Europas Hotellerie fordert Schadenersatz von Booking.com

Mehr als 10.000 Hotels aus ganz Europa haben eine Sammelklage gegen Booking.com eingereicht. Ziel ist es, Schadenersatz für 20 Jahre erzwungene Preisbindungen in Form von sogenannten Bestpreisklauseln zu fordern. Diese Klauseln hatten verhindert, dass Hotels ihre Zimmer abseits der Plattform - etwa auf der eigenen Website - günstiger anbieten durften. So sollten sogenannte Trittbrettbuchungen unterbunden werden.
Laut einem Urteil des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) vom Herbst 2024 sind diese Bestpreisklauseln jedoch kartellrechtswidrig. Die EuGH-Richter urteilten, dass Plattformen wie Booking.com auch ohne solche Vorgaben wirtschaftlich bestehen können. Im Zuge des neuen EU-Digitalgesetzes, dem Digital Markets Act (DMA), hatte die Online-Plattform die Klauseln im gesamten europäischen Wirtschaftsraum im selben Jahr bereits abgeschafft.

Wie Alexandros Vassilikos, Präsident der europäischen Hotelallianz Hotrec, sagte, litten europäische Hotels über Jahre hinweg unter den überhöhten Kosten und unfairen Bedingungen. Die Sammelklage sende somit ein klares Signal: "Missbräuchliche Praktiken im digitalen Markt werden von der Hotellerie in Europa nicht länger hingenommen."
Zuspruch aus ganz EuropaDie Klage wird vor einem Gericht in den Niederlanden verhandelt, da der Hauptsitz von Booking.com in Amsterdam liegt. Koordiniert wird das Verfahren von der Hotel Claims Alliance sowie unterstützt von Hotrec und mehr als 30 nationalen Hotelverbänden - darunter auch der Hotelverband Deutschland (IHA).
"Die Sammelklage erfährt einen überwältigenden Zuspruch", sagt IHA-Hauptgeschäftsführer Markus Luthe. Wegen der großen Resonanz wurde die Anmeldefrist bis zum 29. August verlängert.
Zwischen Abhängigkeit und KritikTrotz der Kritik bleibt Booking.com für viele Hotels unverzichtbar. Über die Plattform erreichen sie eine große Zahl potenzieller Gäste. Laut einer Studie von Hotrec und der Fachhochschule Westschweiz Wallis hielt der Mutterkonzern Booking Holdings 2023 einen Marktanteil von 71 Prozent in Europa – in Deutschland sogar 72,3 Prozent. Gleichzeitig ist der Anteil der Direktbuchungen in Deutschland zwischen 2013 und 2023 um gut acht Prozent gesunken.
ch/pg (dpa, SZ)
dw