Vermögenserhalt statt Vermögensmehrung.
Das zeigt sich konkret in der Vermögensaufteilung: Immobilien haben Aktien als beliebteste Anlageklasse in Europa überholt – ein Novum. Gleichzeitig bevorzugen europäische Vermögende zum ersten Mal „Value for Money“ als wichtigsten Kaufgrund für Luxusgüter, noch vor Heritage und Innovation.
Anders in Asien, dem Nahen Osten und Lateinamerika: Dort bleiben Anleger risikofreudig, streuen ihre Portfolios stärker und investieren häufiger in Zukunftstrends oder werteorientierte Anlagen. 68 Prozent der Investoren aus dem asiatisch-pazifischen Raum erhöhten ihre Investitionen. In Europa sind die Werte deutlich konservativer.
Der Langlebigkeits-Boom verändert FinanzplanungEin Megatrend erfasst alle Regionen: 87 bis 100 Prozent der befragten Vermögenden investieren aktiv in ihre Langlebigkeit – von Lifestyle-Änderungen bis hin zu Gentherapie und Kryokammern. Dieser Trend hat direkte finanzielle Konsequenzen: Die Mehrheit der Anleger würde ihre Vermögensstrategie anpassen, falls sie zehn Jahre länger leben sollte.
Für Vermögensverwalter bedeutet das: Finanzpläne müssen längere Zeiträume berücksichtigen. Gleichzeitig eröffnen sich neue Möglichkeiten in Gesundheit, Wellness und Langlebigkeitstechnologien.
Sektorwandel: Von Luxus zu ExperiencesDer dokumentierte Wandel von materiellen Gütern zu Erlebnissen spiegelt sich auch in den Sektorpräferenzen wider. Während traditionelle Luxusgüterhersteller unter Druck stehen, boomen Travel-, Hospitality- und Wellness-Segmente. Business-Class-Flüge verteuerten sich um 18,2 Prozent – hauptsächlich getrieben von Urlaubsreisenden statt Geschäftsreisenden.
„Smart Luxury Brands“ wie LVMH reagieren bereits mit Erlebnisangeboten wie dem Belmond-Luxuszug-Portfolio. Andere Marken diversifizieren in Spas und Gastgewerbe.
Der Trump-Faktor: Daten vor dem HandelskriegEin wichtiger Hinweis: Die Daten wurden im März 2025 erhoben, vor der Ankündigung neuer US-Zölle. Gattiker-Ericsson bezeichnet die Ergebnisse daher als „finale Momentaufnahme vor der aktuellen Situation“ – die nächste Studie werde „eine faszinierende ‚Nachher'-Perspektive“ liefern.
Für europäische Vermögensverwalter könnte sich daraus eine Chance ergeben: Sollten Handelskonflikte die USA als Anlagestandort belasten, könnte Europa als „sicherer Hafen“ profitieren. Das würde die bereits beobachtete konservative Haltung europäischer Anleger bestätigen.
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