Führerschein im Ausland: Was kostet die Fahrerlaubnis in Nachbarländern?

3400 Euro kostet ein Führerschein in Deutschland im Schnitt. Wenn besonders viele Fahrstunden oder eine wiederholte Prüfung nötig sind, können auch 4000 Euro und mehr fällig werden.
Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder will das ändern. Der CDU-Politiker hat sich vorgenommen, den „Lappen“, der schon lange eine Plastikkarte ist, wieder bezahlbar zu machen. Erreichen will er das vor allem durch mehr Digitalisierung. Apps sollen beim Büffeln der Theorie helfen, Fahrsimulatoren beim Trainieren der Praxis. Die Zahl der teuren Fahrstunden soll dadurch sinken.
Auch der fast 1200 Punkte umfassende Fragenkatalog der Theorieprüfung soll um ein Drittel schrumpfen und sich vor allem auf Verkehrssicherheit beschränken. Ein Blick in europäische Nachbarländer zeigt, was funktioniert, was nicht – und dass die Kosten auch dort zum Teil happig sind.
Bei den Führerscheinkosten hat Frankreich im Vergleich zu Deutschland klar die Nase vorn: Zwischen 1300 und 2100 Euro mussten Fahranfänger dort im vergangenen Jahr berappen. Die Preise schwanken abhängig von den Regionen – im ländlichen Raum ist es günstiger, rund um Paris und in den Bergen teurer. Jugendliche können die Theorieprüfung beim begleiteten Fahren bereits ab 15 Jahren ablegen, sonst ab 16. Dabei müssen sie 35 von 40 Multiple-Choice-Fragen richtig beantworten – die Vorbereitung dazu läuft über Fahrschulen oder auch online. Eine Mindestanzahl von Theoriestunden gibt es nicht.
Man muss in Frankreich auch nicht erst volljährig werden, um alleine Auto fahren zu dürfen: Die praktische Fahrprüfung ist schon mit 17 Jahren möglich. Einen Teil der erforderlichen Ausbildung können die Fahrschüler auf Fahrsimulatoren absolvieren – wie es auch in Deutschland künftig möglich sein soll. Wer die Technik nutzt, kann den Anteil der Pflicht-Fahrstunden von 15 auf 10 reduzieren. Mit den Pflichtstunden kommen allerdings auch die Franzosen selten aus. 30 bis 35 Fahrstunden brauchen sie im Durchschnitt.
Geduld ist wie in Deutschland bei den Prüfungsterminen gefragt – in einigen Departements muss man mehrere Monate darauf warten. Hat man einen ergattert, muss man mindestens 25 Minuten fahren, ein technisches Element checken und zwei Fahrmanöver – wie Einparken oder Rückwärtsfahren – absolvieren. Das klappt offenbar längst nicht immer: Die Durchfallquoten liegen ähnlich wie in Deutschland bei etwa 40 Prozent.
Grundsätzlich müssen Fahrschulen in Frankreich ihre Preise transparent auf der Website ausweisen. Allerdings halten sich nicht alle daran. Erfolgs- und Durchfallquoten werden unter anderem auf Vergleichsportalen und auch auf einer landesweiten Liste veröffentlicht.
Der britische Führerschein wirkt auf den ersten Blick wie ein lockerer Selbstversuch: keine Pflichtstunden in Theorie oder Praxis, kein starres Programm, viel „learning by doing“. Denn mit der „provisional licence“ darf, wer 17 Jahre alt ist, privat mit einer Begleitperson üben, um Fahrpraxis zu erlangen.
Die Regelung klingt großzügig, führt aber in der Realität oft zu mehr Unterrichtsstunden. Weil viele Fahranfänger zum Bestehen der Prüfung am Ende eben doch professionelle Anleitung benötigen, summieren sich die Kosten. Für Fahrstunden werden umgerechnet zwischen 41 und 47 Euro fällig; bis zur Prüfungsreife kommen leicht 40 bis 50 Stunden zusammen. Unterm Strich zahlen Briten dann häufig rund 1.700 Pfund, etwa 2.000 Euro, für die begehrte Lizenz.

