Wie Joe Enochs den VfL Osnabrück vom Aufstieg träumen lässt: Neue alte Bremer Brücke


Die Tage der Bremer Brücke sind gezählt. Die teilweise marode Arena steht schon lange vor gigantischen Umbauplänen. Dass es sich nur noch um eine Frage der Zeit handelt, offenbarte etwa das wegen sicherheitsgefährdender Mängel am Stadiondach kurzfristig abgesagte Zweitligaspiel gegen Schalke 04 in der Saison 2023/24. Heißt: Bald wird das Stadion zur Baustelle, die Ost-, Süd- und Westtribüne müssen kernsaniert werden. Nur die erst 2008 errichtete Nordtribüne bleibt in ihrer heutigen Form erhalten. Entwarnung gibt es dennoch, für Romantiker: Die architektonischen Elemente, die die Bremer Brücke zur Bremer Brücke machen, sollen den aktuellen Plänen zufolge verschont werden. Dazu gehören die ikonische Pylonenkonstruktion, die 60-Grad-Winkel im Stadiondach und die vier Flutlichtmasten, die schon Abertausende Stadiongänger – und sogar Bahnfahrer – in ihren Bann gezogen haben. All das verspricht zumindest eine schicke Modellgrafik, die die Planer der „neuen“ Bremer Brücke in der vergangenen Woche vor Ort präsentiert haben.
Die Tage der Bremer Brücke sind gezählt. Die teilweise marode Arena steht schon lange vor gigantischen Umbauplänen. Dass es sich nur noch um eine Frage der Zeit handelt, offenbarte etwa das wegen sicherheitsgefährdender Mängel am Stadiondach kurzfristig abgesagte Zweitligaspiel gegen Schalke 04 in der Saison 2023/24. Heißt: Bald wird das Stadion zur Baustelle, die Ost-, Süd- und Westtribüne müssen kernsaniert werden. Nur die erst 2008 errichtete Nordtribüne bleibt in ihrer heutigen Form erhalten. Dennoch gibt es Entwarnung für Fußballromantiker: Die architektonischen Elemente, die die Bremer Brücke zur Bremer Brücke machen, sollen den aktuellen Plänen zufolge verschont werden. Dazu gehören die ikonische Pylonenkonstruktion, die 60-Grad-Winkel im Stadiondach und die Flutlichtmasten, die schon Abertausende Stadiongänger – und Bahnfahrer – in ihren Bann gezogen haben. All das verspricht zumindest eine schicke Modellgrafik, die die Planer der „neuen“ Bremer Brücke in der vergangenen Woche vor Ort präsentiert haben.
Dass man im Vereinsumfeld heute mit mehr Wohlwollen, teilweise sogar mit Vorfreude auf die Umbaupläne blickt, liegt nicht zuletzt an der Gesamtstimmung im Verein. Als die Stadt den Umbau vor ziemlich genau einem Jahr endgültig beschloss, glich sie noch einem gewissen Fatalismus: Osnabrück drohte damals der Absturz in den Amateurfußball, der VfL stand mit fünf Punkten aus acht Spielen auf dem letzten Tabellenplatz der 3. Liga. Wohlgemerkt als Absteiger aus der 2. Bundesliga. Erst der Berufsfeuerwehrmann Marco Antwerpen führte die Osnabrücker mit einer starken Rückrunde wieder in sichere Gefilde.
Heute, im Oktober 2025, ist der VfL kaum noch wiederzuerkennen: Von den zehn Spielen der laufenden Saison haben die Lila-Weißen nur eines verloren. Bedeutet: Platz drei in Liga 3. Wie haben die das bloß geschafft?
Joe Enochs hat den VfL auf Vordermann gebrachtFans des VfL leben in den vergangenen Monaten den Traum vieler Anhänger chronisch erfolgloser Traditionsvereinen, der eigentlich nie Realität wird: Eine Klubikone bringt die Welt in Ordnung. In Osnabrück bedeutet das: Joe Enochs macht das. Der US-Amerikaner ist Rekordspieler des VfL und war nach dem Ende seiner aktiven Karriere 2008 als Nachwuchschef, Jugend-, Interims- und Cheftrainer im Verein aktiv. Nach seiner Entlassung als Trainer der ersten Mannschaft im Oktober 2017 kehrte Enochs den Lila-Weißen, obwohl diese ihm eine andere Funktion angeboten hatten, den Rücken zu. Der Ex-Profi wollte damals unbedingt als Cheftrainer arbeiten: „Ich bin und bleibe Osnabrücker, aber arbeiten kann ich auch woanders“, sagte er damals der Neuen Osnabrücker Zeitung.
Und das tat Enochs auch, zumindest bis zu diesem Jahr. Nach Stationen in Zwickau und Regensburg kehrte er im Sommer in die neu geschaffene Rolle als Direktor Fußball nach Osnabrück zurück. Und ist zwar nicht der Architekt des neuen Stadions, aber der des aktuellen sportlichen Erfolgs.
Der wichtigste Transfer: Trainer Timo SchultzIm Sommer 2025 krempelte der heute 54-Jährige den Kader des VfL einmal aufs links. 19 Spieler sagten der Bremer Brücke ade, darunter Toptorjäger Ba-Muaka Simakala, 20 neue Profis kamen. Der wichtigste Deal aber war ein anderer: Als Cheftrainer installierte Enochs Timo Schultz. Der Ostfriese war zuvor lange bei St. Pauli, kurzzeitig beim 1. FC Köln in der Bundesliga und beim FC Basel beschäftigt. Bei den Schweizern flog er 2023 bereits zwei Monate nach Saisonstart. „Das war unser Königstransfer“, lobhudelte ihn Enochs trotzdem zu Beginn der Drittligasaison.
Bislang scheint diese Personalentscheidung aufzugehen. Im Gegensatz zu Schultz’ Spielausrichtung bei seinen bisherigen Trainerstationen steht in Osnabrück klar die Defensive im Vordergrund. Die Abwehr ist bisher das Prunkstück des „neuen VfL“. Nach zehn Spielen stellen die Lila-Weißen mit nur sechs Gegentoren die mit Abstand beste Defensive der 3. Liga. Zum Vergleich: In der Vorsaison hatte Osnabrück zum gleichen Zeitpunkt schon 20 Gegentore kassiert. Flankiert von den jungen Wilden Yigit Karademir, Theo Janotta oder Robin Fabinski führt Abwehrrecke und Kapitän Jannik Müller die Schultzsche Dreierkette bisher unfallfrei durch die Saison. Das Team zeichnet sich nicht länger durch einzelne Spieler aus, sondern durch eine neue, kollektive Intensität und Galligkeit gegen den Ball. „Im eigenen Tor verteidigen sind wir schon sehr gut, im Umschalten ist es okay. Und im Toreschießen werden wir sicher noch besser werden“, zog der Cheftrainer nach dem Sieg gegen Jahn Regensburg am 9. Spieltag ein erstes Zwischenfazit.
Eigentlich hätte ein Schultz-Bekannter aus Kölner Zeiten die Aufgabe des Knipsens übernehmen sollen: Sargis Adamyan. Im Sommer flirteten die Osnabrücker offensiv mit einem Transfer des Armeniers vom FC an die Bremer Brücke. Aber Adamyan sagte ab, woraufhin Osnabrück Robin Meißner per Leihe aus Dresden verpflichtete. Der hatte zunächst arge Anlaufschwierigkeiten, traf zuletzt gegen den Waldhof aber doppelt.
In Osnabrück lädt also nicht nur das neue Stadion zum Träumen ein.
11freunde