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In der Theorieprüfung reicht es zudem nicht, nur Kästchen anzukreuzen. Ein wichtiger Teil ist der sogenannte „Hazard Perception Test“: In kurzen Videoclips müssen die Prüflinge Gefahrensituationen frühzeitig erkennen. In der Praxisprüfung müssen Kandidaten rund 20 Minuten „independent driving“ absolvieren – sprich: eigenständig nach Navi-Anweisungen fahren. Wer im Automatikauto prüft, erhält zunächst nur eine Automatik-Lizenz; Schaltwagen sind damit nicht abgedeckt.
Für Frust sorgen im Königreich die langen Wartezeiten auf Praxistermine und eine hohe Durchfallquote. Zudem locken dubiose Drittanbieter mit „schnellen Slots“, die dann jedoch oft nicht zur Verfügung stehen. Die Behörden raten daher dringend dazu, ausschließlich über die offizielle Seite GOV.UK zu buchen. Immerhin tut sich digital etwas: Das Vereinigte Königreich testet einen digitalen Führerschein, modernisiert das Buchungssystem und bietet mit „Ready to Pass?“ praktische Online-Hilfen für die Vorbereitung an.
Die Schweiz ist ein teures Pflaster, das gilt auch für den Führerschein. Die Kosten zur Erlangung des Dokuments liegen zwischen 2.500 und 4.500 Schweizer Franken (2.700 bis knapp 4.900 Euro), je nach Kanton und Zahl der Fahrstunden. Die Schweizer kennen keine Mindest-Stundenzahl, um die praktische Fahrprüfung abzulegen. Wann es so weit ist, entscheidet die Fahrschule. Die Fahrschule Bettina Buess aus dem Kanton Basel-Land berichtet: „Der gesamtschweizerische Durchschnitt der letzten Jahre liegt bei 32 Fahrstunden.“

Ab 17 Jahren können Personen den „Lernfahrausweis“ erwerben, um letztlich ab 18 Jahren den Führerschein zu erlangen. Sie müssen eine Lernphase von zwölf Monaten durchlaufen, bevor sie zur praktischen Fahrprüfung für den Führerschein antreten dürfen. Beaufsichtigt wird die Phase von einem Fahrlehrer. Voraussetzung ist das Bestehen der theoretischen Prüfung. Mit dem Lernfahrausweis will die Schweiz die Verkehrssicherheit erhöhen. „Je mehr begleitete Lernfahrten vor der praktischen Prüfung stattfinden, desto kleiner ist danach das Unfallrisiko“, heißt es von Regierung. Der Lernfahrausweis gilt in der Regel ein Jahr.
In Dänemark kostet die Fahrerlaubnis im Schnitt umgerechnet 3000 Euro – ist also nicht wesentlich günstiger als hierzulande. Dazu müssen mindestens 29 Unterrichtsstunden im Theorieunterricht und 24 Fahrstunden à 45 Minuten absolviert werden. In der Theorie-Prüfung gilt es, 25 Fragen zu beantworten, bei jeder gibt es vier Antwortmöglichkeiten. Maximal darf man fünf Fehler machen.
Voraussetzung für das Beantragen eines Führerscheins ist neben einem ärztlichen Attest, das ausreichende Sehkraft und ein funktionierendes Gehör bescheinigt, der Besuch eines Erste-Hilfe-Kurses sowie ein „gewöhnlicher Wohnsitz“ in Dänemark.
Minderjährigen ist das Fahren eines Autos in Dänemark grundsätzlich untersagt. Mit dem Fahrschulunterricht für den Pkw-Führerschein kann man frühestens beginnen, sobald man 16 Jahre und 9 Monate alt ist. Ein Führerschein ab 17 ist an besondere Voraussetzungen geknüpft, im Regelfall gibt es die Fahrerlaubnis in Dänemark ab 18.
Eine praktische Fahrprüfung dauert typischerweise etwa 30 Minuten. Hat man die Prüfung bestanden, bekommt man an Ort und Stelle einen vorläufigen Führerschein ausgehändigt. Der gilt nur in Dänemark. Den richtigen Führerschein gibt es dann per Post nach drei bis vier Wochen.
rnd